Die Schönheit und Notwendigkeit der Schmetterlinge

  30.07.2025 Lützelflüh, Gesellschaft, Region, Aktuell

Manuela Schläfli ist schon seit frühster Kindheit eine grosse Natur- und Tierliebhaberin. «Schon meine Eltern vermittelten mir die Werte, sorgfältig und achtsam mit der Umwelt und den Tieren umzugehen», erzählt sie. Nach der Ausbildung zum Koch war es denn auch die Tierliebe, welche ihr den Gang in die Selbstständigkeit ebnete. Mit zwei Kaninchen als Haustiere begann sie sich für das Futter ihrer Lieblinge zu interessieren. Zu Beginn noch als Hobby fing sie damit an, in ihrer Backstube selbst Futter aus regionalen Pflanzen, Wildkräutern und Baumblättern herzustellen. Schliesslich wurde das Hobby immer mehr zur Berufung und letztlich auch zum Beruf. Die von ihr gegründete «Nager’s Wiesenbackstube GmbH» wurde grösser und grösser. Ihre Wiesenbackstube führte sie als Natur- und Tierfreundin, wie Manuela Schläfli sagt, schliesslich zum nächsten logischen Schritt: dem Projekt «Flugpate».

«Ich will einfach wieder mehr Schmetterlinge sehen»
Für die wachsende Produktion ihrer von Hand hergestellten Tierfutterprodukte benötigte Manuela Schläfli auch eine immer grösser werdende Fläche an Feldern. «Somit fand ich auf den Feldern auch immer mehr Raupen von verschiedenen Falterarten», erinnert sich die Lützelflüherin. Schliesslich habe ich die Pflanzen vermehrt nach Raupen untersucht und fasste den Entschluss, «ein Schmetterlingsgotti zu werden», wie sie schmunzelnd erzählt. Sie sehe sich viel mehr als Unterstützerin denn als Züchterin, weshalb der Name Gotti besser passe. Im Jahr 2020 begann Manuela Schläfli schliesslich damit, die schlüpfenden Raupen in Schmetterlingsnetzten, sogenannten Aerarien, aufzuziehen. Mit den Jahren kamen immer neue Schmetterlingsarten hinzu. Die Falter setzt sie schliesslich wieder in der Natur aus, da diese autark leben sollen. «Die Motivation dahinter ist eigentlich ziemlich einfach: Ich will wieder mehr Schmetterlinge durch die Lüfte schweben sehen», so Manuela Schläfli.
In der Tat sind viele einheimische Schmetterlingsarten vom Aussterben bedroht. Dabei sind sie für die Artenvielfalt, die Biodiversität und den Kreislauf der Natur von enormer Wichtigkeit. «Nur schon für das Bestäuben von Pflanzen sind sie extrem wichtig, da sie mit ihrem langen Rüssel Blüten bestäuben können, die beispielsweise Bienen nicht erreichen. Einheimische Schmetterlinge haben einen grossen positiven Einfluss auf die Umwelt und Natur. Sie dienen als Futterquelle für zahlreiche Tiere wie Vögel oder Igel. Betrachtet man den grossen Zusammenhang in der Natur, bemerkt man auch den ebenso grossen Einfluss dieser kleinen Flügelträger», weiss die naturbegeisterte Schmetterlings-Patin.
Im Rahmen des Projekts «Flugpate» sind es pro Jahr rund 3000 Tag- und Nachtfalter, die von Manuela Schläfli aufgezogen werden. Eine beeindruckende Zahl, genauso beeindruckend wie der Appetit der von Manuela Schläfli aufgezogenen Raupen: «Allein die rund 500 Schwalbenschwanzraupen fressen je nach Stadium pro Woche rund zehn Kilogramm an Fenchel. Der Kleine Fuchs wiederum frisst so viel Brennnesseln, dass ich zwei- bis dreimal pro Tag Nachschub besorgen muss.»

«Man schützt nur, was man liebt, und man liebt nur, was man kennt»
Dieses Motto bildet ein wichtiger Grundsatz im von Manuela Schläfli verfolgten Projekt zum Schutz und zur Förderung einheimischer Schmetterlinge. Entsprechend ist es ihr wichtig, die Gesellschaft für die Bedeutung der Himmelsboten zu sensibilisieren. Denn dass die kleinen Raupen und späteren Falter zu faszinieren vermögen, ist nicht von der Hand zu weisen. «Mein Grosi im Altersheim hatte den Wunsch, noch einmal einen Schwalbenschwanz zu sehen. So besuchte ich es mit einem meiner Schmetterlingsnetze und bemerkte sofort, dass nicht nur es grosse Freude an den Faltern hatte, sondern auch viele der anderen Bewohnenden», erzählt Manuela Schläfli. So kam ihr die Idee, älteren Menschen vermehrt mit solchen Besuchen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Mit dem Projekt «Flugpate» sollen diese doch zeitintensiven Besuche in Altersheimen ermöglicht werden. Manuela Schläfli stemmt den Aufwand mit Hilfe ihres Umfelds und im Rahmen ihrer «Nager’s Wiesenbackstube». «Es geht nicht darum, mit dem Projekt Geld zu verdienen, sondern viel mehr darum, die Auslagen zu decken», hält die Naturfreundin fest. Sowohl Spenden wie auch der Verkauf von Schmetterlingsnetzen, Saatbomben oder Blumenkugeln – ein Wildblumen-Mix, der auf beliebigen Wiesen und Feldern verstreut werden kann – sollen das Projekt finanziell sichern und ermöglichen, auch weiterhin Besuche sowie Aufklärungskurse anbieten zu können. «Dadurch wird die so wichtige Sensibilisierung auch weiterhin gewährleistet», sagt Manuela Schläfli und ergänzt: «Es gibt bereits zahlreiche Leute, die Schmetterlinge im Privaten aufziehen und sich für diese einsetzen. Eine grosse Lobby, wie es sie etwa für die Bienen oder gewisse Insekten gibt, fehlt jedoch. Ohne dieses Engagement stände es um die Artenvielfalt und das drohende Aussterben gewisser einheimischer Schmetterlingsarten wohl noch schlimmer. Dabei können mit ein wenig Achtsamkeit und Aufwand alle zu Schmetterlingspaten werden.»

Text: Joel Sollberger
Bilder: zvg


Mehr Infos unter www.schmetterling-flugpate.ch


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