Der einzigartige Weg eines Bachlaufes, Teil 2/4
18.01.2022 Aktuell, Lyssach, Koppigen, Kirchberg, Foto, GesellschaftFortsetzung vom 11. Januar 2022,
«D’REGION»-Ausgabe Nr. 2.
Kirchberg
Der Mülibach strömt nun aus dem Düker (1898 erbaut) im Sandeggen und wird auf der Kirchbergseite Grüttbachkanal oder auch Gewerbekanal genannt. Dieser fliesst, nach einem Bogen, gerade Richtung Kirchberg. Er ist für Notfälle zu Beginn mit einem Wehr und einem Auslass in die Emme versehen. Unterwegs fliesst er nach einer Ausweitung durch den Drehrechen. Das Gewässer ist nun von dort her in ein grosses Rohr verlegt, welches eingedeckt am Schwimmbad vorbei zum Elsässer-Areal führt. Neben dem Drehrechen wird noch das Wiesenbächli weggeleitet, welches offen auf dem Damm ebenfalls zum Elsässer-Areal führt. Das Gewässer kommt dort vereint mit etwa 2000 Liter pro Sekunde an. Der Bach wird folglich zum Oberwasserkanal der nachfolgenden Turbine. Das Wasserschloss stammt aus dem Jahre 1889! Nun treibt das Gewässer die Turbine (Nr. 8) der Familie Elsässer an, welches über eine Leistung von etwa 120 Kilowatt verfügt. Beim Bachabschlag wird das noch bestehende Restwasser in den Teich rechts des Rechens gelassen und unter der Strasse durch wieder links vom Gebäude dem Unterwasserkanal zugeführt. Die Turbine ist wasserfrei für die Revision. Der Grüttbachkanal verläuft nach der Turbine in einer geraden Linie weiter Richtung Strassengabelung Eystrasse / Kanalweg. Kurz vor dieser Gabelung wird noch ein Teil des Gewässers abgezweigt und in die Emme geleitet. Dies sorgt dafür, dass im Grüttbachkanal die Wassermenge reguliert oder beim Bachabschlag das Wasser im Kanal bis zu einer Restmenge von etwa 150 Liter pro Sekunde eingestellt werden kann. Nach dieser Abzweigung hört man ein starkes Rauschen, das von einem Gefälle her kommt, welches von einem früheren Kraftwerk übrig geblieben ist. Der Grüttbachkanal verschwindet nun durch den Drehrechen in den Untergrund.
Kurz nach der Hauptstrasse, in der Nähe des Schulweges, ist der Bach ein Stück offengelegt. Es ist wiederum ein lautes Geräusch zu hören, weil an dieser Stelle ebenfalls einst ein Kraftwerk betrieben wurde. Dessen Turbine wartet auf Wiedererweckung. Der Kanal tritt nun an der Solothurnstrasse beim ersten Kreisel wieder hervor. Von dort fliesst er weiter, immer noch als Grüttbachkanal, zur Aeby-Mühle, wo mit etwa 1700 Liter pro Sekunde die Turbine (Nr. 9) von Werner Aeby mit einer Leistung von etwa 20 Kilowatt angetrieben wird. Der Kanal geht nun als breiter Bach und schön gestaltet, mit Besuch von vielen Wildenten, in der Nähe des Saalbaues rechts der Sporthalle Grossmatt vorbei bis zur Umfahrungsstrasse. Dort treibt er wieder eine Turbine (Nr. 10) an, deren Inhaber Peter Kast und Armin Meier sind und deren Leistung etwa 40 Kilowatt beträgt. Bei dieser Turbine wird noch ein Bächlein abgezweigt, welches in einer Röhre verlegt den Neuhof quert. Hinter dem Bauernhof liegt noch ein Stück des Gewässers offen. Es unterkreuzt dann eingedolt die Aefligenstrasse und fliesst als «Emmebächli» unterirdisch durch die Altwyden.
