Der einzigartige Weg eines Bachlaufes

  11.01.2022 Aktuell, Foto, Kultur, Region, Lyssach

Von Burgdorf nach Riedholz, Teil 1/4

Burgdorf und Lyssach
Gewerbekanal nennt sich das Gewässer, welches im Wald des Burdlefschache von der Emme abgezweigt wird (im Jahre 1837 erstellt, 1898 erneuert). Dieser Kanal diente damals und wohl auch noch heute dazu, die Wassermenge im Zusammenhang mit dem Oberburgbach zu regulieren, was für die Nutzung im Stadtgebiet nötig ist. Kurz nach diesem Einlass von der Emme befinden sich rechts ein Auslass für Fische sowie das Wehr, welches zur Regulierung der Wassermenge im Kanal dient. Das Gewässer verläuft dann schnurgerade durch den Wald.
Etwa 200 Meter nach dieser Emmeabzweigung wird der Brunnbach vom Kanal weggeführt. Am Waldrand beim Ischlag, am Einschlagweg, wird das erste Kraftwerk (Nr. 1) Stanipac der Febacom AG (Inhaber Hans Ulrich Flückiger) mit dem Gewerbekanal betrieben. Die installierte Leistung beträgt 166 Kilowatt. Der Kanal verläuft dann weiter unter der Grunerstrasse durch in Richtung Wasserkreuz.
Etwas später kommt der Oberburgbach dazu. Dieser führt seinerseits Wasser vom Luterbach und Krauchtalbach, genannt «Chrouchtalbach». An der gleichen Stelle geht die kleine Emme ab. Ebenfalls am selben Ort fliesst auch das Wasser des Gewerbekanals weiter, jetzt aber Mülibach genannt. Dies alles wird zum richtigen «Wasserkreuz» (oder Bachkreuz) und kann links hinter dem Wohnblock an der Heimiswilstrasse 36 gesehen werden. Mit dieser Einrichtung kann, zusammen mit dem Wehr bei der Emme, der ganze Wasserhaushalt des Gewerbekanals beziehungsweise Mülibachs gesteuert werden. Zusammengefasst: Von links fliesst der Gewerbekanal, von oben der Oberburgbach, nach rechts der Mülibach und nach unten die kleine Emme, welche unweit davon den Brunnbach wieder aufnimmt.


