Das Schloss Burgdorf bat zu Tisch
04.10.2022 Aktuell, Wirtschaft, Foto, Region, Burgdorf, Kultur, GesellschaftBereits zum siebten Mal fand am vergangenen Sonntag der Schweizer Schlössertag statt, der jährlich von den 28 bedeutendsten Mitgliedern des Nationalen Verbandes «Die Schweizer Schlösser» gemeinsam organisiert wird. Dieses Jahr waren die Anlässe dem Thema «Essen» gewidmet. Die spannenden Zeitreisen bargen jahrhundertealte Traditionen über mittelalterliche Gaumenfreuden. Eine kulinarische Reise durch die Schweiz und deren Geschichte.
Gastronomie des Mittelalters
Im Schloss Burgdorf konnten die grossen und kleinen Besuchenden ein abwechslungsreiches Programm geniessen. Unter anderem konnte man miterleben, wie und was früher gegessen wurde, wie das war, in früheren Zeiten Vorräte einzumachen, Brot zu backen oder Lebensmittel zu konservieren. Im Rittersaal wurden den Besuchenden die damaligen Tischmanieren vorgetragen und es konnten aus verschiedenen Töpfen die feinen Gerüche der mittelalterlichen Küche erraten werden. Wobei die Speisekarte bereits damals breit gefächert war. Ein Bauer am Rande der Schlossmauern klagte dem aufmarschierten Fussvolk nämlich auch, dass es für die geknechtete Bevölkerung in ärmlichen Verhältnissen statt eines
Fasans, wie es die Schlossherrschaften dort oben in den Gemäuern immer wieder geniessen, für sie eher wenig abwirft und sie mit knurrendem Magen auch mal mit einer Maus Vorlieb nehmen müssten. Und wenn es dann doch mal eine Ziege war? Aus einem abgenagten Knochen wurde Werkzeug hergestellt. Allenfalls dienten die Knochenreste auch als Spielsteine für die Kinder.
Kochbuch mit mittelalterlichen Rezepten
In den Schlossmauern wurde ebenso gezeigt, wie im Wald mit der Armbrust oder mit Pfeil und Bogen gejagt wurde, wie das geerntete Korn gedroschen, gemahlen und als Wintervorrat gelagert wurde. Besonderen Besucherandrang gab es bei den Stationen, wo man sich selbst ein Mittelalter-Kochbuch zusammenstellen durfte, vom Schreiben der Rezepte mit Feder und Tinte, bis hin zum Binden des Heftes. Ein Schrank voller historischer Kleider zum Anprobieren zeigte, wie sich die Gäste zu Tisch begaben.
Und wohl auch das gehörte zum (mittelalterlichen) Essen und darf oder muss angesprochen werden: Der arme Kerl, der im Schlosshof hin und her lief, in der einen Hand einen leeren Holzzuber, in der anderen einen mit Heu gefüllten. Er fiel auf. Seine Absichten gingen dahin, dass er, sozusagen als wandelndes Klohäuschen, für die natürlichen und körperlichen Bedürfnisse der Marktbesuchenden dienen wollte, in einer stilleren Ecke oder auch direkt unter seiner Pelerine.
Paul Hulliger