Die Schweiz kürt den Eisvogel zum Vogel des Jahres 2026

  24.12.2025 Aktuell, Natur, Foto, Region

BirdLife Schweiz rief die Bevölkerung dazu auf, den Vogel des Jahres 2026 zu wählen: Welche Vogelart sollte Botschafterin für naturnahe Fliessgewässer werden? Über 18 000 Personen gaben ihre Stimme ab und das Ergebnis war denkbar knapp – mit nur 53 Stimmen Unterschied konnte sich der Eisvogel durchsetzen. Mit seinem leuchtenden Gefieder und seiner furchtlosen Jagdtechnik ist er einer der schönsten und beliebtesten Vögel der Schweiz. Und er zeigt uns, wie eine natürliche Welt am Wasser aussehen kann. BirdLife Schweiz stellt den Vogel des Jahres 2026 mit einem Porträt und einem Kurzfilm vor.
Gesucht wurde dieses Jahr wie erwähnt ein «Botschafter für naturnahe Fliessgewässer» und das Rennen war bis zur letzten Sekunde hochspannend. Der Eisvogel setzte sich mit 30,47 Prozent der Stimmen durch. Zweitplatzierte ist die Wasseramsel mit nur 53 Stimmen weniger (30,19 Prozent). Es folgen die Gebirgsstelze (16,37 Prozent), der Flussregenpfeifer (12,57 Prozent) und die Uferschwalbe (10,40 Prozent).

Lebensraum an klarem Wasser
Der Eisvogel steht für klare Flüsse, Auen, intakte Natur und Lebensräume voller Dynamik. Er bewohnt das ganze Jahr über langsam fliessende oder stehende Gewässer wie Bäche, Flüsse, Altarme, Auenlandschaften oder Seen. Entscheidend für ihn sind ein reicher Bestand an Kleinfischen, klares Wasser sowie genügend Sitzwarten wie Äste, Schilfhalme oder Steine. Zur Brutzeit ist der farbenprächtige Vogel zudem auf ungestörte und vegetationsfreie Steilwände angewiesen, in denen er seine Bruthöhle anlegt. Dafür braucht das Eisvogel-Paar eine senkrechte oder leicht überhängende Wand aus lehmiger Erde oder festem Sand. Solche natürlichen Uferabbrüche, die früher durch Hochwasser und natürliche Gewässerdynamik regelmässig neu entstanden, sind heute selten geworden, weil der Mensch die Flüsse systematisch verbaut und betoniert hat.

Meisterjäger unter Wasser
Der Eisvogel lebt hauptsächlich von kleinen Fischen und ist für seinen pfeilschnellen Flug über das Wasser bekannt. Zum Jagen setzt er sich auf eine Warte an einem fischreichen Gewäs­ser. Hat er einen Fisch entdeckt, stürzt er sich blitzschnell kopfüber ins Wasser. Die maximale Tauchtiefe liegt bei etwa einem Meter. Er packt seine Beute mit dem langen Schnabel, taucht wieder auf und fliegt auf eine nahe Sitzwarte zurück, wo er das Gejagte kopfvoran verschluckt. Pro Tag frisst er bis zu 35 Prozent seines Körpergewichts an Fischen, die meist vier bis sieben Zentimeter lang sind.

Selten und gefährdet
Der Eisvogel ist in der Schweiz selten und steht aufgrund seines kleinen Bestands auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Sein Bestand hat sich in den vergangenen Jahren leicht erholt und liegt aktuell bei 400 bis 500 Brutpaaren. Dies dürfte an den milderen Wintern liegen, denn ein strenger Winter kann die Population stark einbrechen lassen. Viele Eisvögel verhungern, wenn Gewässer grossflächig zufrieren und sie nicht mehr an ihre Nahrung gelangen.
Das grösste Problem für den Eisvogel ist jedoch ein Mangel an geeigneten Lebensräumen. Fast alle grossen und viele kleine Fliessgewässer wurden in der Schweiz kanalisiert, verbaut oder gar eingedolt. Für den Schutz des Eisvogels ist es entscheidend, natürliche Lebensräume mit einer eigenen Dynamik zu erhalten oder erneut zu schaffen. Hochwasser sollen wieder Prallhänge anreissen, Kiesbänke hinterlassen und Altläufe bilden dürfen. Solche natürlichen Prozesse sind für Fische, Amphibien, Libellen und viele weitere Wassertiere und damit auch für den Eisvogel überlebenswichtig. So steht der Vogel des Jahres 2026 auch als Symbol für die ganze Gewässerbiodiversität, die besonders bedroht ist.

BirdLife schafft neue Lebensräume
In der Schweiz werden Fliessgewässer renaturiert, was zentral ist. Gemeinsam mit BirdLife-Naturschutzvereinen ist auch BirdLife Schweiz bei der Revitalisierung von Bächen tätig, um ihnen Stück für Stück wieder mehr Platz zu geben. Der nationale Naturschutzverband begleitet Flussrevitalisierungen mit Fachwissen und Beratung. Viele Kantone sind jedoch bei den Revitalisierungen deutlich im Rückstand und dieses Beispiel zeigt einmal mehr: Naturschutz braucht einen sehr langen Atem.
Die Organisation handelt jetzt. Um dem Eisvogel neue Brutmöglichkeiten zu bieten, werden künstliche Brutwände errichtet oder geeignete Steilwände freigestellt. BirdLife ist in vielen Regionen aktiv, etwa in den BirdLife-Naturzentren in La Sauge (VD), am Klingnauer Stausee (AG) und im Neeracherried (ZH). BirdLife leistet damit einen konkreten Beitrag zum langfristigen Schutz des Eisvogels.

Text: zvg
Einen Kurzfilm zum Eisvogel, weitere Infos und ein kostenloses Poster finden Sie unter www.birdlife.ch/eisvogel.


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