Ein Abenteuer durch den Süden Afrikas

  08.10.2025 Region, Foto, Region, Natur

Seit einem knappen Monat sind Imani – mein Auto – und ich nun in Afrika. Imani ist eine wunderbare und zuverlässige Teamkollegin, die mich sicher über alle Sand- und Wellblechpisten an meine Ziele bringt. Aber bin ich richtig angekommen? Habe ich meine Auszeit wirklich gestartet? Ich fühle mich immer noch im Ferien- und nicht im Auszeitmodus. Ich habe bereits über 3500 Kilometer zurückgelegt und bin jetzt ganz im Norden von Botswana. Ich fühle mich immer noch getrieben, möglichst alles zu sehen, und nichts zu verpassen. Zum geplanten, ausgiebigen Kaffetrinken komme ich kaum. Dafür habe ich schon viel erlebt. Am Khwai-River habe ich im einsamen Camp nachts die Schritte und das Gegrunze des Nilpferds direkt neben dem Auto vom Bett aus gehört. Einem dominanten Elefantenbullen musste ich mein Essen überlassen … er war plötzlich im Camp, als ich am Kochen war. Mein Plan, ganz still zu sitzen, bis er wieder weg ist, ist nicht aufgegangen. Ich musste mich – nachdem er wütend stampfte und laut trompetete – in mein Auto zurückziehen. Er hat sich an meinen Früchten bedient und meinen Reiseintopf in den Sand geworfen. Dann ist er gegangen. Ich habe mich danach in dieser fantastischen aber wilden Natur klein und voller Ehrfurcht gefühlt.
Ich durfte bereits über 30 Löwen aus nächster Nähe beobachten, habe Leoparden und Geparden gesichtet, konnte zuschauen, wie ein Erdmännchen einen Skorpion, welcher sich circa 20 Zentimeter im Boden vergraben hatte, ausbuddelte und frass. Erdmännchen haben offenbar eine extrem gute Nase. Ich habe beobachtet, wie ein Sattelstorch einen Fisch fängt und wie schlafende Wildhunde langsam aufwachen und sich liebevoll durch Anstupsen wecken, ganz nach dem Motto: Steh auf, es ist Zeit, auf die Jagd zu gehen. Heute wurde ich durch das Getrampel einer Büffelherde geweckt, die ans Wasserloch vor meinem Camp wollte und eine riesige Staubwolke hinterliess. Gerade jetzt, währenddem ich schreibe, versucht ein Rotschnabeltoko (Zazu aus Lion King) eine Maus zu fangen. Sie konnte ihm soeben haarscharf entwischen und in ein Loch flüchten.
Die Tage sind heiss, bis zu 42 Grad, aber unglaublich und voller Erlebnisse. Mein Berner Kennzeichen weckt grosses Interesse und ich werde oft gefragt, wie mein Auto hergekommen sei, was das Verschiffen gekostet habe, und warum ich mir hier unten kein Auto gekauft habe. So komme ich mit vielen Menschen ins Gespräch. Ich reise zwar alleine, war aber noch keinen Moment einsam und hatte schon viele interessante Begegnungen. Unter anderem habe ich eine Berner Familie getroffen, die den ersten Artikel in der Zeitung «D’REGION» über mich und Imani gelesen hat. Wie klein ist doch die Welt! In zwei Tagen reise ich nach Zimbabwe ein, hierfür muss ich noch einiges erledigen. Verlangt werden ein Feuerlöscher, zwei Pannendreiecke, eine Warnweste und Reflektoren an bestimmten Stellen. Auch ein Onlineformular muss erneut ausgefüllt werden. Mal schauen, ob ich wieder so einfach über die Grenze komme, wie nach Botswana. Ich scheine als alleinreisende Frau sehr unverdächtig zu wirken. Das Unverständnis, dass ich ohne Mann reise, bringen die Polizisten jeweils deutlich, aber auf nette Art und Weise zum Ausdruck. Ihre einzige Erklärung hierfür ist, dass ich die männliche Spezies wohl nicht mag. Sie kommentieren dies meist mit einem herrlichen Gelächter. Ich lasse sie in dem Glauben und Imani und ich ziehen weiter.

Text und Bilder: Claudia Buschor


Image Title

1/10


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote