Ein Burgdorfer auf der Thuner Seebühne

  04.07.2023 Aktuell, Foto, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

Die Thunerseespiele mit der imposanten Tribüne zählen zu den schönsten Openair-Veranstaltungen in Europa. Schauspielende, Sängerinnen und Sänger bewegen sich auf einer Bühne, die im See verankert ist. Das Publikum geniesst einen traumhaften Blick auf die Bergwelt mit Eiger, Mönch
und Jungfrau. Über eine Million Besucher/innen kamen in den letzten 20 Jahren für diesen Anlass nach Thun.
Die Thunerseespiele brachten viele bekannte Werke, aber auch Eigenproduktionen auf die Bühne.
Davon gehört und gelesen hat auch Nils Bürk, ein in Burgdorf wohnhafter Berner. Der junge Mann arbeitet seit bald acht Jahren als Heilpädagoge in Burgdorf und singt seit seiner Kindheit mit Leidenschaft. Während seiner Gymnasialzeit nahm er an der Musikschule Gesangsunterricht in der Stilrichtung Jazz und war später Aktivmitglied von «Der Chor» in Bern. Dort sang er gerne klassische Musik, vorzugsweise Nordische Klassik. Als ein Bekannter ihn motivierte, sich bei den Thunerseespielen zu bewerben, weil man noch einen Tenor suche, sandte er ein Video fürs Casting ein. Er bekam die Anstellung und gewährt der Leserschaft nun einen Blick hinter die Kulissen.
Ab März 2023 fanden einmal pro Woche Gesangsproben mit Klavierbegleitung statt. Die abwechslungsreichen Lieder begeisterten Nils sofort. Einige Melodien seien bekannt und würden zu richtigen Ohrwürmern, die er im Alltag oft summe. Ab Mitte Mai trafen sich Chor und Profis dreimal wochentags und zusätzlich jeden Samstag für Gesangs- und szenische Proben. Dann folgte, zwei Wochen vor der Premiere, eine Intensivwoche, wo täglich geübt wurde. Auf die Frage, ob das mit dem Beruf vereinbar sei, erklärte Nils, dass Proben und Arbeit meist nebeneinander Platz hätten: tagsüber die Arbeit, gegen Abend die Thuner Seebühne. Das tönt nach Doppelbelastung. Das sei es aber nicht, entgegnete der Sänger: «Wenn ich Sachen mit Freude mache, dann geben mir diese Energie.» Zudem starten die Sommerferien vor den Auftritten. Das sei entlastend, denn «Dällebach Kari» werde an dreissig Abenden gespielt. Vorstellungen fänden von Mittwoch bis Samstag statt, Ausweichdaten seien Montag und Dienstag in der Folgewoche.
Langeweile oder Überdruss scheint der engagierte Tenor nicht zu kennen. Die Vorbereitungen seien stets spannend, denn jede Probe biete neue Aspekte. Einmal kämen die Tontechniker dazu, nächstes Mal Kopfhörer, mit denen die anderen Sänger/innen zu hören seien, dann das Orchester. Bei einer anderen Probe werde in den Theaterkostümen geübt. Eine echte Herausforderung bedeuteten die Kostümwechsel, die wie ein Uhrwerk funktionieren müssten. Jede Person hinter der Bühne sei unabdingbar, jeder Handgriff eingeübt: «Oft bleiben mir nur fünf Minuten, um das komplette Kostüm zu wechseln und perfekt gestylt zurück ins Rampenlicht zu treten.» Sein Engagement beschränke sich nicht aufs Singen. Bei einem Stück tanze er mit. Das Einüben der Choreografie habe ihm richtig Spass gemacht.
Die Vorbereitungen sind minutiös. Um eine kranke Solistin oder einen verunfallten Solisten zu ersetzten, wird jede Hauptrolle doppelt besetzt, mit einer Person aus dem Ensemble. Eine spezielle Verantwortung tragen die «Swings», die jede Position im Ensemble ersetzen können. So ist man im Ernstfall gewappnet. Jetzt kanns losgehen. Die Vorfreude auf dieses einmalige Erlebnis ist bei Nils deutlich spürbar.

Proben – Hauptproben – Premiere von «Dällebach Kari»
In der Woche vor der Premiere spielen alle gemeinsam mit dem Orchester die Hauptprobe, dann eine Generalprobe und zwei Vorpremieren. Pressefotos werden erstellt, die Gastronomie richtet sich auf dem Gelände ein, alle warten gespannt auf die Eröffnung der Thunerseespiele.
Im Jubiläumsjahr wird die berührende Geschichte des Berner Stadtoriginals Dällebach Kari in einer Neuinszenierung aufgeführt. Im Jahr 2010 verzauberte das Musical über den witzigen Coiffeurmeister zum ersten Mal das Publikum. Regie und Choreografie liegen in der Verantwortung des international tätigen Regisseur Simon Eichenberger. Die Geschichte von «Dällebach Kari» spielt in der Stadt Bern. Die Kulisse mit der Skyline der Stadt und einer Andeutung der Berner Lauben führt zurück in die Jahre 1900 bis 1930. Kari lebt und arbeitet anfangs als Aussenseiter, der langsam Fuss fasst. Eine romantische Liebe endet tragisch. Dazwischen erlebt das Publikum Karis rasante Velofahrten durch die Berner Altstadt und amüsiert sich dank seinem Humor.
Nils Bürk rühmt die Hauptdarstellenden für die grosse Sensibilität in ihren Rollen. Sie begleiten durch eine emotionale Reise, die ein Lachen ins Gesicht zaubert und Tränen aufsteigen lässt, durch eine Geschichte, die leichtfüssig daherkommt und ergreifend endet. Das Musical «Dällebach Kari» geht unter die Haut. Vorstellungen vom 12. Juli bis 26. August 2023.

Helen Käser

www.thunerseespiele.ch

 


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