Flury AG muss Standort in Koppigen Dorf schliessen
17.10.2023 Aktuell, Foto, Region, GesellschaftEine Medienmitteilung der Flury AG von vergangener Woche sorgte für Aufregung in Koppigen und der Region. Darin teilte das Unternehmen mit, dass das Restaurant TIMIS an der Hauptstrasse 14 in Koppigen Dorf und damit verbunden das Verkaufsgeschäft am gleichen Standort per Ende dieses Monats geschlossen werden. Der Restaurationsbetrieb schreibe seit Jahren Verluste, die sich auch durch die 2021 erfolgte betriebliche Neuausrichtung und namhafte bauliche Investitionen nicht hatten vermindern lassen, so die Flury AG in der Medienmitteilung. Vom Schliessungsentscheid betroffen sind ausschliesslich die zehn Mitarbeitenden der Flury AG am Filialstandort Koppigen Dorf. Für sieben von ihnen konnten aufgrund ihrer beruflichen Ausrichtung nahtlos valable Arbeitslösungen innerhalb des Bäckerei-, Konditorei- und Confiseurunternehmens gefunden werden. Bei drei Mitarbeitenden war dies laut Medienmitteilung bedauerlicherweise nicht der Fall. Ihnen musste per Ende Oktober gekündigt werden.
«Der Schliessungsentscheid ist uns nach einem langen und intensiven Prozess sehr schwergefallen und wir bedauern ihn ausserordentlich, besonders was unsere Mitarbeitenden betrifft, denen wir kündigen mussten», sagt Robert Morgenthaler, Inhaber der Flury AG. Tatsache sei jedoch, dass der Restaurationsbetrieb in Koppigen Dorf seit Jahren «deutlich rote Zahlen schreibt und von den übrigen Filialstandorten quersubventioniert werden musste». Die weiteren Standorte laufen laut Morgenthaler «allesamt rund, trotz Corona-Nachwehen, erhöhter Lohnkosten bei knappen Fachkräften sowie wesentlichen Mehrauslagen, vor allem für Energie und Rohstoffe».
Erst 2021 hat der Familienbetrieb einen sechsstelligen Frankenbetrag in den Bau und das Marketing am Filialstandort Koppigen Dorf investiert. Diese Investitionen konnten jedoch in unglücklicher zeitlicher Verkettung mit der Coronapandemie und ihren Folgen den akzentuierten Umsatzrückgang des Restaurants nicht bremsen. 2024 wäre die Flury AG zudem zu einer weiteren Investitionsrunde im finanziell ähnlich hohen Bereich wie 2021 gezwungen gewesen, diesmal vor allem in veraltete Produktionsinfrastrukturen.
Einen Tag nach Bekanntgabe der Schliessung fallen die Reaktionen gemischt aus. «Bei den einen ist die Enttäuschung verständlicherweise gross. Wir erhielten aber auch sehr verständnisvolle Rückmeldungen», so Robert Morgenthaler auf Anfrage. «Wir sind uns der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung unseres Betriebs gerade für das Dorf Koppigen bewusst. Letztlich mussten wir aber auch unserer wirtschaftlichen Verantwortung als Unternehmen gerecht werden», meint er weiter. Noch ist unklar, was mit dem Land und dem Gebäude, die im Besitz der Flury AG und planerisch in der Kernzone liegen, geschehen wird.
Die Flury AG beschäftigt aktuell 90 Mitarbeitende und entwickelt sich unternehmerisch seit Jahren kontinuierlich weiter. Hiervon zeugen auch die jüngst erfolgten Neueröffnungen von Betrieben, zum Beispiel 2022 in Langendorf und 2023 in Biberist, sowie die kürzliche, in der Region für Schlagzeilen sorgende Übernahme der «Schlossblick»-Filiale des konkursiten «Chrigubeck» in Burgdorf. Gerade Letzteres sei laut Robert Morgenthaler aber ein völlig anderer unternehmerischer Schritt gewesen. «Dass wir wenige Wochen nach Bekanntgabe der Übernahme der ‹Schlossblick›-Filiale über die Schliessung des Standorts im Dorfkern Koppigens informieren müssen, ist purer Zufall.» Trotz dem emotional schwierigen Entscheid blicke man bei der Flury AG nun positiv in die Zukunft.
zvg / Joel Sollberger

