Francophonie am Gymnasium Burgdorf
25.03.2014 Aktuell, Politik, Bildung, Region, Burgdorf, Kultur, Jugend, Gesellschaft, Bildung / SchuleVergangenen Dienstag brachten die Klassen 2B und 2F des Gymnasiums Burgdorf die Erzählung «Portrait de famille» von der aus Guadeloupe stammenden Autorin Maryse Condé zur Aufführung. «Es handelt sich hier um einen ziemlich schwierigen Text», lässt Französischlehrer Christophe Zimmerli bei der Begrüssung wissen. – Guadeloupe ist ein voll integrierter Teil des französischen Staates, besteht aus acht bewohnten sowie weiteren kleinen unbewohnten Inseln. Zusammen mit Martinique, Saint-Barthélemy und Saint-Martin bildet es die Französischen Antillen. Rund 90 Prozent der Guadeloupianer sind dunkelhäutig oder Mischlinge. 1635 gelang es den Franzosen, Guadeloupe zu kolonialisieren. 1946 wurde es zum Überseedepartement Frankreichs und Ende des 19. Jahrhunderts räumte dieses der schwarzen Bevölkerung das Wahlrecht ein.
Vielfalt der Francophonie
In «Portrait de famille» wird die Geschichte einer schwarzen Beamtenfamilie aus Guadeloupe erzählt, die nach dem Zweiten Weltkrieg jedes Jahr nach Paris in die Ferien fährt. Die Eltern sprechen sehr gepflegtes Französisch. Als sie während eines Café-Besuches explizit dafür gerühmt werden, empfinden sie das nicht unbedingt als Kompliment… «Lüt, wo nid usgseh wie Franzose, müesse sii besser Französisch chönne?», wirft Lehrer Zimmerli bei seiner Einführung in das Stück die Frage in den Raum. In den darauffolgenden 45 Minuten wird von verschiedenen Sekundanern aus der Kurzgeschichte vorgelesen, es wird gruppenweise gesungen und getanzt. «Es hat Spass gemacht, während fünf Lektionen mit dem kongolesischen Theaterpädagogen M. Blanchi Lusilao, der kein Wort Deutsch spricht, das Stück zu erarbeiten», lassen Tobias Studer und Noah Pilloud, Klasse 2B, wissen. Ziel des Projektes war, den Gymnasiasten die Vielfalt der Francophonie vorzustellen und ihnen die Wichtigkeit der mündlichen Traditionen im afrikanischen Raum aufzuzeigen.
Woche der Francophonie
«Dass die Aufführung in Burgdorf genau jetzt erfolgt, hat mit der 19. Woche der Francophonie und der französischen Sprache (www.slff) zu tun», ist von Gymnasiallehrer Zimmerli zu erfahren. «Der Anlass in Burgdorf und ein weiterer in Biel werden durch die französische Botschaft in Bern und durch das Programm Bildung und Kultur der Erziehungsdirektion des Kantons Bern unterstützt», so Zimmerli weiter. Die französische Botschaft in Bern sei es auch gewesen, die ihn angefragt habe, ob er am Projekt teilnehmen wolle. Selbstverständlich sei er sehr gerne dazu bereit gewesen. – Das ist es auch, was die Schüler an Zimmerli so mögen: dass es neben dem ordentlichen Unterricht auch mal nach Genf ins UNO-Gebäude geht usw. – dass das Französisch gelebt wird. Auf die Frage, ob es nicht zunehmend schwieriger werde, Französisch zu unterrichten, verneint Zimmerli und spricht sogar von einem Aufwärtstrend. «Wir bieten in Burgdorf bereits das zweite Jahr die zweisprachige Matur in Deutsch und Französisch an und nicht nur wie bis anhin in Deutsch und Englisch.»
Barbara Schwarzwald