Adventszauber in vollem Klang – Brass Band Emmental verzaubert mit musikalischen Höhepunkten
24.12.2025 Region, Gesellschaft, Kultur, Foto, Region, MusikWas wäre die Adventszeit ohne jenen ganz besonderen Zauber, der sich zwischen Kerzenschein, stiller Besinnung und überschwänglicher Freude entfaltet? Die Brass Band Emmental hat diesen Geist am vergangenen Wochenende greifbar gemacht. An ihren zwei traditionellen Adventskonzerten in der Stadtkirche Burgdorf und der Kirche Sumiswald. Eines war sofort spürbar: Die Luft knisterte nicht nur vor Erwartung, sondern auch vor purer musikalischer Kraft. Denn die Kirchen waren bis auf den letzten Platz besetzt – Menschen aller Altersgruppen lauschten gebannt, als ob die Zeit selbst innehielt.
Mit dem fulminanten Werk «A Fantasy of Joy» von Fredrick Schjelderup riss die Band ihr Publikum gleich zu Beginn in eine Welt aus Glanz und Grösse. Komponiert als Hommage zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven, webt das Stück kunstvoll Motive aus seiner berühmten Neunten Sinfonie in d-Moll in eine kraftvolle, heroische Klanglandschaft, prächtig, feierlich, fast triumphal. Es stand eine Formation auf der Bühne, die nicht nur spielte, sondern sprach.
Doch ebenso schnell verwandelte sich die Grossartigkeit in tiefste Innigkeit. Mit «Song of Hope» trat das Duett der beiden Cornetisten Lukas Schwendimann und Andreas Kaiser ins Rampenlicht und zauberte Augenblicke voller Zartheit und Poesie. Ihre Klangfarben vereinten sich zu einem einzigen Atemzug, eine Melodie, die Hoffnung nicht nur verkündete, sondern spürbar machte.
Dann brach das Unwetter los. In Eric Whitacres «Cloudburst» wurde das Publikum nicht bloss Zeuge eines Gewitters, sondern es war mittendrin. Donner rollte durch die Ränge, Blitze schienen in den Emporen zu zucken, Stimmen riefen verzweifelt nach Erlösung. Durch virtuos eingesetzte Chor- und Instrumentaleffekte liessen die Musikerinnen und Musiker die Kirchenwände erbeben. Man meinte, die Decke könnte abheben, so intensiv war die Spannung.
Nach diesem emotionalen Orkan bot Thomas Doss’ «Momentum» die dringend benötigte Pause. Eine ruhige, meditative Klangwolke, die müde Gedanken auffing und Seelen zum Atmen brachte. Für kurze Momente war der Alltagsstress draussen geblieben und in der Kirche herrschte reine musikalische Versöhnung.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, erklangen Glocken. Leise zunächst, dann immer deutlicher, als ob sie näher kämen. Mit Claude Debussys mystischem Meisterwerk «La Cathédrale Engloutie» tauchte die Band in die Legende der versunkenen Stadt Ys vor der Küste der Bretagne ein. An klaren Morgen, so sagt die Sage, steigt ihre Kathedrale aus dem Meer empor und man hört die Glocken läuten. So klar, so nah klangen sie an diesem Abend, dass man glauben mochte, das Salzwasser riechen zu können.
Ein weiterer Höhepunkt folgte mit Wendy Müller am Flügelhorn. Ihr Solo in «Only in Sleep» war mehr als ein musikalischer Akt – es war ein Geschenk. Warm, innig, von solcher Emotionalität getragen, dass man kaum wagte zu atmen. Man sah es in den Gesichtern: Bei mancher Zuhörerin lief eine Träne die Wange hinab. Kein Applaus kam sofort – erst Totenstille, dann ein Aufatmen, das in donnernden Beifall mündete.
Der finale Schlussakkord des offiziellen Programms liess jedoch keine Traurigkeit aufkommen. Die Band präsentierte den dramatischen Schlusssatz aus Igor Strawinskys «Feuervogel». Es war ein feuriges Finale voller rhythmischer Härte, magischer Farben und ungezügelter Energie. Mit letztem Crescendo und einem gewaltigen Knall endete ein Konzertabend, der zugleich ein Triumph war: Ein würdiger Abschluss eines historischen Jahres, das mit dem Siegertitel am Luzerner Kantonal-Musikfest in Sursee und dem sensationellen Vize-Schweizermeistertitel in der Kategorie Elite in Luzern kulminierte.
Zwei Zugaben folgten inklusive dem traditionellen «Stille Nacht». Lang anhaltender Applaus und strahlende Gesichter Strahlten den Darbietenden entgegen.
Die Brass Band Emmental bewies wieder einmal, dass sie weit mehr ist, als eine Brass Band: Sie ist eine Gemeinschaft, die mit Herz, Disziplin und aussergewöhnlichem Talent gemeinsam Höchstleistungen vollbringt.
Text und Bilder: zvg



