Die katholische Kirche «Maria Himmelfahrt» feiert ihr 120-jähriges Bestehen
16.08.2022 Aktuell, Foto, Region, Burgdorf, GesellschaftViele Gläubige trafen sich am vergangenen Sonntag in der feierlich geschmückten Kirche zum Festgottesdienst, an dem neben dem 120-Jahr-Jubiläum auch das Patrozinium gefeiert wurde. Als Datum wählten die Verantwortlichen den 14. August 2022, denn am 15. dieses Monats feiern die Katholiken «Maria Himmelfahrt», das Fest der Patronin, die der Kirche den Namen gab.
Gemeindeleiter Manuel Simon begrüsste die Gäste. Während 120 Jahren gingen in diesem Gotteshaus regelmässig Gläubige ein und aus. Viele erlebten hier einen besonderen Anlass wie die Taufe, die Erstkommunion, die Firmung, vielleicht ihre Hochzeit oder einen Abschied, eine Beerdigung. Die Kirche war stets ein Ort für Menschen aller Generationen, auch an diesem speziellen Festtag.
Der Kirchenchor sang unter der Leitung von Hans-Ulrich Fischbacher Auszüge aus der «Messe zu Ehren des Hl. Franz von Assisi» von Johann Baptist Hilber sowie den Marienhymnus «Ave maris stella» zu Ehren der Patronin. Otto Haizmann begleitete den Chor auf der Orgel. Als Predigerin stand die Regionalverantwortliche Edith Rey vor dem Mikrofon.
Don Waldemar Nazarczuk zelebrierte die Eucharistiefeier. Einige Textpassagen wurden in italienischer Sprache gelesen, denn die Kirche «Maria Himmelfahrt» ist auch Heimat der Missione cattolica italiana (MCI). Gegen Ende des Festgottesdienstes verabschiedete Giuseppina Calabrò, Präsidentin der MCI, den Missionario Don Waldemar. Er verlässt den Pastoralraum Emmental nach gut acht Jahren. Calabrò bedankte sich für die freundschaftliche Zusammenarbeit und für sein Engagement in der Seelsorge für Anderssprachige. Don Waldemar arbeitete gerne hier, schätzte das Teamwork mit Gemeindeleiter Manuel Simon und wünscht sich, dass dieses mit einem neuen Missionario fortgeführt wird. Er behalte diesen Ort im Herzen und sagte darum nicht Adieu, sondern «ci vediamo» (wir sehen uns). Nazarczuk stellt sich einer neuen beruflichen Herausforderung in Glarus. Zum Schluss des Gottesdienstes segnete Don Waldemar Kräutersträusse, welche Frauen verschiedener Nationen für die Gottesdienstbesuchenden gebunden hatten.
Die Gäste trafen sich anschliessend zu einem Apéro riche. Im Saal und im Garten wurde geplaudert und diskutiert, gegessen und getrunken – eine lockere Atmosphäre bei Speis und Trank.
120-jährige Geschichte der Pfarrei
Die katholische Kirchgemeinde Burgdorf zählt heute 3100 Mitglieder aus rund 14 Gemeinden. Das war nicht immer so. Ende des 19. Jahrhunderts betreute der für Burgdorf zuständige Pfarrer 96 katholische Familien mit 34 Unterrichtskindern, die italienischen «Fremdarbeiter» und dazu verschiedene Institutionen wie das Frauengefängnis Hindelbank, die Erziehungsanstalt Trachselwald und die Besserungsanstalt auf dem Thorberg. Die Pfarrei umfasste 90 politische Gemeinden. Erst 1902 wurden eine Kirche und ein Pfarrhaus gebaut. Die mittlerweile denkmalgeschützte Kirche steht mitten im Gsteigquartier. Es war die zweite katholische Kirche im Kanton. Ein Jahr später bekam der Turm drei Glocken, die seither zum Gottesdienst rufen.
In der 120-jährigen Geschichte gab es verschiedene Bautätigkeiten. Zwischen 1967 und 1972 entstanden ein neues Pfarrhaus und ein Pfarreizentrum. 1987 war eine umfassende Renovation der Kirche notwendig und während der vergangenen zwei Jahre erneuerten die Verantwortlichen das Pfarreizentrum. Mit einer Luft-Wärmepumpe und einer Solaranlage realisierten sie Anpassungen für eine klimafreundlichere Institution.
Den Blick in die Zukunft, der mit dem Bau der Solaranlage getan wurde, solle man auch in anderen Bereichen wagen, meinte die Kirchgemeindepräsidentin Monika von Atzigen. Sie wünscht sich für die Pfarrei eine gute Zusammenarbeit und den Mut, neue Ideen zu verwirklichen.
Helen Käser