Herzgesund leben – Risiken kennen, aktiv handeln

  13.08.2025 Gesellschaft, Region, Aktuell, Gesellschaft

Es gibt Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die man nicht be­einflussen kann, wie Alter, Ge­schlecht oder erbliche Veranlagung. Durch gesundheitsförderliches Verhalten und regelmässige Bewegung können viele Risikofaktoren aber vermieden und die Herzgesundheit gestärkt werden. Fachpersonen des Spitals Emmental und der Schweizerischen Herzstiftung informieren anlässlich eines Vortrags über die häufigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vermitteln einen Überblick über gesundheitsbewusstes Verhalten – inklusive Bewegungsübungen zum Mitmachen.

«D’REGION»: Welche Herz-Kreislauf-Erkrankungen treten im Alter besonders häufig auf?
Maja Traber-Watters, stellvertretende Geschäftsleiterin der Schweizerischen Herzstiftung: Im Alter nehmen Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu. Besonders häufig sind Bluthochdruck, Herzschwäche (Herzinsuffi­zienz), Vorhofflimmern und koronare Herzkrankheit, also Erkrankungen der Herzkranzgefässe. Auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Hirnschlag steigt mit zunehmendem Alter. Viele dieser Erkrankungen entwickeln sich schleichend – oft merkt man lange nichts davon. Deshalb sind Aufklärung und rechtzeitiges Handeln so wichtig.

«D’REGION»: Welche Rolle spielen Bluthochdruck und erhöhte Choles­terinwerte für die Herzgesundheit im Alter?
Maja Traber-Watters: Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte zählen zu den wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – gerade im Alter. Ein zu hoher Blutdruck belastet das Herz dauerhaft und kann die Blutgefässe schädigen. Auch ein erhöhter Cholesterinspiegel – besonders das «schlechte» LDL-Cholesterin – kann die Arterien verkalken und verengen. Das bleibt oft unbemerkt, bis es zu einem Herzinfarkt oder Hirnschlag kommt. Deshalb empfehlen wir von der Schweizerischen Herzstiftung, diese Werte regelmässig kontrollieren zu lassen – auch wenn man sich gesund fühlt.

«D’REGION»: Warum ist Prävention auch im hohen Alter noch wirksam und sinnvoll?
Maja Traber-Watters: Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nicht einfach Schicksal – auch im hohen Alter lässt sich viel tun, um das Risiko zu senken oder Beschwerden zu lindern. Wer zum Beispiel seinen Blutdruck gut einstellt, sich regelmässig bewegt, auf eine ausgewogene Ernährung achtet und auf das Rauchen verzichtet, kann seine Herzgesundheit nachhaltig verbessern. Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, etwas für das eigene Herz zu tun! Studien zeigen, dass sich auch im Alter Lebensqualität und Lebenserwartung durch Prävention verbessern lassen – darauf machen wir als Herzstiftung regelmässig
aufmerksam.

«D’REGION»: Wie sinnvoll sind Vorsorgeuntersuchungen für das Herz ab 60 – und was gehört dazu?
Maja Traber-Watters: Vorsorgeuntersuchungen sind ab 60 besonders empfehlenswert, weil viele Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder hohe Choles­terinwerte lange unbemerkt bleiben. Eine einfache Blutdruckmessung, ein Bluttest für Cholesterin und Blutzucker, wie sie in vielen Apotheken angeboten werden, können bereits wichtige Hinweise liefern. Auch ein Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin über die Familiengeschichte, das persönliche Risiko und die Lebensgewohnheiten gehört dazu.

«D’REGION»: Welche Art von Bewegung ist besonders herzstärkend – und auch für ältere Menschen gut umsetzbar?
Jürg Sägesser, diplomierter Physiotherapeut: Ein Mix von Ausdauertraining, kombiniert mit Krafttraining. Ausdauertraining kann auch schon bedeuten, zügigen Schrittes mit Nordic-Walking-Stöcken walken zu gehen. Krafttraining heisst nicht Bodybuilding. Krafttraining kann auch bedeuten, wenig Gewicht zu stemmen, dafür mehrere Wiederholungen auszuführen.

«D’REGION»: Was raten Sie Menschen, die sich bislang wenig bewegt haben – ist ein «später Einstieg» in die Herzvorsorge noch effektiv?
Jürg Sägesser: Besser spät als nie. Es ist nie zu spät, mit Bewegung und Training zu starten. Der Körper ist auch im Alter fähig, sich zu verändern und sich anzupassen. Moderat beginnen, nicht zu viel auf einmal wollen und nicht zu intensiv starten. Schritt für Schritt. Wichtig: Im Alter sind längere Regenerationszeiten einzuplanen.
«D’REGION»: Wie viel Bewegung pro Woche empfehlen Sie Seniorinnen und Senioren zur Förderung der Herzgesundheit?
Jürg Sägesser: Täglich mindestens 30 Minuten Bewegung. Das Herz braucht pro Woche 300 Minuten moderates oder 150 Minuten intensives Training.
 
«D’REGION»: Welche Lebensmittel unterstützen nachweislich die Herzgesundheit im Alter?
Selina Wingeier, Des. Ernährungsberaterin BSc FFHS: Nicht die einzelnen Lebensmittel machen es aus, sondern die Menge und die Auswahl. Als Ernährungsberaterin empfehle ich eine Ernährung, welche reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, fettreichem Fisch und pflanzlichen Ölen ist, da diese – wissenschaftlich belegt – positive Effekte auf die Herzgesundheit im Alter haben.

«D’REGION»: Gibt es häufige Er­-näh­rungsfehler, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen – und wie kann man sie vermeiden?
Selina Wingeier: Typische «Fehler» sind zu viel Salz, Zucker, gesättigte Fette, zu viel Alkohol oder stark verarbeitete Lebensmittel. Diese lassen sich durch eine bewusste Auswahl an frischen, naturbelassenen Produkten und eine ausgewogene, pflanzenbetonte Ernährung gezielt reduzieren.

zvg
 

 


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