Es lebe die Monarchie der Kleinkunst

  05.03.2024 Aktuell, Foto, Kultur, Gesellschaft

Für Liebhaberinnen und Liebhaber von Comedy, Kabarett und Kleinkunst ist die Krönung ein Highlight des Jahres. An zwei Tagen gibt es am Kleinkunstfestival einiges zu entdecken. Pro Abend sind acht Acts zu sehen. Insgesamt werden 16 Auftretende je 20 Minuten aus ihrem aktuellen Programm spielen. Die Zeitung «D’REGION» sprach im Vorfeld mit dem Organisations-Duo Nicole D. Käser und Tobias Kälin.

«D’REGION»: Auf wen freuen Sie sich denn am meisten?
Nicole D. Käser: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich mag das klassische Kabarett. Also werde ich bei Nils Heinrich voll auf meine Kosten kommen. Er ist ein kluger Kopf. Frech, witzig und nimmt alles auf die Schippe, vor allem auch sich selbst. Nicht zu vergessen Julia Steiner – ein aufstrebendes Kabaretttalent. Sie hat letztes Jahr das Oltner Kabarett-Casting gewonnen, ein Preis zur Förderung junger Kabarettistinnen und Kabarettisten. Zu dem Preis gehört nebst einem Auftritt an den Oltner-Kabarett-Tagen auch der Startplatz an der Krönung. Und dann sind da noch die beiden «Slapsticker» aus der Romandie, «Les Toons». Sie bieten dem Publikum ein wahres Feuerwerk.
Tobias Kälin: Ich freue mich auf Clara Buntin. Sie mag Schräges und jongliert mit den Wörtern. Apropos Jonglage – für visuelle Leckerbissen sorgt Chris­toph Rummel. Er jongliert nicht nur mit Bällen sondern mit Licht und Projektion. Oder Jeanine Ebnöter Trott, sie klettert auf Leitern und spielt und tanzt mit allem, was sie auf der Bühne findet.
Wortgewandt sind auch unsere beiden Slam-Poeten Samuel Richner und der Emmentaler Pesche Heiniger. Pesche hat eine Stimme wie der «Wilde Westen» höchstpersönlich. Beide präsentieren ein Potpourri ihrer besten Texte. Klassisches Musikkabarett wird präsentiert von Wolfgang Weingand und Lisa Brunner. Erfinderisch in Tönen präsentiert «wilderbluescht» neu Interpretiertes aus der Volksmusik. Spannend wird sicher auch «Zucker, Brot und Peitsche», eine Mischung aus Oper und Dragqueen. Peter Haas hat sein Schlagzeug mit dabei und beweist, dass es faszinierend und witzig sein kann, einem Schlagzeug zuzuhören.
Nicole D. Käser: Nun haben wir schon fast alle aufgezählt. Aber es fehlen noch Matthias Kauz mit seinem grossartigen Theater-Kabarett-Programm «Wolf». Gabor Vosteen, auch bekannt als «The Flutman», macht Comedy und lässt humorvoll Flöten sprechen. Last but not least Marie Diot, eine geniale Liedermacherin. Sie singt gescheite Songs aus einer Mischung von Indie-Pop, Chansons und von Spass und Wortwitz.
Tobias Kälin: Wir freuen uns auf eine geballte Ladung Kleinkunst.
Nicole D. Käser: Ja, da gebe ich dir recht, Tobias! Übrigens das «Tüpfelchen auf dem i» sind unsere Moderatoren! Dominic Deville wird den Freitagabend moderieren und die beiden Blues Brothers der Schweiz «Les trois Suisses» werden durch den Samstag­abend führen.

red

Freitag, 8. März 2024
Moderation: Dominic Deville

1. Block, 19.00 Uhr
Clara Buntin (CH)
Die «Sing a Wrong Writerin» versprüht pfiffige Wortvergnügen aus erlesenen Buchstäbchen und einem Hauch Sinnaroma. Würzige Silben- und Gedankenkompositionen aus unserem hiesigen und reichhaltigen Wortschatz lässt sie im zuhörenden Ohr musisch genüsslich verschmalzen.

