CT-gesteuerte Schmerztherapie – ein Segen

  14.02.2023 Aktuell, Foto, Gesellschaft

Am Donnerstag, 23. Februar 2023, 19.00 Uhr, findet im Kurslokal des Spitals Emmental in Burgdorf der zweite Publikumsvortrag dieses Jahres statt. Der Titel lautet: «CT-gesteuerte Schmerz­therapie – präzis und effektiv.» Referenten des öffentlichen Vortrags sind der Leitende Arzt Radiologie Alexey Eyrikh und Oberarzt Radiologie Dr. med. univ. David Major. Danach besteht die Möglichkeit, den Experten beim anschliessenden Apéro unter vier Augen Fragen zu stellen. Eine Anmeldung ist möglich, aber nicht obligatorisch. Diese kann unter der Telefonnummer 034 421 18 52 erfolgen. Dies mit Angabe der Anzahl der Teilnehmenden und mit dem Hinweis, dass der geplante Besuch dem Publikumsvortrag «CT-gesteuerte Schmerztherapie» gilt. Interessierte können sich auch online einschreiben: www.spital-­emmental.ch/publikumsvortraege.

«D’REGION»: Wie müssen wir uns die CT-gesteuerte Schmerztherapie vorstellen?
Dr. med. Major: Die Intervention erfolgt am Untersuchungstisch eines Computertomografen, der den Körper in einzelnen Schichten darstellen kann und so eine genaue Kontrolle über das Prozedere ermöglicht. Mit einer feinen, genau am Zielort platzierten Punktionsnadel werden die schmerzlindernden Medikamente gespritzt. Die Patientin respektive der Patient liegt dabei in Bauch- oder Rückenlage, sodass die zu behandelnde Region für den Arzt optimal zugänglich ist.  

«D’REGION»: Welche Arten von Schmerz können mittels CT-gesteuerter Schmerztherapie behandelt werden?
Dr. med. Major: Alle Schmerzen, die sich auf eine konkrete, lokalisierte Ursache zurückführen lassen. Am häufigsten behandeln wir sogenannte radikuläre Schmerzen. Diese kommen zustande, wenn eine Nervenwurzel an der Wirbelsäule im Rahmen von degenerativen Veränderungen komprimiert oder gereizt wird. Häufig werden auch kleine Gelenke an der Wirbelsäule behandelt oder beispielsweise bestimmte Arten von Hüftgelenkschmerzen. Es können jedoch auch andere Körperregionen behandelt werden, die ohne die Navigation durch ein CT-Gerät nur schwer zugänglich wären.

«D’REGION»: Welche Techniken kommen bei dieser Form der Schmerztherapie zum Einsatz?
Pract. med. Eyrikh: Da unser CT-Gerät uns eine millimetergenaue Markierung und Nadelvorführung erlaubt, können wir Medikamente hochpräzise applizieren – und zwar genau da, wo der Schmerz entsteht. In der nachfolgenden Kontrolle können auch eventuelle Komplikationen sofort erkannt werden.

«D’REGION»: Für welche konkreten Krankheitsbilder wird die CT-gesteuerte Schmerztherapie angewandt?
Pract. med. Eyrikh: Im Bereich der Wirbelsäule wird primär die Schmerzsymptomatik behandelt, die durch Nervenreize – «radikuläre Symptomatik» – oder durch Spinalkanalstenosen oder einem Reizzustand in den Zwischenwirbelgelenken – «aktivierte Facettengelenksarthrose» – entsteht. Man kann aber auch gezielte CT-gestützte Schmerzbehandlungen von anderen Körpergebieten durchführen. So zum Beispiel Infiltrationen der sogenannten Bursa iliopectinea – ein Schleimbeutel im Bereich der Leiste/Hüfte – oder Nervenblockaden beziehungsweise Neurolysen zur Behandlung von chronischen Schmerzsyndromen – beispielsweise bei Krebspatienten.

