Bibliothek Wynigen

  12.11.2025 Wynigen, Vereine, Kultur, Gesellschaft, Wynigen

Auch am «Lüt vo hie»-Anlass von vergangener Woche ging es darum, einem Menschen mit speziellen Lebensbedingungen und Erfahrungen das Wort zu geben. Die Bibliotheksleiterin Heidi Stalder Jost freute sich sehr, Silvan Spycher willkommen zu heissen. Ebenso würdigte sie das grosse Interesse der Anwesenden, die sich diesen Abend reserviert hatten, um Näheres über das Leben des Gastes zu hören. Silvan Spycher diente der Oberburger Krimiautorin Christine Brand als Vorlage für ihren Protagonisten im Buch «Blind». Er lernte sie kennen, als sie als junge Journalistin für die «Berner Zeitung» und den «Bund» schrieb und zudem Gerichtsreportagen verfasste.

Das Leben von Silvan Spycher
Seit gut drei Jahren wohnt Silvan Spycher mit seinem Blindenhund Alik, der ihn seit längerer Zeit auf seinem Weg durch das Leben begleitet und führt, in Wynigen. Infolge einer Familientragödie wurde Silvan Spycher mit neun Jahren blind. Durch einen Kopfschuss verlor er sein Augenlicht und seinen Geruchssinn und seither kann ihm, im wörtlichen Sinn, nichts mehr Licht in sein Leben bringen. Er ist sehr froh darüber, dass er Erinnerungen an die Zeit vor seiner Blindheit hat und sich vieles noch vorstellen kann, zum Beispiel was Farben sind. Silvan Spycher, der als Einziger der Familie überlebte, kam zu einer Pflegefamilie und wohnte internatsmässig die Woche über im Blindenheim in Zollikofen. Dort wurden ihm die lebens­praktischen Fähigkeiten vermittelt, die es ihm heute ermöglichen, ein selbstständiges Leben führen zu können. Alik ist sein dritter Blindenhund. Er ermöglicht dem blinden Silvan Spycher trotzdem sehend unterwegs zu sein. Seine Ausbildung erhielt Alik in der Blindenhundeschule in Liestal. An die 30 Befehle in italienischer Sprache muss er kennen und ausführen können, um so für die Sicherheit seines Besitzers sorgen zu können.  
Geschickt führte die Moderatorin Silvan Spycher zu den Themen, die den Anwesenden vermittelten, was das Leben mit all seinen täglichen Herausforderungen von einem blinden Menschen fordert. Er zeigte auf, was ihm als alltägliche Hilfsmittel zur Verfügung stehen und was ihn im Besonderen erfreuen könnte. So vieles bleibt ihm verwehrt. Er ist Töff-Fan und würde gerne selber Töff fahren können – auf welcher Marke auch immer – freue sich jedoch auch, als Sozius mit dabei zu sein. Hiermit waren eventuell anwesende Töff-Fahrer/innen angesprochen, an Silvan Spychers Wunsch zu denken, gerne einmal mitzufahren. Zudem ist er ein grosser Musikfreund und lässt sich gerne als DJ engagieren.
Silvan Spycher ist dankbar und freut sich sehr über das gute Verhältnis zu seiner Vermieterfamilie, die ihn, wenn immer nötig, mit Hilfestellungen und Beratungen unterstützt. Sei es auch nur, indem sie sicherstellt, dass er das rote und nicht das blaue T-Shirt anzieht, um in der Bibliothek Wynigen den Gästen aus seinem Leben zu erzählen.
In ihren Dankesworten im Buch «Blind» zollte Christine Brand Silvan Spycher grossen Respekt mit den folgenden Worten: «Mein Dank geht an Silvan Spycher mit seiner früheren Blindenhündin Alisha, ohne den es dieses Buch nicht geben würde. Ich bin so dankbar, einem derart starken Menschen begegnet zu sein, der sein Leben auf so eindrückliche Art und Weise meistert. Der mir gezeigt hat, dass Sehende nicht immer mehr sehen als Blinde.»

Text und Bild: Rosmarie Stalder
Nebst dem jeden Dienstag stattfindenden «Digi-Treff» bietet die Bibliothek Wynigen auch Hilfestellung dabei an, wie die Angebote der Schweizerischen Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte (SBS) genutzt werden können. Die SBS ist eine Spezialbibliothek, die blinden und sehbehinderten Menschen den Zugang zu Büchern und Lehrmitteln ermöglicht.

www.winmedio.net/wynigen


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote