Eine Meisterin der Floristik

  25.01.2022 Aktuell, Bildung, Gesellschaft, Rüegsbach

Barbara Leuenberger-Held kann sich nicht erinnern, je einen anderen Traumberuf als Floristin gehabt zu haben. Sie wuchs auf einem Biobauernhof auf und schätzte bereits als Kind das ländliche Umfeld, fühlte sich mit der Natur verbunden. Spätes­tens während der dreijährigen Floris­tinnenlehre war allen klar, dass sie mit ihrer Kreativität und Leidenschaft für Pflanzen die richtige Berufswahl getroffen hatte. Gut 30 Jahre sammelte sie Erfahrungen als ausgebildete Floristin in verschiedenen Betrieben, als Familienfrau oft in Teilzeit. Vor einigen Jahren spürte sie einen Hunger nach neuem Wissen. Mit dem Bewusstsein, noch gut eineinhalb Jahrzehnte berufstätig zu sein, wollte sie sich neuen Herausforderungen stellen, strebte nach neuen Zielen. Sie meldete sich an der Academy of Flowerdesign (AoF) in Wangen (ZH) für einen Schnuppertag an und war begeistert vom Wissen, das dort vermittelt wurde. Die AoF bereitet Floristinnen und Floristen auf die Meisterprüfung vor. Seit 30 Jahren absolvieren jedes Jahr auch Schweizerinnen und Schweizer diese Ausbildung an der Schule, die ihren Hauptsitz in Innsbruck in Österreich hat. Das Meisterdiplom bedeutet die Krönung der beruflichen Laufbahn, denn es verschafft den Absolventen Anerkennung in der Arbeitswelt und bei der Kundschaft.

Weiterbildung in Innsbruck und Wangen
Leuenberger besuchte den Unterricht an der AoF in Wangen, einer Parallelklasse von Innsbruck. Bedingungen für diesen Lehrgang sind eine abgeschlossene Lehre und mindestens drei Jahre Berufserfahrung. So trafen sich in jeder Klasse junge und ältere Fachkräfte, Männer und Frauen aus dem gesamten deutschsprachigen Europa. Der Unterricht in Blockwochen sei ideal, ermögliche das Weiterarbeiten im Betrieb, erläuterte Leuenberger. Ungefähr zwei Drittel des Unterrichts widmeten sich der Theorie mit Themen wie Farben- und Gestaltungslehre, Pflanzenschutz, Botanik, Fachkalkulation, Baustilkunde, Kunstgeschichte, Schaufenster- und Ladengestaltung. Der praktische Unterricht zeigte viele Facetten und Trends. Es sei aber auch wichtig, einen eigenen Stil zu entwickeln. Das zeigte sich bei den praktischen Prüfungen. Die Kandidaten hatten sechs Arbeiten auszuführen. Planung und Vorbereitung erfolgten zu Hause, der letzte Schliff vor Ort. Durch die mentale und handwerkliche Unterstützung ihrer Familie und des Freundeskreises fühlte sich Leuenberger stets getragen.


Meisterprüfung mit Auszeichnungen
Im Herbst 2021 legten 42 Frauen und Männer der Meisterklassen aus Innsbruck und Wangen ihre Floristmeisterprüfung in der historischen Säulenhalle des Salzlagers in Hall bei Innsbruck ab. Barbara Leuenberger-Held war eine von ihnen. Nach gut einjähriger Schul- und Vorbereitungszeit weiss sie nur Positives zu berichten: «Ich bin dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, bei Nicole von Boletzky die Meis­terschule zu besuchen; eine Schule, die all meine Erwartungen bei Weitem übertraf. Trotz Pandemie genossen wir eine vollständige und hochstehende Ausbildung.» Dieser Rückblick hat bestimmt auch mit ihren erbrachten Leistungen zu tun. Sie bestand alle drei Module – schriftlich, mündlich und praktisch – mit Bestnoten. Diese Auszeichnungen erfüllen sie mit Stolz und sie freut sich, ihr Können im Berufsalltag anzuwenden.
Coronabedingt musste die Meisterausstellung auf Ende Juli 2022 verschoben werden. Bei einer grossen Werkschau ihrer Klasse und ihrer Vorgängerklasse werden über 280 Meisterwerke in Innsbruck ausgestellt. Leuenberger möchte junge sowie berufserfahrene Frauen und Männer motivieren, furchtlos solche Schritte zu wagen. Sie selbst möchte nun der Nachhaltigkeit in der Floristik mehr Bedeutung schenken. Dazu gehört der Verkauf von saisonalen und regionalen Schnittblumen, Balkon-, Garten- und Zimmerpflanzen. Sie integriert gerne selbst Gesammeltes aus der Natur in ihre Gebinde. Die Floristmeisterin liebt ihren Beruf, den sie bei Blumen Heubach in Burgdorf ausübt. Sie weiss, dass ihre Kreationen vergänglich sind. Doch überall, wo Blumen verschenkt oder ausgestellt werden, machen sie Freude. Sie ist überzeugt, im richtigen Beruf zu arbeiten.

Helen Käser


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