«Albert Bitzius – ein Wegbereiter der Schulreform»

  15.05.2025 Lützelflüh, Kultur

Am Dienstagabend, 6. Mai 2025, fanden sich im Gotthelf Zentrum zahlreiche Gäste zum Vortrag «Albert Bitzius – ein Wegbereiter der Schulreform» von Markus Hofer ein.
Albert Bitzius alias Jeremias Gotthelf betonte zeit seines Lebens den grossen Stellenwert von Bildung und Erziehung. Bereits als 19-jähriger Theologiestudent bezeichnete er in einem Brief die «Bildung der Menschen» als seine «wichtigste Pflicht». Der pädagogische Eifer, von dem er beseelt war, kommt auch in folgendem Zitat aus einem Schreiben an seine Halbschwester Marie zum Ausdruck: «Mich drückt die Gelehrsamkeit wie eine frischgekalberte Kuh die Milch.»
Als Bitzius am 1. Januar 1831 seine Stelle als Vikar in Lützelflüh antrat, befand sich die Republik Bern mitten in einem politischen Umbruch. Nur wenige Tage später dankte die patrizische Regierung ab und die Liberalen übernahmen die Regierungsgeschäfte. Mit dem Regimewechsel eröffneten sich für den Geistlichen, der ein Bewunderer von Johann Heinrich Pestalozzi war und für einen kindgerechten Unterricht eintrat, zahlreiche Handlungsmöglichkeiten zur tatkräftigen Mitarbeit am Aufbau der neuen Volksschule, wie der Historiker Markus Hofer in seinen Ausführungen aufzeigte.  
Bitzius gehörte der Ortsschulkommission von Lützelflüh an, die auf seine Initiative im Dezember 1831 gegründet wurde, und amtierte von 1835 bis 1845 als Schulkommissär des Kommissariatskreises Lützelflüh. Er war Mitinitiator einer staatlichen Besoldungszulage für alle Lehrkräfte, welche die Lebensbedingungen der Schulmeister ab Februar 1837 grundlegend verbesserte.
Ein zentrales Anliegen war ihm die Durchsetzung der Schulpflicht, die auf heftigen Widerstand stiess. Immer wieder kam es an Schulkommissionssitzungen zu tumultartigen Szenen, wenn pflichtvergessene Hausväter vorgeladen wurden. Mit der Gründung eines regionalen Schulkonkordats erreichte Bitzius in seinem Kommissariatskreis eine einheitlichere Handhabung der Schulabsenzen. Der Schulfleiss habe sich in zehn Jahren um die Hälfte gesteigert, teilte er dem Erziehungsdepartement mit.
Mehrmals leitete er Untersuchungen gegen Lehrpersonen ein, die sich schwerwiegender Verfehlungen schuldig gemacht hatten. Damals gehörte die Prügelstrafe zu den gängigen Massnahmen zur Aufrechterhaltung der Disziplin. Bitzius war keineswegs ein Gegner von körperlichen Züchtigungen, lehnte aber eine Schule ab, in welcher «die Lehrer mit den Hintern ihrer Schüler besser bekannt [waren], als mit ihren Köpfen.» Ungerechtfertigte Brutalität gegenüber den Kindern im Unterricht duldete er keineswegs, wie Markus Hofer ausführte.
Auch in anderen Bereichen gelang es Bitzius immer wieder, Akzente zu setzen. Während seiner Tätigkeit als Schulkommissär wurden in seinem Kommissariatskreis zehn neue Schulhäuser errichtet.
Im Jahr 1838/1839 veröffentlichte Bitzius den zweibändigen Roman «Leiden und Freuden eines Schulmeisters», die fiktive Lebensgeschichte des Lehrers Peter Käser. Bildungspolitische Brennpunkte wie Lehrerlöhne, Unterrichtsmittel und Bildungsziele werden darin ebenso behandelt wie der Umgang mit Kindern – Themen, die immer noch aktuell sind. Wer den Roman heute liest, erhält wertvolle Einsichten und Denkanstösse, betonte Markus Hofer abschliessend.
Nach dem Referat bewirtete Beat Wampfler vom Käsehaus K3 Burgdorf die Gäste mit seinen Käsespezialitäten.

zvg

www.gotthelf.ch


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