Es wird ruhiger im Garten

  01.12.2021 Aktuell, Region, Burgdorf, Gesellschaft

Was jetzt im Garten passiert, ist Entschleunigung pur. Die Natur verfällt in eine Winterruhe, speichert ihre Kraft und ruht sich aus fürs nächste Jahr. Pflanzen wie die Rhabarber haben ihre Kraft im unterirdischen Wurzelwerk gespeichert. Nehmen Sie sich die Natur zum Vorbild und lassen Sie es zumindest im Garten auch ruhiger angehen. Ich kenne die Versuchung, alles Abgestorbene zu entsorgen, damit der Garten aufgeräumt in den Winter gehen kann. Probieren Sie zu widerstehen, vielleicht erst einmal in einem kleinen, wenig einsehbaren Gartenteil? Braun gewordene Pflanzen dienen allerlei Nützlingen als Nahrung, nicht zuletzt den Regenwürmern. Einige Insekten überleben in hohlen Pflanzenstängeln und die Vögel profitieren von Samenständen, die über Winter stehen bleiben dürfen. Besonders wichtig ist, dass der Boden nicht nackt der Kälte und dem Regen ausgesetzt ist. Und wie ginge das einfacher und günstiger, als die alten Pflanzen stehen zu lassen?

Von der Bodenpflege
Ohne gute Erde geht gar nichts im Garten. Guter Boden ist ein sehr wertvolles Gut und nur beschränkt vorhanden. Bis neuer fruchtbarer Boden entsteht, kann es je nach Gegend Hunderte bis Tausende Jahre gehen. Wie wir mit unseren Böden umgehen, hat also durchaus Einfluss auf kommende Generationen. Auch wenn wir das von blossem Auge nicht sehen: Gesunde Böden wimmeln nur so von Leben. Mikroorganismen, auch Pilze verarbeiten die vermeintlichen «Abfälle» und ermöglichen so den Pflanzen die Nährstoffaufnahme, ein genialer Kreislauf. Die Lebensgemeinschaft dieser kleinen Helfer können wir unterstützen, indem wir den Boden richtig pflegen. Es braucht regelmässiges «Futter», zum Beispiel in Form einer Mulchschicht oder durch ganzjährige Bepflanzung. Auch die beliebte Abdeckung mit Tannästen hilft. Ohne Nachschub für den Boden verliert er nicht nur an Fruchtbarkeit, er verschwindet sogar. In Gegenden mit intensivem Ackerbau ist das langsame Verschwinden der fruchtbaren Ackerkrume ein bekanntes Problem.

Von «Bodengesprächen»
Das Erdreich ist immer noch reich an Überraschungen. So wurde erst kürzlich entdeckt, dass Pflanzen über das unterirdische Pilzgeflecht miteinander kommunizieren können und so zum Beispiel andere Pflanzen vor Schädlingen warnen. Es ist sogar möglich, dass Pflanzen Nahrung an kranke Nachbarn weitergeben können. Bekannt ist das Beispiel einer Albino-Pflanze, die ohne Chlorophyll kein Sonnenlicht in Energie umwandeln konnte. Dank ihrer Nachbarn hat die Albino-Pflanze trotzdem überlebt. Wir sind erst dabei, diese faszinierende Lebenswelt zu entdecken. Vieles ist noch verborgen, klar ist aber: Es lohnt sich, die Grundlage unseres Lebens zu schützen. Wer nachhaltige Lebensmittel kauft, schützt nicht nur den eigenen Garten, sondern auch Boden anderswo.

Vom Wiederverwerten alter Erde
Am besten landet gebrauchte (Topf-)Erde auf dem Kompost. Vermischt mit anderen Grünabfällen kann sie im nächs­ten Jahr als Kompost wieder eingesetzt werden. Die anderen Grünabfälle sorgen für neue Nährstoffe und Struktur.
Falls Sie keinen Kompost haben oder der Austausch der Erde zu aufwendig ist, dann sieben Sie die alte Erde und entfernen Sie Wurzelreste. Die Erde sollten Sie auch über den Winter etwas feucht halten, damit die Mikroorganismen überleben. Im Frühling braucht die Erde dann tüchtig Dünger (Menge gemäss Packungsangabe) und neues Strukturmaterial, das können zum Beispiel China-Schilf oder Hanfhäcksel sein. Dieses Strukturmaterial sorgt dafür, dass sich die Wurzeln optimal der Wasser- und Nährstoffversorgung widmen können.
Was für den Boden im Winter eine ideale Kur ist, freut auch die Kinderherzen: eine dicke Schneedecke. Weil Schnee langsam in den Boden eindringt, kann viel Feuchtigkeit aufgenommen werden, die den Pflanzen einen optimalen Start im Frühling ermöglicht. Schnee ist ein wunderbares Isolationsmaterial, das Ihren Boden vor allzu grosser Kälte schützt und erst noch die winterliche Landschaft verzaubert.

Gabrielle Hochuli


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote