Bezaubernde Premiere auf der Moosegg

  07.07.2021 Aktuell, Foto, Bildung, Kultur, Gesellschaft, Region

Die Freilichtspiele Moosegg sind bei ihren Produktionen immer wieder für gelungene Überraschungen gut – so auch dieses Jahr. Nach dem erfolgreich über die Bühne gegangenen Musical «I do! I do!» feierten die Mitwirkenden der Produktion «Katharina Knie» am vergangenen Freitag vor zahlreichem Publikum eine glanzvolle Premiere. Zugegeben, in den ersten fünf Minuten waren die – naturgemäss starren – Masken der Spielerinnen und Spieler etwas gewöhnungsbedürftig. Wer sich aber auf das Spiel einliess, liess sich bereits nach kurzer Zeit nicht mehr durch diese irritieren. Im Gegenteil: Durch das Wegfallen der Mimik und den dadurch umso wichtigeren körperlichen Ausdruck geriet das Publikum unversehens in die zauberhaft faszinierende Welt des Zirkus hinein. Eine Welt, die durch die überproportional grossen Masken der Zirkusfiguren gleichzeitig unwirklich und doch real erschien, die Sein und Schein in ganz spannender Weise verband und vermischte. Eine Welt, die ihre Faszination bis zum Schluss des Stücks behielt, als Katharina Knie das Zeichen zum Aufbruch gab.

Erfolg basiert auf vielen Faktoren
Der Erfolg dieser Produktion, die antikes Maskenspiel, menschliches Puppentheater und modern inszeniertes Volksstück auf äusserst gelungene Art und Weise kombiniert, ist auf etliche Faktoren zurückzuführen, von denen hier nur die wichtigsten erwähnt seien:
Domenico Blass hat mit seiner klug gekürzten schweizerdeutschen Überarbeitung eine freilichttheater-taugliche Fassung geschaffen, die trotz grosszügiger Kürzungen den Charme und Zauber von Zuckmayers Stück behält und das Publikum die Welt des Zirkus Knie von anno dazumal miterleben lässt. Regisseur Simon Burkhalter hat mit seinen knapp 20 Spielerinnen und Spielern in rund 60 Proben eine liebevolle Inszenierung erschaffen, die einem ins Herz geht, einen aber auch immer wieder über die wunderschönen und ergreifenden Bilder staunen lässt, die Burkhalter mit dem an und für sich kargen Bühnenbild, wenigen Requisiten und den Spielenden schafft. Renate Tschabold hat multifunktionale, bis ins Detail durchdachte Kostüme erschaffen. Marina Keller hat die – den echten Schauspielenden gleichenden (!) – Ganzmasken puppenhaft-bezaubernd ausgestattet. Bruno Leuschner umrahmt und untermalt die Inszenierung musikalisch wunderbar stimmig und Barbara Bortoli hat mit den Spielenden zu den Figuren und Situationen passende Choreografien einstudiert. Timo Kobel sorgt schliesslich dafür, dass alle im richtigen Licht stehen und der Ton stimmt – bei all den Mikrofonen unter der Maske eine nicht zu unterschätzende Aufgabe. Und nicht zuletzt sind all die Amateurspielerinnen und -spieler zu nennen, die während 90 Minuten mit Engagement und Herzblut, differenzierter Körpersprache und sprachlicher Klarheit und mit grosser Spielfreude den Funken der Begeisterung ins Publikum überspringen lassen.
Fazit: eine absolut besuchenswerte Produktion, wobei vorsichtshalber eine warme Wolldecke und Regenkleidung (keine Schirme) mit von der Partie sein sollten … afu


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