Die Kunst des Kochens näherbringen
08.02.2023 Aktuell, Foto, Region, GesellschaftDer Fachkräftemangel ist in aller Munde und betrifft zahlreiche Branchen. Von ihm betroffen ist auch die Gastronomie. Das Projekt «Klassengastro» vom Verband GastroBern will diesem entgegenwirken, indem es Jugendlichen, die mitten in der Berufswahl stehen, die verschiedenen Gastronomieberufe näherbringt. Beim Projekt dabei ist auch Kevin Bracher, Gastgeber und Geschäftsinhaber des Restaurants «Löie» in Fraubrunnen. Am 20. und 27. Februar 2023 bekocht und bewirtet er und sein Team gemeinsam mit zwei Hauswirtschaftsklassen aus Fraubrunnen die Gäste und will dadurch den Jugendlichen die Kunst des Kochens und der Gastronomie näherbringen.
Das Image verbessern
Den Fachkräftemangel in der Gastronomiebranche bezeichnet Kevin Bracher als grosse Herausforderung. Doch dieser nimmt er sich gerne an. «Wenn wir Jugendliche von den verschiedenen Gastronomieberufen überzeugen können, können wir damit auch gegen den Fachkräftemangel ankämpfen. Denn die Jugendlichen von heute sind der Nachwuchs unserer Branche», hält er fest. Beim Projekt «Klassengastro» gehe es darum, sowohl den Jugendlichen wie auch deren Eltern oder Lehrpersonen das Erlernen eines Gastronomieberufes schmackhaft zu machen. «Die Berufe der Gastronomie sind beispielsweise oft mit einem negativen Image behaftet. Ein enormer Zeitaufwand und kaum vorhandene Freizeit sind weit verbreitete Klischees. Mit diesen gilt es aufzuräumen. Wir wollen mit dem Projekt das Image der Gastronomie verbessern und die positiven Aspekte der verschiedenen Berufe hervorheben.» Kevin Bracher muss es wissen. Er selbst ordnet sich einer neuen Generation in der Gastronomieszene zu: «Auch mir ist die Work-Life-Balance wichtig.» In seinem Restaurant, welches er nun im fünften Jahr führt, hat er deshalb auch die Vier-Tage-Woche eingeführt. Der grössere Teil der Angestellten arbeitet in einem 80-Prozent-Pensum, wird aber beispielsweise zu 100 Prozent entlöhnt.
Begeisterung für Gastronomie
Kevin Bracher wählte den Einstieg in die Gastronomie, aufgrund seiner Freude und Faszination für Kulinarik und Lebensmittel an sich. «Ich betrachte Essen nicht nur als Nahrungsaufnahme. Kochen ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Man kann Gaumenfreuden aus den verschiedensten Produkten herstellen. Die Bandbreite an Zutaten ist extrem gross, man lernt immer wieder Neues kennen und hat nie ausgelernt», schwärmt er. Zudem bereite es ihm Freude, wenn die Gäste das Restaurant glücklich und zufrieden verlassen. Die Freude an der Gastronomie und allen damit verbundenen Facetten mache seine Arbeit letztlich für ihn aus.
Diese Begeisterung will der Vizepräsident von Gastro Emmental-Oberaargau nun auch den Schülerinnen und Schülern aus Fraubrunnen mitgeben. Gestartet wird am Nachmittag mit einer kleinen Führung durch die Lokalität sowie der Vorstellung der verschiedenen Lehrberufe. Anschliessend geht es an die Vorbereitung des Abends. Die Schülerinnen und Schüler werden in zwei Gruppen aufgeteilt – Service und Küche. Danach planen, dekorieren, kochen und bewirten die Schülerinnen und Schüler mit der Unterstützung des «Löie»-Teams.
Die Gäste treffen um circa 18.30 Uhr ein. Rund 32 der gesamt etwa 50 Sitzplätze sind für Eltern und Lehrpersonen der Schülerinnen und Schüler reserviert. «Auch den Eltern wollen wir die Gastronomieberufe näherbringen. Gerade die Berufswahl wird ja oft zu Hause am Esstisch diskutiert», weiss Kevin Bracher. Die restlichen freien Plätze vergibt der «Löie» an weitere Gäste. Der Anlass ist öffentlich, alle Interessierten können sich vom Können der Jugendlichen überzeugen lassen. Serviert wird ein Apéro sowie ein anschliessendes Menü mit vier Gängen. Der Erlös geht an das Restaurant, die Schulklasse erhält von Gastro Bern einen Betrag in der Höhe von 300 Franken für die Klassenkasse.
Was genau die Jugendlichen gemeinsam mit Kevin Bracher und seinem Team auf die Teller zaubern werden, ist noch unklar. «Die Schülerinnen und Schüler dürfen sich bei der Menüwahl im Vorfeld gerne einbringen. Wir werden den Einkauf der Produkte erledigen und ihnen dann mit Rat und Tat zur Seite stehen» – es wird bestimmt schmecken. Und vielleicht ruft der Abend bei dem einen oder anderen Jugendlichen die gleiche Faszination für die Kunst des Kochens hervor, wie es bei Kevin Bracher der Fall ist.
Joel Sollberger