«D’REGION»: Welche Vorteile bietet die CT-gesteuerte Schmerztherapie gegenüber konservativen Verfahren wie medikamentöse Schmerztherapien oder Physiotherapie?
Dr. med. Major: Bei der CT-gesteuerten Therapie werden die Medikamente möglichst genau in die Region, welche die Schmerzen verursacht, gespritzt. Die Wirkstoffe werden also nicht im Verdauungstrakt und im Blut verdünnt und können somit lokal in höherer Konzentration appliziert werden, als es mit einer Schmerztablette möglich wäre. Ein weiterer Vorteil ist die sofortige Wirkung nach der Applikation. Verschiedene Behandlungsmethoden können sich dabei gegenseitig ergänzen. Jede hat in der Behandlung ihren Stellenwert.

«D’REGION»: Können durch die CT-gesteuerte Schmerztherapie Operationen vermieden werden?
Pract. med. Eyrikh: Jein. Durch die CT-gesteuerte Schmerztherapie wird die organische Ursache der Schmerzen – wie Diskushernie oder Zwischenwirbelgelenksarthrose – nicht behoben. Aber diese Therapie kann die Lebensqualität des Patienten, der Patientin durch die Schmerzreduktion deutlich verbessern. Somit kann die operationsfreie Periode verlängert werden, was ganz wichtig für Patienten mit OP-Kontraindikationen, schwer operablen oder sogar inoperablen Zuständen sein könnte. Aber in gewissen Fällen können die Operationen doch vermieden werden, indem man es schafft, mittels CT-gesteuerter Schmerztherapie die invalidisierenden Schmerzen zu überbrücken.

«D’REGION»: Wie viele Anwendungen – in welchem zeitlichen Abstand – sind notwendig für die erfolgreiche Behandlung?
Dr. med. Major: Es ist möglich und in indizierten Fällen sinnvoll, die CT-gesteuerte Behandlung zu wiederholen. Je nach individuellem Ansprechen können die Behandlungsintervalle verlängert werden – grundsätzlich im Abstand von einigen Wochen bis Monaten. Ein konkretes Behandlungsschema wird in Kooperation mit der zuweisenden Kollegin, dem zuweisenden Kollegen individuell bestimmt. Dies je nach Schmerzart und Intensität. Bei Patientinnen und Patienten, welche auf die Therapie nicht ausreichend ansprechen, wird die Behandlung natürlich nicht fortgesetzt.

«D’REGION»: Können bei der Intervention auch Komplikationen entstehen?
Pract. med. Eyrikh: Da wir wirklich hochpräzis arbeiten, ist die Komplikationsrate bei den CT-gesteuerten Schmerztherapien extrem gering. Theoretisch können einige wichtige Strukturen wie Gefässe oder Nervenwurzeln verletzt werden, aber zu jedem Zeitpunkt der Intervention kontrollieren wir die Nadellage, um solche Komplikationen zu vermeiden. Wir führen alle Punktionen unter sterilen Bedingungen durch. Somit können auch postinterventionelle Infektionen vermieden werden.

«D’REGION»: Können die Schmerzen bei allen Patientinnen und Patienten gelindert werden?
Dr. med. Major: Wie fast immer in der Medizin ist auch das Ansprechen auf die CT-gesteuerte Schmerztherapie individuell. Bei den meisten Patientinnen und Patienten können jedoch die Schmerzen zumindest teilweise reduziert, wenn nicht gleich komplett behoben werden. Die Erfolgsquote können wir in wiederholten Sitzungen erhöhen.

«D’REGION»: Welchen besonderen Fokus werden Sie bei Ihrem Vortrag legen?
Dr. med. Major: Wir möchten über die modernsten Techniken der CT-gesteuerten Schmerztherapie ausführlich informieren – über ihre Möglichkeiten und Limitationen – und in welchen Fällen wir unseren Patientinnen und Patienten helfen können.


Hans Mathys


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