Remo Käser tritt nach vermehrten Verletzungen aus dem Schwingsport zurück
07.08.2025 Schwingen, Kirchberg, Sport, Gesellschaft, Aktuell, SchwingenMit viereinhalb Jahren stand Remo Käser das erste Mal im Schwingkeller des Schwingklubs Kirchberg im Sägemehl. Am selben Ort beendete er am vergangenen Donnerstag seine Laufbahn als Spitzenschwinger, fast 25 Jahre später. Damit geht eine grosse Karriere zu Ende. Der Rücktritt erfolgte gesundheitsbedingt.
Am Bern-Jurassischen Schwingfest im Juni musste Käser im ersten Gang aufgeben. Er hatte sich einen Teilriss des Seitenbandes und eine Ruptur des Wadenbein-Köpfchens zugezogen. Der Heilungsprozess der Verletzungen, welche ihn seither plagen, lief nicht wie erhofft. Der notwendige Trainingsaufbau, um am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2025 in Mollis (GL) teilnehmen zu können und dort dem eigenen sportlichen Anspruch gerecht zu werden, ist nicht möglich.
Rücktritt aus Verletzungsgründen
Schon im Vorjahr stand Remo Käser kurz vor seinem Rücktritt, denn auch viele andere Verletzungen aus den vergangenen Jahren fordern ihren Tribut. Nun macht der Körper nicht mehr mit. Remo Käser erklärte im Rahmen der Medienkonferenz: «Mein Körper und Geist haben genug. Mein Herz sagt mir, dass es an der Zeit ist, loszulassen. Dieser Entscheid fällt mir alles andere als leicht – aber er ist richtig. Ich durfte so viele wunderbare Momente erleben, im Sägemehl stehen, jubeln, kämpfen, manchmal auch verlieren – aber immer mit Stolz.»
Die Verletzungshistorie des 28-Jährigen umfasst unter anderem drei Bandscheibenvorfälle, eine anhaltende Arthrose im Nacken, eine Rippenverletzung sowie Bänder- und Muskelverletzungen. Trotz aller Rückschläge kämpfte sich Remo Käser mittels intensivem Training immer wieder von Neuem an die Spitze zurück. «Das kostete mich jeweils viel Kraft», hielt er fest. Doch wenn nach der anstrengenden und mühevollen Aufbauarbeit lediglich die Teilnahme an einigen wenigen Schwingfesten möglich ist, bis einem die nächste Verletzung zurückbindet, stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis. «Der Mensch ist keine Maschine. Die Energie reicht nun nicht mehr für den Wiederaufbau», erläuterte der Athlet. Die jüngsten Verletzungen brachten das Fass zum Überlaufen.
In seiner Karriere musste Remo Käser bereits unzählige Spritzen über sich ergehen lassen. Die Tortur, sich für das «Eidgenössische» 2025 fit spritzen zulassen, will sich Remo Käser nicht mehr zumuten.
Rückblick auf eine erfolgreiche Karriere im Schwingsport
Als Sohn von Adrian Käser, Schwingerkönig von 1989, galt Remo schon in jungen Jahren als grosses Talent und Nachwuchshoffnung. Bereits früh lastete der Erfolgsdruck auf seinen Schultern.
Im Alter von 15 Jahren gewann er im Jahr 2012 seinen ersten Kranz am Emmentalischen Schwingfest. Als Sechzehnjähriger nahm der Alchenstorfer am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2013 in Burgdorf teil. Zu seinen grössten Triumphen gehört der dritte Rang am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2016 in Estavayer. Im selben Jahr triumphierte er am Mittelländischen und Emmentalischen Schwingfest. Insgesamt verzeichnete Remo Käser sechs Kranzfestsiege und sieben Regionalfestsiege. Er gewann insgesamt 55 Kränze.
Zudem ist Remo Käser der erste Schwinger, der in den Athletenpool von RedBull aufgenommen wurde. Als repräsentatives Jungtalent im Schwingen wirkte er zudem als Hauptfigur im Dokumentarfilm «Gladiators of the alps» mit, welcher von RedBull produziert wurde.
Gegenüber der Zeitung «D’REGION» hielt Remo Käser fest, dass er keinen speziellen Erfolg als grösstes Highlight seiner Karriere bezeichnen könne. Jeder schöne Moment habe ihn wieder zum Nächsten geführt. Rückblickend wünschte er sich, dass er seine Siege als junger Sportler mit mehr Demut genossen und mehr im Moment gelebt hätte. Manchmal habe er die schönen Erfolge einfach zu wenig auf sich wirken lassen.
«Die Gesundheit geht vor»
Käser kämpfte im Sägemehl stets mit viel Leidenschaft und Stolz und auf diese Weise beendete er auch seine Karriere. Vater Adrian Käser ist ebenfalls stolz auf die sportlichen Leistungen seines Sohnes: «Es ist natürlich ein sehr emotionaler Moment. Der Entscheid, vom Spitzensport Abschied zu nehmen, ist sicherlich richtig. Die Gesundheit geht auf jeden Fall vor. Spielt der Körper nicht mehr mit, kann man auch den eigenen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden. Ich bewundere die Kraft, mit der sich Remo trotz der vielen gesundheitlichen Rückschläge immer wieder hochgekämpft hat.»
Remo Käser wird dem Schwingsport erhalten bleiben
Sicher ist, dass Remo Käser dem Schwingsport erhalten bleibt.«Es würde mich reizen, meine Erfahrung mit dem Nachwuchs zu teilen», hielt er fest. In seinem Heimklub in Kirchberg will er sich weiterhin engagieren. In welcher Funktion, bleibt momentan noch offen.
Remo Käser freut sich nun, seine neu gewonnene Freiheit zu geniessen und mehr Zeit mit seinen Freunden zu verbringen und seinen Hobbys nachzugehen. Nicht zuletzt will er nach so vielen Jahren im Trubel des Sportlerdaseins auch einfach einmal abschalten und herunterfahren können.
Text und Bilder: Rosie Schenk