In der malerischen Kulisse der Räume des Schloss Jegenstorf wurde die Lesung von Mirko Beetschens Schauerroman «Bel Veder» zum faszinierenden Erlebnis für die Zuhörerschaft.
«Die Geschichte ist keine Gute-Nacht-­Geschichte, eher ein Schauerspiel», meinte der 2019 mit dem Literaturpreis des Kantons Bern ausgezeichnete Autor. Zusammen mit der Appenzeller-Hackbrett-Künstlerin Barbara Schirmer liess er die auf protokollierten Ereignissen basierende Geschichte auf der Bühne lebendig werden: eine Geschichte mit thrillerartiger Atmosphäre, die Gänsehautmomente garantierte.

Die Handlung
Der Besitzer eines seit Jahrzehnten leer stehenden Hotels im Berner Oberland ist spurlos verschwunden und wird für tot erklärt. Seine Enkelinnen Eleanor und ihre Zwillingsschwes­ter erben das sagenumwobene Haus und werden vom Schauder mystischer Ereignisse gefangen genommen.
Mit Bedacht gewählte Worte machen zum einen die Faszination der (fiktiven) Geschichte aus. Zum andern wird sie im von
Barbara Schirmer gewobenen Klangteppich zum Hörspielerlebnis. Wenn kalte Schauer bei einigen den Rücken hinabkrochen, lag
es sicher nicht nur an der Kühle des Schlossraumes.

Poet und Musikrevolutionärin
Verbal und musikalisch bauten der Poet und die als Revolutionärin auf dem Hackbrett gerühmte Musikerin Spannung auf, die sich wohl erst beim Lesen dieser Gotik-Novelle lösen wird. Beetschen machte «gwundrig», mehr über all das Unvorhergesehene, Angedeutete der Erzählung zu erfahren. Die bildhafte Sprache im «Dialog» mit den bisweilen schaurig-schönen Hackbrettklängen, das Spiel mit Licht und Dunkelheit kolorierte den Abend im Schloss als «gfürchig», waren sich zwei ältere Damen einig. Er bot auf jeden Fall ausreichend Gesprächsstoff beim Apéro, zu dem die Gastgeberin, die Kommission für Erwachsenenbildung und Kultur, eingeladen hatte.

Sylvia Mosimann