Das 2012 im Berchtold Haller Verlag erschienene Werk «Mit offenen Augen» vom ehemaligen reformierten Burgdorfer Pfarrer Jürg Häberlin ist klein, aber fein. Enthalten sind nahezu hundert von Häberlin für die Zeitungen «Burgdorfer Tagblatt» und «D’REGION» während einer Zeitspanne von fast vier Jahrzehnten verfasste Kolumnen. Nach einem musikalischen Auftakt mit Adelheid Hofmann, Violine, Tobias Schürch, Örgeli, und Jürg Häberlin, Blockflöte, und einleitenden Worten von Senevita-Geschäftsführer  Hansueli Eggimann startete Häberlin die Lesung mit der Kolumne «Das Münster» – das Münster in Strassburg, besucht von Häberlins Konfirmanden.

«Zum Geleit» von Jürg Wegmüller
«Sonntagsgedanken, Betrachtungen zum Tage sind ja eigentlich nicht für die Nachwelt gedacht, sie sind eine Momentaufnahme, wollen im Grunde nicht mehr sein», so die Worte «zum Geleit» von Jürg Wegmüller auf den Seiten neun und zehn des Büchleins. Wegmüller, ebenfalls gewesener Kolumnist der Zeitung «D’REGION» und als ehemaliger Rektor des Gymnasiums Burgdorf weitherum bekannt, weiss, wovon er spricht. Gehe man die Texte von Häberlin aber durch, verfestige sich der Eindruck, dass das Kleine auf das ganz Grosse verweise, dass sich Nebensächliches als Sinnbild der Hauptsache entpuppe. Die Texte seien eine Art Navigationshilfe in einer Welt, die jegliche Orientierung verloren habe.

Der Leser wird in den Kolumnen von Jürg Häberlin zum Innehalten und Staunen angeregt. Themen wie der eigene Stolz, die Höflichkeit und Klugheit in «Bitte und Danke sagen», der offene Sinn, die spontane Freude in «Gelbe Astern» oder der Ratschlag: «Nehmt euch nicht zu wichtig!», in der Kolumne «Verkehrt in den Schuhen», lassen das schmucke Büchlein immer wieder zur Hand nehmen. Häberlin verweist darin nicht selten auf die Kraft der Bibel, auf ihre Weisheit. Aufgelockert werden die Texte mit Aquarellen von Häberlin, auf der Frontseite farbig, im Innern in Schwarz-Weiss.

Barbara Schwarzwald