Neue Könige der Kleinkunst

  12.03.2024 Aktuell, Foto, Burgdorf, Kultur, Gesellschaft

«Die Krönung» hat in Burgdorf Tradition. Jedes Jahr organisieren Nicole
D. Käser und Tobias Kälin dieses Kleinkunstfes­tival, das Liebhaber/innen von Comedy, Kabarett und Kleinkunst begeistert. So präsentierten sie auch vergangenes Wochenende an zwei Abenden insgesamt 16 Kleinkünstler/innen. Diese stellten sich der Wahl zu den Adelstiteln Hofnarr, Burgfräulein, Ritter, Prinzessin, Prinz, Herzogin, Herzog, Bardin, Barde, Scharfrichter, Gräfin, Graf, Königin oder König. Durch die Auftritte von jeweils zwanzig Minuten entstand im Publikum eine spezielle Atmosphäre, etwas zwischen Konzentration und Entspanntheit, aber auch ein Mitfiebern für die eigene Favoritin oder den Favoriten. Das Publikum fungierte als Jury und verteilte somit die verschiedenen Adelstitel.

Unterhaltsame Moderation durch «Les  trois Suisses»
Das «kleinste Trio der Welt» – es besteht lediglich aus den beiden Künstlern Pascal Dussex und Resli Burri – ist bekannt für seinen Witz und seine Musikalität. Die Komiker überzeugten mit einer grossartigen Moderation. Sie sangen für jede Künstlerin und jeden Künstler einen Song, der in ihrem/seinem Geburtsjahr aktuell war.   
Lisa Brunner, Musikerin und Kabarettistin, stemmte den ersten Auftritt am Samstag. Mit Comedy, Gesang und der Unterstützung durchs Publikum erfand sie ihre Biografie neu. Wolfgang Weigand ist überzeugt, dass die Zukunft früher auch nicht viel besser war. Mit anspruchsvollen Wortspielen über Politik und Gesellschaft animierte er zum Mitdenken. Er spielte Piano und sang, beispielsweise den «Schwamm-drüber-Blues». Julia Steiner erzählte ihre Geschichte als sogenanntes Wunderkind, das immer die Beste sein sollte. Dabei war sie durchschnittlich und suchte Gründe, um ihrem Leben Sinn zu geben. Das tat sie gekonnt mit witzigen Texten und Liedern. Den ersten Block beendete der Jongleur und Bühnenkünstler Christoph Rummel. Er jonglierte nicht nur mit Bällen und Keulen, sondern auch mit Lyrik.
Nach der Pause setzte sich der Musiker Peter Haas hinter sein Schlagzeug. Er entlockte dem Instrument Klänge von erstaunlicher Intensität, da der Theatersaal samt Bühne in völliger Dunkelheit lag. Das Trampeln von Elefanten, das Stampfen von Motoren, das Fallen von Wassertropfen oder ein schlagendes Herz – Haas zauberte mit seiner perfekten Beherrschung des Schlagzeugs ungewohnte Szenarien herbei. Nach diesem musikalischen Auftritt zog der mehrfach preisgekrönte Komiker Nils Heinrich die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Scharfsinnig parodierte er die Schweiz und Themen aus Politik und Gesellschaft. Keiner seiner schnell gesprochenen Sätze verhallte ohne Lacher. Hanna Schaub und Chris­toph Blum liessen das Leben als «Wilderbluescht» ertönen. Mit viel Witz und Ernsthaftigkeit, mit Singen und Jodeln, im Sprechchor und mit instrumentaler Unterstützung präsentierten sie eigene Volkslieder.

Als Abschluss die Krönung von Pesche Heiniger
Er wirkte scheu, als er die Bühne als Letzter betrat und vor dem Mikrofon das erste Lied zum Besten gab, Pesche Heiniger. Doch bei seiner Laudatio aufs Emmental wirkte er immer feuriger und temperamentvoller. Der Slam-Poet, Liedermacher und Kolumnist faszinierte mit Wortspielereien, mit nachdenklichen Texten und mit beeindruckender Mimik und Gestik. Er wurde zum verdienten König des Abends gekrönt.
Die 17. Krönung mit vielfältiger Kleinkunst, schrägem Wortwitz, musikalischen Leckerbissen, überraschenden Pointen und artistischen Höhepunkten hinterlässt beste Erinnerungen und weckt Vorfreude auf die 18. Krönung am 14. und 15. März 2025.

Helen Käser

 


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