Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge

  13.12.2022 Aktuell, Koppigen, Foto, Region, Gesellschaft

30 Jahre lang wirten Elisabeth und Beat Schöni nun schon im Landgasthof Sternen in Koppigen. Das Restaurant ist seit dem Jahr 1883 in Familienbesitz – am 20. Dezember 2022 ist jedoch Schluss. Das Wirtepaar geht in die wohlverdiente Pension. Ein spezielles Gefühl für die beiden: «Mit Blick auf die Schliessung haben wir ein lachendes und ein weinendes Auge», sagt Elisabeth Schöni. Man habe während Jahren hart gearbeitet und sei immer an den Landgasthof gebunden gewesen, weshalb man sich nun auf mehr Freizeit freue. «Wir waren aber immer mit grossem Herzblut am Werke und hatten eine enge Verbindung zu unserer Kundschaft. Daher tut es natürlich auch weh mit Blick auf das Ende», so die 66-Jährige weiter. Elisabeth und Beat Schöni stehen vor einem neuen Lebensabschnitt, darüber sind sich die beiden einig. «Der Lockdown während der Coronapandemie zeigte uns, dass es auch noch etwas anderes gibt als das Wirten und den Landgasthof. Der Lockdown zeigte uns andere Aspekte und Perspektiven auf», hält Beat Schöni fest. Dennoch sei die Pandemie natürlich auch für sie eine grosse Herausforderung gewesen, welche man dank grossem Engagement letztlich aber habe meistern können.

Gaststube – mit Betonung auf Gast
Der soziale Faktor war der Familie Schöni immer sehr wichtig: «Wir wollten unseren Gästen mehr bieten als leckeres Essen. Der Gast sollte sich bei uns wohlfühlen. Wir versuchten stets, ein tolles Gesamtpaket zu bieten.Unsere Beziehung zu den Gästen ging jeweils über die Kulinarik hinaus, wir wollten wissen, wie es unseren Gästen geht und hatten jeweils ein offenes Ohr für sie», hält Beat Schöni fest. «Wir haben uns immer auch für den Menschen selbst interessiert.» Viele Personen habe man über die Jahre sehr gut kennengelernt, so Elisabeth Schöni. «Wir wurden mit unserer Kundschaft älter», meint sie weiter. «Wir kennen den Geschmack der Kunden und wussten jeweils, wer beim Salat auf ein gewisses Topping verzichtet», lachen Elisabeth und Beat Schöni. Die Kundschaft wird den Landgasthof und seine heimelige Atmosphäre vermissen. In den letzten Tagen vor der Schliessung kommen daher viele Kundinnen und Kunden, die längst zu Freunden von Schönis geworden sind, noch auf ein letztes Mal vorbei. «Das ist natürlich sehr schön. Doch auch hier ist wieder ein lachendes und ein weinendes Auge vorhanden. Es ist immer wieder ein Abschied von gewissen Gästen», so Elisabeth und Beat Schöni. Wobei man sich sicher noch treffen und sehen werde, jedoch einfach in einem anderen Rahmen.

Mit E-Bikes in den Jura
Wer so lange und so erfolgreich einen Landgasthof führt, musste sich immer wieder dem Wandel der Zeit anpassen. «Die Gesellschaft ist heute anders als vor 30 Jahren – keine Frage. Das Konsumverhalten hat sich verändert, die Leute sind mobiler, die Kommunikation ist anders», so Beat Schöni. Früher sei ein Landgasthof der Treffpunkt für das gesamte Dorf gewesen. Die Tatsache, das dem nicht mehr so ist, zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen, sei wohl ihr Erfolgsrezept gewesen.
Im Laufe der letzten 30 Jahre ebenfalls neu enstanden sind E-Bikes. Solche wollen sich Elisabeth und Beat
Schöni nun anschaffen und den Jura bereisen, lachen die beiden. «Zudem freuen wir uns darauf, mehr Zeit mit unserer Familie zu verbringen.» Es seien wohl die alltäglichen Dinge, auf die man sich nun sehr freute.
Was mit dem Landgasthof Sternen geschieht, steht noch in den Sternen. Das Wirtepaar lässt sich Zeit und ist froh, dass man nicht einen Tag nach der Schliessung mit dem Ausräumen beginnen muss. «Wir sind oft mit den Familien unserer drei Töchter hier und essen gemeinsam.» Elisabeth und Beat Schöni wollen sich Zeit nehmen, mit dem Landgasthof abzuschliessen. «Wir möchten das Ganze in Ruhe setzen lassen.»
In Koppigen schliesst somit in einer Woche ein Landgasthof, welcher mehr war, als ein Ort, wo man sich kulinarisch auf höchster Ebene verwöhnen lassen konnte. Und mit der Zeit und mit Blick zurück auf die schönen Erinnerungen wird bestimmt das lachende Auge überwiegen.

Joel Sollberger


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