Vom Ferienpass-Kurs zur WM im Distanzreiten
11.07.2013 Aktuell, Wynigen, Sport, Bildung, JugendWas vor vielen Jahren mit Freude am Reiten in einem Ferienpass-Kurs begonnen hat, gipfelt für Jeanne Brefin (19) aus Burgdorf dieses Jahr in einem ganz speziellen Ereignis: Teilnahme an der Weltmeisterschaft im Distanzreiten in Tarbes (Frankreich). Damit stellt sich Jeanne Brefin aus Burgdorf einer ganz speziellen Herausforderung, die zugleich ein besonderer Höhepunkt in ihrer Reitkarriere darstellt.
Aber der Reihe nach: In oben genanntem Ferienpass-Angebot und darauffolgenden Reitstunden in der heutigen Pferdehütte von Trix Aschwanden auf dem Kaltacker erlebte das Mädchen Jeanne Brefin erstmals das Glück, auf einem Pferderücken zu sitzen und erste Gehversuche in Sachen Reiten zu unternehmen. Als Reitlehrerin betätigte sich damals Tabea Kobel (28), welche damals mit dieser Nebenbeschäftigung das «Futtergeld» für ihr eigenes Fohlen «Partiba» verdiente.
Freundschaft über die Pferdeleidenschaft hinaus
Aus der Sympathie zwischen dem reitvernarrten und -begabten Mädchen sowie der ebenso reitbegeisterten jungen Frau entstand eine tiefe Freundschaft. So tief, dass Jeanne seit fünf Jahren den heute neunjährigen Shagya-Araber «Partiba» von Tabea reitet. Nach einem Einsteigerkurs für Distanzreiter bei Veronika Münger in Worb war schnell klar, dass dies die perfekte Sportart für Pferd und Reiterin ist. Da Distanzreiten ohne Betreuung von Pferd und Reiter nicht möglich ist, hatte auch Tabea von Anfang an ihre Aufgabe gefasst.
Was ist Distanzreiten?
Distanzreiten ist ein Pferdesport, bei dem es darum geht, eine grosse Distanz, bis 160 km, zu Pferd so schnell wie möglich zu überwinden. Wichtig ist dabei, dass die Pferde während des Rittes nicht überfordert werden. Dies wird durch ärztliche Kontrollen der Tiere vor, nach und während dem Ritt jeweils sichergestellt, denn: das Wohlergehen des Pferdes hat oberste Priorität.
Seit einigen Jahren wohnt Tabea Kobel im Stöckli neben dem Bauernhaus von Ferdinand und Marianne Krauchthaler im «Spitz» in Wynigen. Hier hat die junge Frau einst ihre Ausbildung zur Landwirtin absolviert und in den Bauersleuten eine zusätzliche «Familie» gefunden. In einem grosszügigen Offenstall sind ihre drei Pferde «Partiba», «Sissi» und «Anyoushka» untergebracht.
Und hier trainiert nun eben auch Jeanne mit «Partiba». Die beiden sind spürbar ein gutes Gespann und optimal aufeinander eingespielt. «Und dir passet zäme», betont Ferdinand Krauchthaler schmunzelnd. Jeanne grinst zurück und kontert schelmisch: «Das wirsch du grad wüsse…» Die Bewegung im Freien sei für Pferd und Mensch ein wichtiges Training: für «Partiba» sowieso und für sie selbst sei es der Ausgleich zum Lernen am Gymnasium, verrät Jeanne, die soeben ihre Maturaprüfungen mit Erfolg bestanden hat.
Bestandene Qualifikationen
Nach den erfolgreich bestandenen Qualifikationen auf regionalem Niveau (Distanzen zwischen 30 und 90 Kilometern) bestritt Jeanne auf «Partiba» im Sommer 2012 ihr erstes internationales Rennen – und zwar als Mitglied des Junioren-Kaders A mittlerweile bereits dreimal, über eine Renndistanz von 120 Kilometern, erfolgreich. Der hervorragende sechste Rang an der Schweizermeisterschaft in Eiken im Mai 2013 war ein weiterer Meilenstein auf dem Weg an die Spitze des Distanzreitsportes.
WM am 27. Juli rückt in Griffnähe
Nun wagt sie sich an eine weitere Herausforderung: die WM-Teilnahme im Distanzreiten am 27. Juli 2013 im südfranzösischen Tarbes. Dort wird sie sich ebenfalls an eine 120 Kilometer lange Strecke wagen. Mit dabei ist auch dort – wie bei allen anderen Rennen – Tabea als Coach. Auch sie beide sind ein eingespieltes Team. Einziger Wermutstropfen für das junge Team sind die dabei anfallenden, teils hohen Kosten. Weil das Distanzreiten in der Schweiz leider immer noch eine Randsportart ist, sind auch Sponsoren dafür noch eher selten. «Zum Glück erhalten wir hier von Verwandten und Bekannten grosse Unterstützung», tröstet sich Jeanne. Und dann ist es schon wieder Zeit zum Training mit «Partiba»: Schnell in die Reitsachen schlüpfen, satteln, aufsitzen und ab in die sattgrüne Landschaft… sim