Die Localnet AG erhöht Gaspreise massiv

  11.11.2021 Aktuell, Wirtschaft, Foto, Region, Burgdorf

«Seit ich vor 20 Jahren die Leitung der Localnet AG übernommen habe, habe ich noch nie eine solche Dynamik am Energiemarkt erlebt», liess Urs Gnehm, CEO der Localnet AG, vergangene Woche in einer Medienmitteilung verlauten. Er bezog sich dabei auf die aktuelle Preiserhöhung am Gasmarkt. «Wir haben aktuell eine sehr aussergewöhnliche Situation und es treffen diverse unglückliche Marktfaktoren aufeinander, sodass auch wir gezwungen sind, die Gaspreise – zumindest kurzfristig – massiv zu erhöhen», so Gnehm weiter.
Der Preis für Localnet-Gaskundinnen und -kunden steigt für die nächste Rechnungsperiode um weitere 5,2 Rp./kWh (exkl. MwSt.). Zu spüren bekommen dies nicht nur die Industriekunden, sondern auch die Haushaltkunden, welche von der Localnet AG Gas beziehen. Dem CEO ist es dabei wichtig zu betonen, dass die Marge der Localnet mit dieser Preiserhöhung nicht erhöht wird und dass er davon ausgeht, dass sich die Situation bald wieder etwas beruhigen wird und die Preise dann auch wieder gesenkt werden können.
Die Localnet AG bezieht das Gas bei der Gasverbund Mittelland AG, welche für sie und 14 weitere Gasversorger (u.a. Basel, Bern, Biel, Thun und Solothurn) die Mengen bündelt und möglichst vorteilhaft einkauft. Gegen die unerwartete «Preisexplosion» an den internationalen Märkten konnte aber auch diese Einkaufsgemeinschaft nichts ausrichten und muss nun die Preise kurzfristig und massiv erhöhen. «Die Localnet AG und ihre Kunden sind leider nicht die Einzigen, welche von dieser negativen Entwicklung betroffen sind», teilte das Unternehmen mit.
Die Localnet AG erklärt, woher die aktuelle Gaspreiserhöhung stammt: Der Hauptgrund für den hohen Preisanstieg ist die stark gestiegene Gasnachfrage in China, wo vermehrt Gaskraftwerke zur Stromproduktion benötigt werden. Gas wird aber auch auf dem europäischen Kontinent vermehrt verstromt. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Rückzug aus der Kernenergie braucht es die Gaskraftwerke, um beispielsweise eine Windflaute oder einen Regentag kompensieren und genügend Strom zur Verfügung stellen zu können. Auch das Wetter und die Wetteraussichten spielen aktuell eine grosse Rolle. So hat beispielsweise der kalte Frühling dazu geführt, dass die europäischen Gasspeicher wenig gefüllt waren und man diese aus Angst vor einem kalten Winter und damit verbunden aus Angst vor Versorgungsengpässen rasch wieder auffüllen will.
Es gibt aber nicht nur eine erhöhte Nachfrage, sondern auf der anderen Seite auch eine Verknappung des Angebots. So führte die Corona-Situation beispielsweise dazu, dass notwendige Wartungsarbeiten an Speichern und Gasförderplattformen in der Nordsee auf dieses Jahr verschoben wurden und diese aktuell nicht zur Verfügung stehen. Dazu kommen auch noch politische Einflussfaktoren. So erfüllt die russische Gazprom nach Angabe ihrer Marktpartner zwar alle ihre vertraglichen Verpflichtungen, sie liefert aber keine Zusatzmengen.
Schlussendlich führt das gleichzeitige Zusammentreffen der vorgenannten negativen Einflüsse auf den Gaspreis zu Nervosität und teilweise hektischen Reaktionen der Marktteilnehmer.
Zusammengefasst erleben wir momentan eine Situation an den Handelspunkten, die schwer einzuschätzen ist. Zumindest mittelfristig lässt sich auf eine Reduktion des aktuell extrem hohen Preisniveaus hoffen. So haben bereits Versprechen für zusätzliche Gaslieferungen vom russischen Staatschef, Vladimir Putin, kurzfristig dazu geführt, dass die Gaspreise gesunken sind.
«Es fällt nicht leicht, eine solche Botschaft zu übermitteln, und wir danken unseren Kundinnen und Kunden für das Vertrauen und das Verständnis. Wir hoffen sehr, dass wir die Preise möglichst bald wieder auf ein verträgliches Niveau senken können», so der CEO abschliessend. zvg




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