Nicht nur Züge kommen in Burgdorf voran

  16.08.2022 Aktuell, Burgdorf

Ein fahrbarer Spielplatz, Marschmusik und die Taufe einer BLS-Komposition auf den Namen «Burgdorf» – bei der offiziellen Einweihung vom vergangenen Samstag gab es viel Erfreuliches.
Im Gegensatz zum alten Bahnhof ist die neue, 300 Meter entfernt gebaute Anlage kinderwagenzugänglich sowie behindertengerecht. «Damit erfüllt sie das neue Behindertengleichstellungsgesetz», so Daniel Wyder, Leiter der BLS Netz AG. Zudem ergäben sich auf dem alten Bahnhofareal neue Möglichkeiten: «Uns ist es gelungen ein Riesengelände freizuspielen. Sobald wir die Baubewilligung erhalten, legen wir los», so Wyder weiter.
Am neuen Standort sollen Menschen einkaufen und wohnen können. Ge­plant sind Veloparkplätze, für Autos soll es nur wenige Abstellmöglichkeiten geben. «Wir suchen bahnverbundene Mieter», ergänzt Wyder mit Blick in die Zukunft.  
Mit Stolz blickt auch Stadtpräsident Stefan Berger nach vorne: «Für mich ist die neue Anlage ein Signal, dass Burgdorf antizipativ investiert und ein Zeichen setzt für eine attraktive Region.» Auch die Taufe des «BLS-Lötschbergers» auf den Namen «Burgdorf» ist für Berger von grosser Bedeutung: «Ab heute trägt der Zug den Stadtnamen in die Welt hinaus, die Menschen nehmen diesen noch mehr wahr.» Und mit dem Realisieren des Gesamtvorhabens führe die Emmenstadt den eingeschlagenen Weg fort: «Die Anlage bedeutet für das Quartier eine Aufwertung und soll zum Treffpunkt für die Menschen werden». Weitere Attraktivität dürfte sich auch durch die geplante Zugänglichmachung des Villa-Schnell-Parks ergeben, entsprechende Gespräche seien derzeit im Gang.
Und was sagen die Anwohner/innen zum 20 Millionen Projekt? Die Präsidentin des Quartiervereins, Inès Walter Grimm, erfreut sich am Anblick des Neubaus, dieser sei einladend, hell und schütze vor Regen. Schade fände sie allerdings das Fehlen einer Velo-Unterführung direkt bei der Barriere: «Dies führt bei gesenkter Barriere zu Zeitverlust», sagt sie. Ergibt sich somit aufgrund eines fehlenden Tunnels eine Qualitätseinbusse? Inès Walter Grimm verneint: «Wir bleiben da dran, manche Optimierungen brauchen halt ein bisschen Zeit und innovative Ideen».
Für den Quartierverein sei es zudem wichtig, einen neuen Raum zu finden, da der alte durch Abriss ver­schwand. «Im Quartier einen geeigneten Raum zu finden, ist schwierig», sagt sie, und so fehle dem Perimeter auch ein wichtiger Treffpunkt. Jedoch führten die Vereinsverantwortlichen mit Stadtpräsident Berger sowie den BLS-Zuständigen bereits Gespräche.
Positiv hebt Inès Walter Grimm die Kommunikation der Behörden hervor: «Wir wurden sehr gut informiert», ein Eindruck, der sich auch in der Aussage von Tiefbauamts-Vorsteher Hans-Jörg Riesen spiegelt: «Wir führten zahlreiche Gespräche, zudem stellten wir Plakate auf, welche mit der Telefonnummer des Amtes versehen waren», sagt er. «Damit konnten wir beispielsweise den Unmut über Nachtarbeitslärm oder über die Veloweg-Sperrung weitgehend verhindern.»  
Auf die Forderungen der Anwohner/innen sei man so weit wie möglich eingegangen, wie das Beispiel eines erhaltenen Baumriesen zeigt: «Ursprünglich sollte er abgerissen werden, doch nach mehreren Gesprächen entschieden wir uns für seinen Erhalt. Es gab zwar mehr Aufwand, die erzielte Lösung ist heute aber für alle ein Gewinn», sagt Riesen enthusiastisch.
Wie der Erhalt des Baums als eine von vielen Win-Win-Ergebnissen verstanden werden kann, ist auch die neu gestaltete Gesamtfläche für die meisten ein Gewinn. Der ehemalige SBB-Mitarbeiter und Festgast Ruedi Roth findet: «Der neue Bahnhof war anspruchsvoll im Bau und erfüllt die heutigen Ansprüche.» Roth ist einer, der es wissen muss, denn er regelte mehrere Jahre lang den Betrieb am alten Steinhof-Bahnhof. Ein schöneres Kompliment an alle, welche die Realisierung des Vorzeige-Projektes vorantrieben, kann man sich kaum vorstellen.

Roman Bertschi


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