Ein Abenteuer durch den Süden Afrikas

  17.11.2025 Region, Natur, Gesellschaft, Bildung / Schule, Aktuell, Region

Inzwischen bin ich schon über 7000 Kilometer gereist, quer durch Südafrika, Botswana und Zimbabwe. In Bulawayo, der zweitgrössten Stadt in Zimbabwe, musste ich die Dieselpumpe von Imani, meiner Landrover-Lady, ersetzen. Mir wurde von allen Seiten gesagt, dass ich hier wohl keine Werkstatt finden werde, die das professionell und innert nützlicher Frist machen könne. Auch wurde mir geraten, nach Botswana zu fahren, dort würde ich eine passende Garage finden. Meine Imani machte aber inzwischen furchterregende Geräusche und ich wollte den Grenzübertritt und die mehrstündige Fahrt nicht wagen. Wäre die Pumpe ganz ausgefallen, hätte ich keinen Meter mehr fahren können. So habe ich bei der Google-Suche «Bulawayo, Landrover, Workshop» eingegeben und bin auf Elohim’s Landi Work und Richard gestossen. Er hat mir sofort auf meine Textnachricht geantwortet und bereits am nächsten Tag habe ich mich durch das Verkehrschaos der Innenstadt von Bulawayo gekämpft, um auf der anderen Seite der Stadt ein Industrieviertel anzusteuern. Je näher ich kam, desto unsicherer wurde ich, ob es eine gute Idee war, meine Imani hier reparieren zu lassen: kaum mehr richtige Strassen, viele heruntergekommene Lagerhallen, keine Schilder. Die Garage befand sich in der hintersten Ecke einer unbefes­tigten Strasse, überall viel Schrott und unaufgeräumte Ecken. Doch Richard, in einem Landrovershirt, empfing mich mit einem freundlichen Lachen und ich wurde wieder etwas zuversichtlicher.  Und dies mit gutem Recht: Richard schaffte es, innerhalb von 24 Stunden eine original Landroverpumpe zu besorgen und diese fachmännisch und sehr umsichtig einzubauen. Er brauchte fast acht Stunden, verrechnete mir aber nur die Zeit, die er mir angegeben hatte. Als Dank habe ich ihm am nächsten Tag einen Snackkorb vorbeigebracht, seine Freude war riesig. Die Löhne in Zimbabwe sind sehr tief und oft sind viele Lebensmittel gar nicht erhältlich, die Regale in den Supermärk­ten sind häufig leer. Ich hatte jedoch die Möglichkeit, in einem reicheren Aussenviertel ein paar Leckereien zu ergattern und habe mich dann erneut durch das Verkehrschaos gekämpft und das Team damit überrascht. Es war ein voller Erfolg und meine Imani läuft wieder wie geschmiert. Danke Richard!
Seither bin ich durch weitere wunderschöne Parks und Landschaften gereist und durfte erneut wundervolle Tierbeobachtungen machen. Ich habe Löwen gesehen, die gerade ein Gnu und einmal einen jungen Elefanten rissen, durfte direkt neben einer Elefantenherde schlafen und sehen, wie der Red Korhan, ein Vogel, seinen Sturzflug vollzog, um ein Weibchen zu beeindrucken. Aufgrund seiner akrobatischen Einlagen wird er auch Parachute-Bird genannt. In den Matopohills besuchte ich ein wundervolles Projekt. Früher war es Tradition, dass die Frauen in ihren Umgebungen nach verschiedensten Erden suchten, um daraus zusammen mit Wasser Farben zu mischen und ihre Häuser kunstvoll zu bemalen. Das Projekt «my beautful home» lässt diese Tradition in Form eines Wettbewerbs wieder aufleben. Frauen mehrerer Dörfer können daran teilnehmen und am Ende der Trockenzeit ermittelt eine Jury die Gewinnerin. Ich durfte ein paar dieser Kunstwerke besuchen und mit den Künstlerinnen sprechen. Unter anderem fragte ich die Frauen, ob sich denn ihre Männer über die schön gestalteten Häuser freuen würden? Alle bejahten mit einem Strahlen im Gesicht. Auf die Frage, warum nur die Frauen am Wettbewerb teilnehmen würden und keine Männer, erhielt ich keine Antwort. Es steht wohl überhaupt nicht zur Debatte, dass Männer solche Arbeiten übernehmen und somit wurde wohl meine Frage als unsinnig abgetan. Inzwischen bin ich wieder in Südafrika und habe meine Ausbildung zum Safariguide angefangen. Es war ein kleiner Schock nach dem Flohnerleben einer Travelerin, wieder um 5 Uhr aufzustehen, zu lernen und von früh bis spät Programm zu haben. Neben Theorie stehen auch viele praktische Lernsequenzen auf dem Programm. So haben wir das Reifenwechseln gelernt, ein Erste-Hilfe-Zertifikat gemacht und gelernt, mit dem riesigen 4x4-Fahrzeug durch enge Pisten zu kurven. Zwei Theorieprüfungen habe ich bereits erfolgreich absolviert. Auch habe ich zwei dreistündige Gamedrives, also Safarifahrten, als Guide geleitet und konnte meiner Gruppe viele Infos zur Tier- und Pflanzenwelt vermitteln. Wir wohnen in Zelten, das Klassenzimmer ist draussen und gestern hatten wir Elefanten im Camp. Sie wüteten die ganze Nacht und fällten drei Bäume. Ein Baum ging direkt hinter unserem Zelt zu Boden. Wir hören regelmässig Löwen und einen Leoparden in unmittelbarer Nähe. Da wird der nächtliche Gang zur Toilette zum echten Abenteuer! Bis zur Zertifizierung ist noch viel zu lernen. Aktuell bin ich dran, mir mehr als 100 Vogelstimmen einzuprägen. Heute Morgen haben wir gelernt, die Fährte einer Hyäne zu erkennen und den Abdruck ihrer linken Vorderpfote von der rechten Hinterpfote zu unterscheiden. Und dies ist nur eine der vielen Fährten, die wir kennen müssen. Auch rund 80 Bäume und Pflanzen stehen auf dem Lehrplan sowie viele Säugetiere, Frösche und Insekten. So interessant die Zeit hier ist, so hart ist sie auch, es bleibt kaum Freizeit. Doch wir haben alle unser Diplom als international anerkannter Fieldguide vor Augen und das lässt uns hoffentlich diese anstrengende und spannende Zeit durchhalten. Aber eins ist schon jetzt klar, ich freue mich riesig, wieder mit Imani loszuziehen und Afrika auf eigene Faust zu entdecken.

Text und Bilder: Claudia Buschor


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