Der Bach fliesst anschliessend nach der Turbine in einem Düker unter der Umfahrungsstrasse und Bahn 2000 und folgend in einem Tunnel unter der Autobahn durch, wo er immer noch als Grüttbachkanal zwischen Neuhof Ost und Autobahn ans Tageslicht zurückkehrt. Nun allerdings eher als etwas ruhiges Gewässer einigermassen gerade weiterfliesst und schliesslich unter der Aefligenstrasse durch beim Wydenhof ankommt.
Da durchquert der Bach die Gehöftgruppe des Wydenhofs und fliesst unter der Solothurnstrasse durch in die allgemeine Richtung Autobahn. Dazwischen, wo der Kanal einen Bogen nach rechts macht, wird noch das «Grüenibächli» abgezweigt, welches in einem Rohr verlegt gegen Utzenstorf fliesst. Der Kanal geht dann weiter bis zur Autobahn. Dort biegt er in einem rechten Winkel nach links und verlässt den Kirchberger Boden.
Utzenstorf und Koppigen
Vor dem Bau der Autobahn in den Sechzigerjahren verlief der Bach von den Altwyden her durch die Matten gegen den «Utzistorfwald», dann in diesem am linken Saum entlang bis in die Grünau, wo er eine Säge antrieb. Von dort dann weiter bis in den Obergerlafinger Wald, wo der Bachlauf schon so war, wie er heute ist. Das ist deshalb erwähnenswert, weil dies wohl die grösste Veränderung des Bachlaufes auf seiner ganzen Länge seit jeher darstellt.
Das Gewässer fliesst jetzt schnurgerade der Autobahn entlang, in einer Halbschale verlegt und nennt sich nun Oberholzbach. Er wird technisch nirgends genutzt. Gegen Ende dieser Halbschale ist noch ein Schieber für den Wasserbezug zur Bewässerung des Feldes östlich der Bahn 2000.
Nahe dem Waldanfang östlich von Utzenstorf, ab der kleinen Bachbrücke an der Autobahn, ist der Bach seit 2019 etwa 900 Meter revitalisiert. Dies im Zusammenhang mit baulichen Veränderungen an der Autobahn – demzufolge war die Verlegung des Baches notwendig. Er ist breit und kommt geschwungen daher, zum Teil mit kleineren oder grösseren Ausweitungen und kleinen Inselchen. Ein sehr schön angelegtes Gewässer.
Etwa 200 Meter unterhalb der Brücke zum Rastplatz der Autobahn geht unter dem Wasserspiegel des Baches ein Rohr weg, durch welches auf der anderen Seite der Autobahn und der Bahn 2000 für das Gehöft im Notfall Löschwasser geholt werden kann.Weiter unten wird der Bach zu einem «Grand Canyon Oberholzbach» – es sieht eindrücklich aus, wie der Bach durch diesen Graben fliesst.
Bis zur Autobahnbrücke bei Koppigen schlängelt sich der Bach – teils aber auch gradlinig – durch den Wald der Autobahn entlang. Es ist ein breites Gewässer, zwischendurch und gegen den Schluss noch in der Halbschale von früher.
Nach der Autobahnbrücke bei Koppigen fliesst der Bach in der Halbschale weiter. Schon bald hat er eine kleine Ausweitung, welche zu einem richtigen Wasserwirbel führt. Diese ist wohl als Wildtiertränke gedacht.
In der Halbschale geht es weiter. Im unteren Teil davon verläuft der Oberholzbach noch der gemeinsamen Grenze zu Koppigen nach. Die Fliessgeschwindigkeit in dieser Schale ist hoch! Kurz bevor der Bach nach links in den Wald abbiegt, befindet sich an diesem ein Sandfang. Zur Entlastung des Oberholzbaches wird das überschüssige Wasser dieser Anlage unterirdisch weggeführt und kommt im Raum Recherswil zu der Luterbrunnen-Ösch. Unmittelbar nach dieser Anlage biegt der Kanal nach links in Richtung des Obergerlafinger Walds ab. Zu Beginn an der Kantons- beziehungsweise Gemeindegrenze entlang, noch immer in der Halbschale aus Beton und mit hoher Fliessgeschwindigkeit.
Ernst Meier
Fortsetzung in der nächsten Ausgabe
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