Der Mülibach fliesst dann weiter Richtung Schloss. Kurz nach dem Wasserkreuz wird mit dem Mülibach eine Turbine (Nr. 2) des Werks Fehlbaum  (Inhaber Hans Kobel) angetrieben, deren Leistung auf circa 49 Kilowatt beziffert wird. Vor dem Unterkreuzen der Emmentalstrasse kommt der Wöschhüslibach dazu, welcher seinerseits in der Bleichi in Oberburg vom Oberburgbach abzweigt.
Jetzt fliesst der Mülibach der Sägegasse und dem Schlossfelsen entlang. Kurz vor dem Eintritt in den Schlossfelsen ist rechts noch ein Sicherheitsüberlauf für den Fall eines Hochwassers, welcher eingedolt in die kleine Emme mündet. Schliesslich geht es durch den Tunnel im Schlossfelsen (1723 erbaut). Anschliessend wird wieder eine Turbine (Nr. 3) des Werks Sägegasse (Inhaberin ist die Schützenpark AG) angetrieben. Etwa 115 Kilowatt beträgt die Leistung. Nach dem Auslauf von der Turbine wird im Schafrothareal der Seitenkanal abgezweigt, welcher unter der Sägegasse durch bei der Schützematt der kleinen Emme zugeführt wird. (Von dieser wird später der Polieribach – oder Polierebach – gespiesen, welcher am Schluss zum Allmändbach wird.) An der Mühlegasse wird wieder ein Kraftwerk (Nr. 4), das Werk Mühlegasse, betrieben (Inhaber Hermann Dür-Schmucki). Die Leistung beträgt etwa 96 Kilowatt. Der Mülibach fliesst nun unter dem Kornhausquartier durch, abwechslungsweise offen oder unterirdisch und teils in gerader Linie Richtung Bahnhofstrasse Ost. Vor der Bahnhofstrasse Ost, nahe der Brücke, stösst noch der Farbbach dazu, welcher vom Polieribach in einem Rohr zugeführt wird. Er hat selten Wasser. Westlich der Bahnhofstrasse Ost hinter der Post wird unterirdisch der Lyssachbach vom Mülibach abgezweigt. Hier ist nur das Handrad zum Schieber sichtbar. Dieser führt zurzeit kein Wasser. Der Mülibach fliesst jetzt mehrheitlich unterirdisch zur Bahnhofstrasse West / Nord. Dabei ist hinter dem Wohnblock 59, kurz vor der offenen Stelle des Baches, in einem Schacht ein grösseres Bachgeräusch hörbar. Das Gefälle kommt von einer früheren Nutzung des Baches durch die Handelsmühle Burgdorf. Jetzt fliesst der Bach unter der Bahnhofstrasse Nord, unter dem Bahnhof und den Bahngeleisen durch. Es besteht nördlich der Geleise ein Rechen aus der Zeit einer früheren Nutzung, bei welchem ein lautes Wassergeräusch verursacht wird. Die Turbine mit Generator, eine der ältesten Anlagen in der Schweiz, ist heute noch sichtbar im dort eingerichteten Kraftwerk Kaffee. Hier kann Mechanik vom Feinsten besichtigt werden. Von da aus führt der Bach weiter bis an die Kirch­bergstrasse. An der Kirchbergstrasse fliesst der Bach kurz links dieser Strasse entlang. Weiter unten findet man erneut einen Rechen mit lautem Wassergeräusch, abstammend von einer früheren Nutzung der Wasserkraft. Es geht weiter Richtung Tiergarten.
Auf der anderen Seite der Tiergartenstrasse stösst der Allmändbach zum Mülibach. Gleichenorts mündet auch wieder der Lyssachbach in den Mülibach. Nun wird vom Mülibach eine Turbine (Nr. 5) des Werks Tiergarten angetrieben (Inhaber Hans Kobel). Die enstehende Leistung liegt bei etwa 75 Kilowatt. Dies war ehemals das Versuchskraftwerk des Technikums Burgdorf. Jetzt schlängelt sich der Mülibach durch das Gelände hindurch bis in die Buchmatt.


An der Kirchbergstrasse wird das Doppelkraftwerk (Nr. 6 und Nr. 7) betrieben, die Werke Buchmatt I und II der Mühle Hermann Dür AG, dies mit einer Leistung von etwa 173 kW. An selber StelIe wird der Lyssachteilbach abgezweigt. (Er wird in Lyssach zum Mühlebach, in Alchenflüh, Rüdtligen und Aefligen zum Dorfbach und mündet letztendlich in die Urtene beziehungsweise in den Hauptkanal.) Der Mülibach fliesst nun weiter, in der Nähe des Bahnüberganges unter der Kirchbergstrasse und unter der BLS-­Linie durch, rechts dem Bahngeleis entlang Richtung Lyssachschachen.

Nach der Localnet-Arena wechselt der Bach auf das Gemeindegebiet Lyssachs. Kurz danach wird links noch ein Teil vom Mülibach abgetrennt. Dieser Teil nennt sich Rosshänggibach und wird später auf der linken Seite der Emme dieser zugeführt. Nach der Abzweigung des Rosshänggibaches ist rechts noch ein Überlauf Richtung Emme, welcher meistens trocken ist. Jetzt kommt der Mülibach beim Düker an. Der Düker ist ein Rohr, welches als U-Form unter der Emme durchgeführt wird und das Gewässer nach einem physikalischen Gesetz – dem Prinzip der kommunizierenden Röhren – auf die andere Seite der Emme bringt.
Ich möchte hier vollständigkeitshalber noch erwähnen, dass an den Nebenbächen des Mülibachs die folgenden Kraftwerke betrieben werden: das Werk Wynigenstrasse an der kleinen Emme sowie das Werk Polierebach am Polierebach. Das ergibt insgesamt neun Werke auf dem Gebiet von Burgdorf.


Ernst Meier


Fortsetzung in der nächsten Ausgabe
Weitere Informationen sowie eine vollständige Dokumentation sind unter folgender E-Mail-Adresse erhältlich: fam.meier.bzh@bluewin.ch.


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