Was grünt und blüht denn da schon?
09.03.2022 Aktuell, Foto, GesellschaftChristrose oder Lenzrose
Manchmal ist es gar nicht so einfach, herauszufinden, was denn da genau blüht: Lenzrosen oder Christrosen? Zur Weihnachtszeit werden Christrosen angeboten. Was jetzt in Gärten blüht, sind Lenzrosen oder Kreuzungen verschiedener Helleborus-Arten. Lenzrosen gedeihen im Halbschatten und lieben Kalk, etwas zerbröselte Eierschalen helfen der Pflanze. Auch auf dem Balkon wächst dieser Frühlingsblüher gerne, wenn das Wasser gut abfliessen kann. Für den Blumenstrauss schneidet man den Stängel der Blüten kreuzweise ein.
Hasel
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die zu dieser Jahreszeit die Haselstauden auf den Mond wünschen. Die männlichen Kätzchen bilden unglaublich viel Blütenstaub, den der Wind weiterträgt, leider vielleicht auch zu Ihrer Nase. Viel unscheinbarer und auch für Heuschnupfengeplagte völlig harmlos sind die hübschen kleinen weiblichen Blüten. Anders als die Kätzchen befinden sie sich direkt am dicken Stamm. Eine Haselstaude oder je nach Gartengrösse mehrere Stauden ersparen einen Gang ins Gartencenter. Ältere Stecken eignen sich hervorragend für Stangenbohnen, kleinere für Tomaten. Die ganz dünnen, noch biegbaren Ruten können Sie als Bogen ins Gartenbeet stecken und so umfallgefährdete Pflanzen wie Pfingstrosen stützen.
Unscheinbares Grün mit viel Kraft für Mensch und Garten
Es gibt sie, die Pflanze, die praktisch keine Pflege erfordert und von Schnecken gemieden wird. Sie wächst gut, ohne übermässig zu wuchern. Gegossen werden muss sie nicht. Auch sonst braucht sie praktisch keine Pflege. Sie bietet vielen einheimischen Tieren Nahrung und Powerfood für uns Menschen. Darüber hinaus liefert sie wertvollen Dünger für den Garten: die Brennnessel. Wenn Sie jetzt die Nase rümpfen ob so einer gewöhnlichen Pflanze, die noch dazu prächtig brennen kann, verstehe ich Sie gut. Bei so vielen guten Eigenschaften lohnt es sich aber vielleicht trotzdem, genauer hinzusehen und die eigene Einstellung zu überdenken. Vielleicht ist eine Annäherung auf kulinarische Art eine neue Herangehensweise?
Wenn die Brennnesseln die ersten Blätter zeigen, ist der beste Zeitpunkt für die Gemüseernte. Pflücken Sie nur die obersten vier bis sechs Blätter (Gartenhandschuhe sind erlaubt). Sie können die Blätter wie frischen Spinat kochen oder eine leckere Suppe zubereiten. Dazu dünsten Sie die Blätter mit gehackten Zwiebeln, sobald die Blätter zusammengefallen sind, fügen Sie etwas Mehl bei. Dann löschen Sie mit einem Schluck Weisswein und Gemüsebouillon ab. Nach dem Aufkochen pürieren Sie die Suppe und streichen sie durch ein Sieb. Zum Abschmecken eignen sich Pfeffer und Muskat. Mit etwas Rahm verfeinert, gibt das ein wunderbares Frühlingssüppchen. Sie kommen so zu sehr frühem, einheimischem, leckerem und gesundem Gemüse. Schon Elisabeth Fülscher schrieb in ihrem legendären Kochbuch von den guten Eigenschaften der Brennnessel. Sie enthält anderthalb Mal so viele Mineralstoffe wie Spinat und mehr als doppelt so viele wie Rindfleisch. Vitamin C liefert sie um ein Vielfaches mehr als Zitrone und auch bei Eisen und Zink trumpft sie mit sehr guten Werten auf (genaue Werte unter vitamine.com/lebensmittel).
Im Garten zeigt die Brennnessel nährstoffreichen Boden an. Sie kann den Stickstoff binden und wir Gärtner/innen können uns die düngende Wirkung zunutze machen. Legen Sie frisch geschnittene Brennnesseln als Mulch aufs Gemüsebeet. Das ist die ideale Frühlingskur für Ihren Gartenboden. Bei hungrigen Pflanzen wie Tomaten oder Kürbissen können Sie beim Pflanzen eine Handvoll Brennnesseln ins Pflanzloch geben. Sehr effizient, wenn auch leider sehr geruchsintensiv, ist Brennnesseljauche (ein nicht metallenes Gefäss mit Brennnesseln füllen und mit Regenwasser auffüllen, zwei Wochen warten und im Verhältnis eins zu zehn verdünnt als Dünger benutzen).
Letztes Jahr habe ich erfolgreich eine neue Methode ausprobiert: Ich habe die Brennnesseln in einen alten, gut ausgewaschenen Waschmittelbehälter gefüllt, dem ich zuvor den Boden weggeschnitten hatte. Das Ausgussloch habe ich mit einem Baumwollstück verschlossen. Mit einem Brett und Stein beschwert, habe ich den Behälter umgekehrt über ein Glas gestellt. Der Brennnesselsaft ist so langsam ins Glas getropft. Von diesem stark konzentrierten Saft genügt schon ein Deziliter auf eine Zehn-Liter-Giesskanne, um Ihre hungrigen Pflanzen zu versorgen.
So gestärkt, steht Ihnen und Ihrem Garten eine tolle Gartensaison bevor!
Gabrielle Hochuli