Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule und ihre minimalinvasiven Behandlungsmöglichkeiten

  09.01.2024 Aktuell, Foto, Gesellschaft

Am Donnerstag, 18. Januar 2024, spricht Dr. med. univ. David Major, Leitender Arzt Radiologie des Spitals Emmental, über «Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule und ihre minimalinvasiven Behandlungsmöglichkeiten». Der Vortrag beleuchtet die neuesten bildgebenden Verfahren, die zur Diagnose und Bewertung dieser Zustände verwendet werden, und betont die Bedeutung präziser Diagnostik für eine effektive Behandlung. Zusätzlich werden am Rande moderne, minimalinvasive Therapieoptionen vorgestellt, die unter CT-Kontrolle durchgeführt werden, und es werden deren Vorteile für Patientinnen und Patienten mit degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen erörtert.

«D’REGION»: Welches sind die häufigsten degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule und wie entstehen diese?
David Major: Die häufigsten degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule sind Spondylose, Bandscheibenvorfälle und Spinalkanalstenose. Diese Erkrankungen resultieren meist aus dem natürlichen Alterungsprozess des Körpers. Mit der Zeit verlieren die Bandscheiben an Feuchtigkeit und Elastizität, was zu einer Verringerung der Stossdämpfungsfähigkeit und erhöhter Belastung der Wirbelgelenke führt. Dies kann zu einer Spondylose führen, einer Verknöcherung und Versteifung der Wirbelsäule. Die Spinalkanalstenose, eine Verengung des Spinalkanals, entsteht häufig durch Verdickung der Bänder und knöcherne Auswüchse, die den Nerven weniger Raum lassen und Schmerzen sowie Taubheitsgefühle verursachen können.

«D’REGION»: Nebst der körperlichen Untersuchung stellt ja vor allem die Bildgebung einen wichtigen Pfeiler bei der Diagnostik dar. Welche Verfahren kommen hauptsächlich zum Einsatz?
David Major: In der Diagnostik der Wirbelsäulenerkrankungen sind bildgebende Verfahren unerlässlich. Röntgenaufnahmen bieten einen ersten Überblick über die Knochenstruktur der Wirbelsäule. Für eine detailliertere Darstellung werden jedoch häufig Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT) eingesetzt. Die MRT ist besonders wertvoll, da sie Weichteilstrukturen wie Bandscheiben, Nerven und Bänder hervorragend darstellen kann. CT-Scans sind hingegen bei der Beurteilung von knöchernen Strukturen und bei Patienten/-innen, die nicht für eine MRT geeignet sind, wie zum Beispiel Träger/innen von bestimmten medizinischen Implantaten (wie Herzschrittmacher oder Neurostimulator) die Methode der Wahl.

«D’REGION»: Wie wichtig ist die präzise Diagnostik für die spätere Behandlung?
David Major: Eine präzise Diagnostik ist für die Planung einer effektiven Behandlung entscheidend. Sie hilft nicht nur, die genaue Ursache der Symptome zu identifizieren, sondern ermöglicht es auch, die am besten geeigneten Therapieoptionen zu wählen und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Bei Wirbelsäulenerkrankungen ist eine genaue Diagnostik besonders wichtig, da die Symptome oft unspezifisch sind und eine genaue Lokalisierung und Charakterisierung der Pathologie für eine gezielte Behandlung erforderlich ist.

«D’REGION»: Welche Rolle spielt die Radiologie bei der Behandlung?
David Major: Die Radiologie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen, nicht nur in der Diagnostik, sondern auch bei der Durchführung von Therapien. Radiologische Verfahren ermöglichen eine genaue Lokalisierung und Visualisierung der betroffenen Bereiche, was für minimalinvasive Eingriffe essenziell ist. Darüber hinaus unterstützt die Radiologie die Überwachung des Behandlungsverlaufs und hilft, den Erfolg der Therapie zu beurteilen.

«D’REGION»: Gerade auch mini­mal­invasive Therapieoptionen, die unter CT-Kontrolle durchgeführt werden, werden immer wichtiger. Bei welchen Krankheitsbildern setzen Sie diese Verfahren ein?
David Major: Minimalinvasive Therapieoptionen unter CT-Kontrolle sind besonders nützlich bei der Behandlung von Bandscheibenvorfällen, bei einigen Formen von Rückenschmerzen und manchmal auch bei Wirbelkörperfrakturen. Diese Techniken ermöglichen es, Medikamente direkt an den Ort der Schmerzentstehung zu injizieren, ohne grössere chirurgische Eingriffe zu benötigen. Diese Verfahren sind weniger belastend für die Patientin, den Patienten und erfordern oft kürzere Erholungszeiten.

«D’REGION»: Wie können Laien sich den Ablauf einer solchen CT-gesteuerten Therapie vorstellen?
David Major: Bei einer CT-gesteuerten Therapie wird die Patientin, der Patient zunächst in den CT-Scanner gelegt, wobei der zu behandelnde Bereich genau positioniert wird. Der Radiologe nutzt dann die CT-Bilder, um die exakte Position für die Therapie zu bestimmen. Bei der Behandlung selbst wird ein Instrument, wie eine Punktionsnadel, unter CT-Kontrolle genau an die Zielregion geführt. Dies ermöglicht eine sehr präzise Behandlung mit minimalem Risiko für umliegende Strukturen. Der Eingriff wird in der Regel ambulant durchgeführt und dauert meist nur eine kurze Zeit.

«D’REGION»: Welche Vorteile bringen diese Therapieverfahren den Patientinnen und Patienten?
David Major: Diese minimalinvasiven Therapieverfahren bieten mehrere Vorteile: Sie sind in der Regel weniger schmerzhaft, haben ein geringeres Infektionsrisiko und erfordern kürzere Erholungszeiten im Vergleich zu offenen chirurgischen Eingriffen. Sie ermöglichen eine gezielte Behandlung, was oft zu einer schnelleren und effektiveren Schmerzlinderung führt. Ausserdem reduzieren sie die Belastung für die Patienten/-innen, da viele dieser Eingriffe ambulant durchgeführt werden können und keine langen Krankenhausaufenthalte erfordern.

«D’REGION»: Inwiefern beeinflussen Lifestyle-Faktoren wie Bewegung, Ernährung und Beruf die Gesundheit der Wirbelsäule, und welche präventiven Massnahmen empfehlen Sie?
David Major: Lifestyle-Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Gesundheit der Wirbelsäule. Regelmässige Bewegung, insbesondere Aktivitäten, die die Rückenmuskulatur stärken und die Flexibilität erhöhen, können das Risiko degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen reduzieren. Eine ausgewogene Ernährung, reich an Kalzium und Vitamin D, unterstützt die Knochengesundheit. Berufliche Faktoren, insbesondere bei Jobs, die langes Sitzen oder schweres Heben erfordern, können das Risiko für Wirbelsäulenprobleme erhöhen. Ergonomische Arbeitsplätze und regelmässige Pausen zur Bewegung sind daher wichtig. Die Prävention umfasst auch die Förderung einer guten Körperhaltung und regelmässige medizinische Check-ups, um frühzeitig potenzielle Probleme zu erkennen.

zvg

Vorträge: Donnerstag, 18. Januar 2024, 19.00 Uhr, im Kurslokal (EG) im Spital Emmental, Oberburgstrasse 54, Burgdorf; Donnerstag, 25. Januar 2024, 19.00 Uhr, im Spital in Langnau.


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote