«Ich lache gerne und viel»
14.10.2025 Niederösch, Gesellschaft, Bildung / Schule, Niederösch, KulturDie 19-jährige Rebekka Kuratli ist Clown und Humortrainerin, absolviert derzeit eine weitere Ausbildung auf dem sogenannten dritten Bildungsweg beim Verein «time4» und arbeitet daneben als Sport-Coach in der Trampolinhalle in Belp. Im Gespräch mit der Zeitung «D’REGION» erzählt die Emmentalerin von ihrem Werdegang, ihrer Leidenschaft für den Humor und davon, wie sie anderen hilft, mehr Leichtigkeit in ihren Alltag zu bringen.
Der dritte Bildungsweg
Nach der obligatorischen Schule entschied sich Rebekka Kuratli für den dritten Berufsbildungsweg über den Verein «time4». Diese Alternative zu Mittelschule oder Berufslehre ermöglicht Jugendlichen, sich durch Praktika, Kurse und selbstständige Projekte individuell Fähigkeiten und Wissen anzueignen. «Ich kann meine Ausbildung so gestalten, wie sie zu mir passt – und das möglichst vielseitig», erklärt die junge Frau.
Und vielseitig ist Rebekka Kuratli wirklich: Ursprünglich wollte sie sich mit alten Handwerken beschäftigen, einem ihrer zahlreichen Hobbys. Doch auch Musik (sie spielt Harfe und jodelt), Sport jeglicher Art, Artistik und Jonglage gehören zu ihren Interessen. Im Rahmen der Ausbildung entdeckte sie dann aber eine andere Leidenschaft: das Clownsein. Ihr Interesse wurde geweckt, als ihr ihre Schwester einen Artikel mit dem Titel «Fachkräftemangel Clown» zusteckte, worauf sie an der Tamala Clown Akademie in Konstanz eine einjährige berufsbegleitende Ausbildung absolvierte.
Eine neue Sicht auf Clowns
Während ihrer Ausbildung lernte Rebekka Kuratli, mit gängigen Klischees zu brechen. «Clowns gelten heute oft als Horrorfiguren oder überdrehte Spassmacher – das hat mit dem eigentlichen Beruf nichts zu tun», sagt sie. Für sie sei das Clownsein eine Kunstform, die das humorvoll übersteigerte Spiel mit den Gefühlen als Grundlage nutzt und weniger den Wortwitz – und die auch nicht das Ziel verfolgt, Angst oder Panik beim Gegenüber auszulösen. Der Humor entstehe im Moment und werde vom Publikum gefühlt, nicht gesehen. «Ich habe nicht nur nichts dagegen, wenn die Leute über mich lachen, ich mag das sogar», lacht Rebekka Kuratli. Das Clownspiel lebe von Selbstironie, von Körpersprache und von einer grossen Portion Einfühlungsvermögen. «Der Clown darf scheitern, darf sich blamieren – und genau das macht ihn nahbar», erklärt sie.
Das Trainingsinstitut HumorKom®
Nach der Clownausbildung an der Tamala Clown Akademie in Konstanz absolvierte Rebekka Kuratli auch die Humorschule am Trainingsinstitut HumorKom® in Konstanz. Beide Schulen sind eng miteinander verbunden, vermitteln jedoch unterschiedliche Zugänge zum Humor. Während Clowns aktiv in eine Rolle schlüpfen und andere direkt zum Lachen bringen, unterstützen Humortrainerinnen und -trainer Menschen darin, selbst mehr Humor im Alltag zu entwickeln. Das Trainingsinstitut HumorKom® vermittelt Techniken, die helfen, stressfreier, gelassener und kreativer zu arbeiten – gerade in einer von Digitalisierung und Hektik geprägten Zeit.
«Ein lockerer Körper führt zu einem lockeren Kopf», erklärt Kuratli. Deshalb gehören Bewegung, bewusste Körperwahrnehmung und viele Übungen zum Humortraining dazu. Eine Humortrainerin oder ein Humortrainer gibt den Trainees vor allem Werkzeuge mit. So leiten die Trainerinnen und Trainer andere vielmehr an, als dass sie ihnen etwas beibringen. Schliesslich seien sie keine Lehrerinnen oder Lehrer. «Humor ist eine Geisteshaltung», sagt Rebekka Kuratli, und könne in diesem Sinne nicht erlernt, sondern müsse viel eher entdeckt werden. Die Aubildung spricht verschiedenste Menschen aus den unterschiedlichsten Branchen an.
Ende September schloss Rebekka Kuratli ihre Ausbildung zur Humortrainerin erfolgreich ab. Künftig möchte sie vor allem mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten – weniger in der klassischen Unternehmensberatung tätig sein. Sie und ihre Mitstudierenden werden das Gelernte in ganz unterschiedliche Berufsfelder einbringen.
Nächster Schritt: Gesundheit!Clown
Ganz abgeschlossen ist Rebekka Kuratlis Ausbildung aber noch nicht. Als Clown und Humortrainerin macht sie nun zusätzlich die Schulung zum Gesundheit!Clown – im Volksmund oft «Spitalclown» genannt. Gesundheit!Clowns bringen Lachen dorthin, wo es besonders gebraucht wird: auf Kinderstationen, aber auch in Alters- und Demenzheime. «Gerade Menschen mit Demenz reagieren stark auf nonverbale Reize», erklärt Kuratli. «Der Humor des Clowns wird nicht über Worte, sondern über Gefühle, den Körper, die Mimik und Gestik sowie die tonale Sprache verstanden – und das funktioniert erstaunlich gut.»
Text und Bild: Rosie Schenk
www.rebekkakuratli.fun