Samuel Richner (CH)
Im Jahr 1999 hat Samuel Richner erstmals den Mund für einen Schrei geöffnet und ihn dann nie wieder geschlossen. Gross geworden zwischen den Sandsteinen der Hauptstadt und gemütlichen Wörtern lebt er in Bern.
Auf der Bühne fühlt er sich so wohl, dass er am liebsten auf einer wohnen würde (nicht, dass er es nicht versucht hätte). 2022 gewann Samuel Richner mit seinen Texten die Schweizermeis­terschaften im Poetry-Slam.

Jeanine Ebnöther Trott (CH)
Die Artistin Jeanine Ebnöther Trott tanzt und spielt auf überaus elegante Art und Weise mit allem, was auf der Bühne zu finden ist: mit Ball, Leiter, Seil, Packpapier und einem Overall. Eine wunderbare, unprätentiöse Leichtigkeit liegt über allem. Und manchmal blitzt ein bisschen Wehmut durch …
Gabor Vosteen (D)
In der «The Fluteman Show» stellt sich Gabor seiner Vision, die Welt mit dem bedeutendsten Instrument der Menschheit zu retten, und zeigt verblüffende Facetten der Blockflöte, die man so noch nie gehört und gesehen hat. Mit unzähligen Plastikflöten, einer rockigen E-Flöte, der einzigen Leopardenbassflöte der Welt und frechen Flötenideen geht er auf Mission: Bach, Paganini, Popmusik und eigene Kompositionen verbinden sich mit Comedy zum ungehörten Kosmos des Flötenmeisters Gabor Vosteen.


2. Block, 22.00 Uhr
Matthias Kunz (CH)
Tankwart Franz Weniger wird von der Energiewende links überholt. Inzwischen fährt sogar sein einst bester Kunde elektrisch. Die zwei Männer erklären einander die Welt und graben dabei unverhofft ein vergessenes Geheimnis aus, das ihre Zukunft vergolden könnte … Derweil streift Herr Wolf durchs Revier und macht sich einen Reim auf den Menschen. Mit «WOLF» bringt Matthias Kunz äusserst wandlungsfähig einen zeitgeistigen Kabarettabend auf die Bühne.

Zucker, Brot und Peitsche (CH)
Eine Opernsängerin, eine Dragqueen, eine Prise Zucker und ein Peitschenhieb. Ein bisschen Lyrik, ein bisschen Melodie. Zart, böse und «bittersweet». Zucker, Brot und Peitsche wirft als Mise en Place Fragen über Fragen über Fragen auf und knetet alle Fragezeichen zu einem Teig, gibt Mezzosopran und Travestie dazu und lässt ihn förmlich aufgehen. Amélie Putain und Paula Meyer: Kabarett für Naschhafte, für Nachdenkliche und für Neugierige.

Les Toons (CH)
Les Toons ist ein Comedy-Duo, das ein cartoonartiges, unglaubliches Universum erschafft, das Beatbox und Pantomime kombiniert. Sie sind verschmitzt, necken sich, erwecken Gegenstände zum Leben, kommunizieren mit Tieren, kämpfen mit den Elementen der Natur, und das in allen möglichen Facetten. Sie greifen auf verrückte Weise auch Klassiker der Popkultur auf. Sie regen die Fantasie an und laden die Zuschauenden ein, den staunenden Blick der Kindheit wieder zu entdecken.

Marie Diot (D)
Marie Diot ist Liedermacherin. Sie macht Musik und Quatsch oder anders gesagt: Eine Mischung aus Indie-Pop, Chanson und sehr viel Spass. Ihre Konzerte bestehen aus verquerten, komischen Ansagen und Liedern, die charmant und direkt, mit Wortwitz und Ironie, Geschichten von Dingen erzählen, die so im Leben passieren. Manchmal passieren ja Sachen, die sind so verrückt, das kann man sich gar nicht ausdenken.

