Die Zauneidechse
14.11.2023 Aktuell, Foto, Burgdorf, GesellschaftAnstelle der angekündigten, erkrankten Rednerin Beatrice Lüscher, die über die Geburtshelferkröte – umgangssprachlich «Glögglifrösch» genannt – referieren wollte, konnte NVB-Vereinspräsident Manfred Eichele Referent Till Zaugg begrüssen. Der Mitgründer des jungen stadtbernischen Naturschutzvereins «faunaberna» konnte kurzfristig engagiert werden und seine Informationen über die Zauneidechse waren nicht weniger interessant. Als studierter Biologe ist er im Umweltbereich eines grösseren Ingenieurbüros tätig.
Die meisten Reptilien in der Schweiz sind mehr oder weniger stark bedroht und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Reptilien. Dazu gehört auch die Zauneidechse. Ihren Lebensraum findet diese im Übergang zwischen Wald und Offenland, an Waldsäumen, Ackerrändern, Kiesgruben, an Eisenbahnböschungen und Flussufern. Sie liebt alleinstehende Büsche, Hecken sowie Ast- und Steinhaufen. «Leider sind solche Kleinstrukturen in unserer gepflegten Landschaft heute selten geworden. Etwas Unordnung wäre deshalb nicht falsch», so die Worte des Fachmanns. Da die Eidechse ein wechselwarmes Tier ist und dadurch ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren kann, braucht sie regelmässig warme Sonnenplätze zur Thermoregulation. Zum Schutz vor Fressfeinden am Boden und aus der Luft braucht sie Versteckmöglichkeiten. Kommt es zu einem Angriff, kann die Zauneidechse einen Teil ihres Schwanzes abwerfen, der später wieder nachwächst. Für die Eiablage wählt sie mit Vorteil sandigen Boden, gräbt die Eier ein und lässt sie von der Sonne ausbrüten. Je nach Wetterverhältnissen ist der Zeitrahmen bis die Jungen schlüpfen grösser oder kleiner. Der Speiseplan der flinken Reptilien beschränkt sich vorwiegend auf wirbellose Tiere wie Würmer, Insekten, Spinnen und Raupen. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit den modernen Mähtechniken ist eine grosse Gefahr für die kleinen Tiere. Die Mauereidechse, die sich rasant verbreitet hat, macht der einheimischen Zauneidechse zudem den Platz streitig. Als Winterquartier braucht die Zauneidechse einen frostfreien Ort in einer Tiefe von bis zu 80 Zentimetern in Gesteinsspalten, Baumstrünken, Holzhaufen oder bestehenden Gängen von Mäusen oder in Dachsbauten. Wenn der Frühling kommt, ist sie wieder da.
Nach Abschluss des Referats nutzten die interessierten Gäste die Gelegenheit, offene Fragen zu klären.
Rosmarie Stalder