Sturmopfer Wildtier
03.08.2021 Aktuell, Utzenstorf, Foto, RegionDas Team der Wildstation unter der Leitung von Dr. med. vet. Ulrike Eulenberger hat stets viele Tiere zu betreuen, am intensivsten in der Brutsaison von April bis September. Täglich werden bis zu 50 Wildtiere zur Pflege gebracht. Darunter befinden sich vor allem Jungtiere, welche aus dem Nest gefallen sind oder durch den Unfalltod der Eltern keine Überlebenschance hätten. Übermütige Teenager-Vögel, welche in Fensterscheiben geflogen sind oder Igel, welche von Rasenmähern überfahren wurden, gehören ebenfalls dazu. Die Wetterkapriolen dieses Sommers haben den Bestand der «Pfleglinge» jedoch nochmals anwachsen lassen. Der Sturm Ende Juni 2021, welcher uns noch in «bester» Erinnerung ist, hat in Grossaffoltern wie auch in Altreu Störche direkt verletzt oder deren Horste (Nester) von den Dächern geweht. Schwer verletzte Störche wurden vor Ort vom Wildhüter erlöst, die restlichen Tiere – vor allem Jungtiere – wurden nach Utzenstorf in die Wildstation gebracht. Die elf Störche aus Grossaffoltern und deren zwei aus Altreu wurden narkotisiert und untersucht: Haben sie Brüche, Verrenkungen oder gar innere Verletzungen? «Zum Glück» wurden nur Platzwunden, Blutergüsse und Verstauchungen diagnostiziert und fachgerecht behandelt.
Weitere Unfallopfer
Am Tag nach dem Unwetter fanden sich neben den Störchen weitere 30 Tiere in der Wildstation ein. Auch diese untersuchte und behandelte man selbstverständlich. Die Wildstation Landshut ist in diesem Sinne ein Spital und kein Zoo. Es gibt den Naturlehrpfad mit Volieren mit Tieren, welche nicht mehr ausgewildert werden können. Besucher sind auf dem Naturlehrpfad herzlich willkommen. Im «Spitalbereich» sind Besucher grundsätzlich nicht erwünscht, da der Stress für die Tiere zu gross wäre. Jedoch kann man im Rahmen einer Führung hinter die Kulissen blicken.
Wie geht es bei den Störchen weiter?
Weil es sich mehrheitlich um Jungtiere handelt, welche noch unselbstständig sind und auch keinen Horst mehr haben, dauert die Pflege etwas länger – bei Alttieren circa eine Woche, bei Jungtieren rund einen Monat. Ulrike Eulenberger erzählt, dass jeder Jungstorch täglich zehn Küken vertilgt, ausser einem einzigen Feinschmecker, der nur Mäuse fressen wollte. Egal ob Küken oder Maus, die Fütterung eines einzelnen Storchs schlägt mit rund 1000 Franken zu Buche!
Die Jungstörche werden alle zusammen als Kindergartengruppe in ihrer alten Heimat ausgewildert. Die Horste sind zwar weg, die Altvögel sind aber noch da und so können sich die Familien wieder finden. Dank der längeren Pflegezeit sind die Jungvögel nun selbstständig, können überleben und machen sich schon bald auf den Weg Richtung Süden. Eine interessante Information am Rand: Kirchberg, Utzenstorf und Wiler liegen auf der internationalen Durchzugsroute der Störche. Dieses Phänomen kann jeweils im Spätsommer/Herbst gut beobachtet werden, wenn sich die Vögel auf grösseren Feldern sammeln, um gemeinsam die Alpen zu überqueren.
Die Wildstation Landshut
Das Team der Wildstation Landshut besteht aus acht Personen. Man spürt bei ihnen eine Genugtuung, dass ihnen diese grosse Herausforderung geglückt ist. Natürlich hat das Team stets Hilfe von Zivildienstleistenden und Freiwilligen, denn ohne diese ginge es schlichtweg nicht. Dr. Ulrike Eulenberger stellt fest, dass die Bekanntheit der Wildstation Landshut in der letzten Zeit gestiegen ist und deshalb auch mehr Leute verletzte Tiere abliefern (die Wildstation holt keine Tiere ab). Was viele nicht wissen: Die Wildstation ist eine Stiftung, welche auf Spendengelder angewiesen ist und ausschliesslich von diesen lebt. Obwohl die Wildhüter Tiere bringen und auch wieder auswildern, beteiligen sich weder Bund noch Kanton an den Kosten. Damit die Wildstation weiterbestehen (und beispielsweise Küken und Mäuse kaufen) kann, braucht sie weiterhin Spendengelder. Informationen zu Spenden und Patenschaftsmöglichkeiten findet man unter
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Wie erwähnt, erhält der Besucher oder die Besucherin auf dem Naturlehrpfad interessante Informationen zu den Wildtieren. Und wer weiss, vielleicht sieht man in den Volieren ein paar Tiere. Doch wie erwähnt ist die Wildstation kein Zoo, sondern ein Spital. Wer die Wildstation und den Naturlehrpfad besuchen will, findet diese neben dem Schloss Landshut in Utzenstorf oder unter www.wildstation.ch.
Alexandra Weber