Evergreen: Eine neue Art der Bestattung in der Schweiz

  02.10.2025 Region, Natur, Region, Aktuell

Bestattungen sind schon immer von Traditionen geprägt. Bis heute gibt es zwei Hauptformen, wie mit Verstorbenen umgegangen wird: die Grab­stätte auf dem Friedhof oder eine Urne, die von Angehörigen aufbewahrt wird. Doch die Gesellschaft verändert sich und mit ihr auch die Wünsche nach neuen Formen des Erinnerns. Immer mehr Menschen suchen nach Wegen, die einerseits nachhaltig, andererseits persönlicher und tröstlicher sind, eine Bestattung auf dem Friedhof wird mittlerweile immer seltener gewünscht. Der Emmentaler Adrian Bernhard hat diese Bedürfnislücke während seiner Arbeit im Krematorium hautnah mitbekommen.
Mit dem Projekt «Evergreen» haben Adrian Bernhard und Alexandra Frauchiger eine Alternative lanciert, die den Kreislauf des Lebens auf eindrückliche Weise sichtbar macht und Erinnerung, Natur und Nachhaltigkeit auf eine einzigartige Weise kombiniert. Das Angebot erlaubt es, die Asche von Verstorbenen in den Wurzelballen einer Pflanze einarbeiten zu lassen. Diese kann anschliessend im eigenen Garten, auf einem Balkon oder auch an einem speziell ausgewählten Ort gepflanzt werden. So entsteht ein lebendiges Erinnerungszeichen, das nicht nur Trost spendet, sondern auch das Leben und die Zukunft symbolisiert.
Die Auswahl an Pflanzen ist vielfältig: von dekorativen Ziergewächsen wie Ginko, Magnolie oder Hortensie bis hin zu Obstbäumen wie Apfel und Kirsche. Wer möchte, kann die Erinnerung an eine verstorbene Person also auch in einem Baum finden, der Früchte trägt und so wortwörtlich Nahrung spendet. Mit diesem Angebot hebt sich Evergreen von herkömmlichen Bestattungsarten ab, die oft mit Schwere und Endgültigkeit verbunden sind.
Der Ablauf ist sorgfältig durchdacht: Nach der Kremation wird die Asche in den Wurzelballen der gewünschten Pflanze eingearbeitet. Ein Beutel aus Schweizer Schafwolle umhüllt die Asche, wodurch die Mineralien langsam und über längere Zeit an den Boden abgegeben werden. Dies schafft die Grundlage für eine gesunde Entwicklung der Pflanze und gleichzeitig für eine würdige Integration der Überreste. Das Setzen der Pflanze kann entweder von den Angehörigen selbst durchgeführt oder durch eine Partnergärtnerei fachgerecht vorgenommen werden. Auf Wunsch ist es sogar möglich, individuell bepflanzte Gedenkstätten zu gestalten. Die Pflege der Gedenkpflanze kann auf Wunsch ebenfalls von einer Partnergärtnerei übernommen werden.
Mit dieser Pionieridee beschreiten Frauchiger und Bernhard in der Schweiz Neuland. Bislang kooperieren sie mit zwei Bestattungsunternehmen, die das Konzept unterstützen. Die Resonanz zeigt, dass viele Menschen sich von der Vorstellung angesprochen fühlen, das Leben nicht nur enden zu sehen, sondern es durch eine Pflanze in neuer Form weiterbestehen zu lassen.
Evergreen ist ein Projekt der Cap.Ink GmbH, welche zum Ziel hat, eine Plattform für Dienste von der Geburt bis zum Tod zugänglicher zu machen.

Text: Rosie Schenk
Bilder: zvg

Weitere Informationen: www.capink.ch


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