Samstag, 9. März 2024
Moderation: Les trois Suisses

1. Block, 18.00 Uhr
Lisa Brunner (CH)
Die Musikerin und Kabarettistin Lisa Brunner erzählt die wahre Geschichte vom schönen Bündner vor dem Coop. Wie alles anfing, sich bald aber verfing. Das Publikum darf mitentscheiden, ob es eine gute Idee ist, dem Bündner in den Einkaufsladen zu folgen, und wenn ja, ob es zum Gespräch – oder gar zum Kuss!? – kommt. Das Publikum schreibt Lisas Biografie neu, der Anfang der Geschichte wahr, das Ende ziemlich sicher frei erfunden. Wie es wirklich war, weiss nur Lisa ... und der Bündner.

Wolfgang Weigand (CH)
Er war mal ein Grüner, Linker, Rebell. Der Bart ist längst ab, aber Letzteres ist er geblieben. Sein Motto: Die Zukunft war früher auch nicht viel besser! Er wundert sich über den Wahnsinn dieser Tage, über Faktenchecker und Medien, verengte Meinungskorridore und Denkverbote, Katastrophen und Gendern, Kapitalismus und Pandemien – und macht sich seinen musikalisch-politisch-philosophisch-bissigen Reim auf die letzten drei Jahre. Einfach Schwamm drüber?

Julia Steiner (CH)
Das Leben ist heute. Und vielleicht, aber nur vielleicht, wenn es grad passt, wird das Leben auch morgen noch sein. Aber das entscheid ich dann morgen früh. Wieso warten bis ich 80 bin, um meine Geschichte zu erzählen, wenn ich auch schon mit 23 genug für ein ganzes Leben erlebt habe. Genug, um sich irgendwie nicht sicher zu sein, ob man am nächsten Tag noch leben wird oder leben will. Und doch gibt’s auch verdammt viel Schönes und Lustiges im Leben. Zum Beispiel Katzenvideos.

Christoph Rummel (D)
Christoph ist Jongleur. Mit seinen Jonglier­objekten – für ihn sind es eigentlich Jongliersubjekte – philosophiert und koordiniert er sich durch seinen Kosmos der Schwerkraft. Er haucht Bällen Leben ein, jongliert mit Licht, meistert Jongliermuster und mustert die Tücken des Alltags. Jonglierkunst
trifft auf Wortakrobatik, Handwerk auf Mundwerk. Das Ergebnis ist ein Kunstwerk aus Comedy, Varieté und zeitgenössischem
Zirkus.

2. Block, 21.00 Uhr
Peter Haas (CH)
Auf magische Weise entlockt der Musiker und Künstler Peter Haas dem Schlagzeug Klänge, die jede Grenze des Instruments sprengen. Während dem Konzert, das in vollkommener Dunkelheit stattfindet, verwebt er die Dringlichkeit der Kodo-Trommel mit den Freiheiten des Jazz, kontrastiert die Vielschichtigkeit einer Sinfonie mit der geballten Energie des knüppelharten Rocks. Die absolute Dunkelheit trägt zum Kopfkino bei, das dabei entsteht.

Nils Heinrich (D)
Er gehört zur Generation «ich komme ursprünglich ganz woanders her». Er kennt 37 verschiedene Passwörter auswendig. Die letzten Lebensjahre verbrachte er damit, Bluetooth-Geräte zu koppeln. Und im Laufe seines bisherigen Lebens hat er schon so viel Mikroplastik gegessen, dass seine Arterien nicht verkalkt, sondern von innen isoliert sind.
Nils Heinrich ist ein junger, gebrauchter, mehrfach preisgekrönter Komiker.

wilderbluescht (CH)
wilderbluescht singen eigene Volkslieder, aber ziemlich anders als man denkt. Mit Stimmen, allerhand Instrumenten und alltäglichen Gegenständen erschaffen sie im Echoraum der Schweizer Volksmusik eine ureigene Klangwelt. Sie trauern, trällern, tratschen und träumen. Sie lassen das Leben in all seinen Facetten erklingen, schwarz und windschief, sinnlich und himmlisch, fetzig und witzig. Wie in den überlieferten Volksliedern, aber eigenständig und unerhört.

Pesche Heiniger (CH)
Pesche Heiniger bringt eine einzigartige Mischung aus Spoken Word Performance, SlamPoetry, Kolumnismus und Liedermacher-Trash auf die Bühne. Wuchtig, stimmgewaltig und ausdrucksstark.

 


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