Hindelbank avancierte zum Mekka des Radsports
05.04.2022 Aktuell, Sport, Foto, RegionBei der 44. Austragung der Hindelbanker Frühlingsrennen waren einige Höhepunkte zu verzeichnen. Erst zum fünften Mal seit 1978 stieg die Teilnehmerzahl bei allen vier Rennen auf über 500 und mit 572 Startenden wurde die bisherige Bestmarke aus dem Jahr 2008 klar übertroffen.
Beim ersten Rennen zwang noch ein steifer Wind die Fahrer, ihre Kleidung der Situation anzupassen, aber dann stiegen praktisch nur noch Sportler in kurzen Hosen und Ärmeln im Erli oberhalb Hindelbank in den Sattel. Zuletzt erlaubten die Temperaturen hohe Tempi.
Erstaunlich, was aus den im Jahr 1978 vom Radfahrerverein Ersigen eingeführten Trainingsrennen in vier Jahrzehnten geworden ist: Bei der Startnummernausgabe bei der Landi parkierten nicht nur Autos mit den Nummernschildern «BE», «SO» und «AG», sondern auch solche aus Genf, dem Tessin, Basel und der Ostschweiz. Stammten vor einigen Jahren die Sieger vorab aus Berner Radvereinen, hat sich das Bild nun geändert: In der Gesamtwertung sind nur fünf Kategoriensieger im Kanton Bern wohnhaft, zwei kommen aus Zürich und je einer aus Solothurn und Luzern. Dass Hindelbank bei den Aktiven so beliebt ist, hat mehrere Gründe: Zu Saisonbeginn finden in der Schweiz noch wenige Rennen statt, für einzelne Alters- und Leistungsklassen gar keine. Dann ist die coupierte Strecke über Mötschwil – Rüti – Rohrmoos – Unterbergental – Krauchthal zu Saisonbeginn ideal und es wird geschätzt, alle vier Rennen oder nur einzelne bestreiten zu können.
Vielversprechender Nachwuchs
Interessant ist, dass nur drei Kategoriensieger von 2021 auch diesmal gewonnen haben. Es sind die Sieger der drei Nachwuchskategorien, nämlich Nils Lustenberger (Junioren), Joël Hirschi (U17) und Emanuel Graf (Schüler). Während der Luzerner Lustenberger sich nur gegen schwache Konkurrenz durchsetzen musste, hatten Hirschi und Graf zahlreiche Gegner. Der Bruder des Profis Marc Hirschi gewann alle drei Rennen, die er bestritt, der Langnauer Graf sogar alle vier. Nun hat der RV Ersigen nicht nur Marlen Reusser, die beste Schweizer Radrennfahrerin, in seinen Reihen, sondern noch ein weiteres vielversprechendes Talent.
Je zwei Tagessiege erreichten der Gesamtgewinner Yvan Morf (Zürich; Amateure), Saskia Hintermann (Bubikon ZH; Juniorinnen) und Andreas Winkler (Melchnau; Hobby C). Dem Oberaargauer entging der Kategoriensieg nur, weil er beim letzten Rennen krankheitshalber Forfait geben musste.
Eingespielte Organisation
Die Verlegung von Samstag auf Sonntag hat sich positiv ausgewirkt, weil auf dem Parcours weniger Berufs- und Freizeitverkehr herrschte. Mit Ausnahme einiger Stürze verliefen die Rennen weitgehend unfallfrei, nur ein Fahrer musste kurzzeitig ins Spital in Burgdorf. Seit mehr als vier Jahrzehnten stehen hinter diesen frühen Saisonrennen Leute aus dem RV Ersigen. Initiant Hansueli «Rämsi» Ramseier ist – wie manche OK-Mitglieder und Helfer – Rentner und garantiert trotz Wohnort Därligen Hunderten Fahrern frühe Startmöglichkeiten. Er wird assistiert vom Vereinspräsidenten Adrian Locher als Personalchef und Heinz Kohler. Der ehemalige Polizist steht einem kleinen Team vor, das jeweils Stunden vor dem Start die Strecke jaloniert und an neuralgischen Stellen Posten platziert. Der OK-Senior Walter Leibundgut hat das Rennsekretariat zum letzten Mal betreut und wird 2023 in dieser Aufgabe von Michael Däppen abgelöst.
zvg
Die Kategoriensieger:
Amateure: Yvan Morf (Zürich). Hobby A: Simon Janssen (Solothurn), RV Ersigen. Hobby B: Thomas Wiedmann (Thun). Hobby C: Bernhard Jakob (Brienz), VC Meiringen-Brienz. Frauen: Andrea Wirz (Hünibach), Tempo Sport.
Juniorinnen: Saskia Hintermann (Bubikon), RV Wetzikon. Anfänger: Joël Hirschi (Ittigen), RRC Bern. Schüler: Emanuel Graf (Langnau), RV Ersigen.
Mehr Infos unter: www.fruehlingsrennen.ch.