Laut dem farbig illustrierten Programm des Konzerts war es ein Frühwerk des Komponisten Camille Saint-Saëns, welches zu hören war. Der damals 25-Jährige soll das «Oratorio de Noël» im Advent innerhalb weniger Tage komponiert haben. In der Pariser Kirche «La Madeleine», wo er selber als Organist wirkte, wurde es uraufgeführt. Die feinfühlig gestaltete Präsentation des Werks durch den Kirchenchor unter Leitung der Dirigentin Sabrina Rohrbach-Buri – zusammen mit fünf Solisten und einigen Instrumentalisten – hat die klare Struktur und Eleganz des Werkes mit dem einfachen und durchsichtig gehaltenen Satz und den zurückhaltend eingesetzten Streichern wunderschön zur Geltung gebracht. Speziell waren die Passagen von Orgel- und Harfenklang. Die Zuhörerinnen und Zuhörer wurden auf sanfte Art und Weise ins klingende Gotteslob von Weihnachten mit hineingenommen, das von den Solostimmen einzeln, im Duo, Trio und Quartett hervorgehoben wurde. Mit den Hirten in der Nacht stimmte man ein in den Jubel der Engel. Pfarrer Manuel Dubachs Lesung von Werner Bergengrüns Gedicht hat dies schalkhaft unterstrichen:
«Da war ihnen leicht, sie wussten nicht wie, da fielen sie alle in die Knie, da lachte das Kind und segnete sie. Josef lächelte und Marie.»
Ein harter Kontrast war die laute Chorklage über «Nationen, die toben» und «Völker, die Nichtiges sinnen». Ob der Komponist an Auseinandersetzungen seiner Zeit wie etwa den Krimkrieg gegen Russland dachte? Wir wissen es nicht. Heute wecken solche Töne in uns Gefühle tiefer Sehnsucht nach einer friedlicheren Welt. Beglückend war am Schluss der Zusammenklang von Gemeinde, Chor, Solisten und Instrumentalisten im strahlenden Halleluja! Nach tosendem Applaus gleich nochmals das strahlende Halleluja! Heiter und aufgestellt ist man aus der Kirche in die Abenddämmerung hinausgetreten.

Jürg Häberlin