«Ab jetzt dürft und sollt ihr Verantwortung übernehmen»
05.12.2014 Aktuell, Burgdorf, JugendFrüher hiess es «Jungbürgerfeier» und beschränkte sich ausschliesslich auf Schweizer Personen, hält Gemeinderat Andrea Probst fest. Die Schweizerinnen und Schweizer erhalten ihre Bürgerbriefe, die Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln die Volljährigkeitsbriefe.
Steter Tropfen höhlt den Stein
Die Stimmung ist locker, die jungen Männer und Frauen sichtlich «cool». Auffallend ist, wie sorgfältig sich die Mehrheit – vor allem der jungen Damen – herausgeputzt hat. Eine gewisse Nervosität ist zu spüren, vor allem deshalb, weil nicht unbedingt ein Grossteil der Anwesenden regelmässig im Stadthaus verkehrt. Jegliche Sorge ist unbegründet, der Anlass wird absolut zeitgemäss und in verträglicher Kürze durchgezogen.
Gemeinderat Probst, zuständig für das Ressort Schule, Jugend und Sport, blendet in seine Jugend zurück und erzählt von ersten Bemühungen für ein Jugendzentrum, wo er sich bereits 1968 an vorderster Front engagiert hatte. Er zählt die Erfolge und Rückschläge für einen solchen multifunktionalen Jugendtreffpunkt auf, kommt auf den Durchhaltewillen der Burgdorfer Jugendlichen zu sprechen und den Applaus von circa 50 Jugendlichen bei der alles entscheidenden Stadtratssitzung vom 24. März 2014, als der Rat trotz vorher anderslautender Presseberichte einstimmig die Weichen für ein Jugendkulturlokal gestellt hat. «Jetzt ist alles auf guten Wegen, wir sind zuversichtlich», schliesst Probst und ermuntert die Anwesenden, sich auch künftig engagiert für ihre Anliegen einzusetzen.
An die Urnen
Als jüngstes Mitglied des Burgdorfer Stadtrates wendet sich Anna de Quervain (Grüne Freie Liste) an die Anwesenden, um ihnen Wissenswertes über die Politik im Allgemeinen und ein mögliches Engagement in ihrer Wohnortgemeinde zu vermitteln. «Nicht selten zählt jede Stimme, und wenn viele dieser Meinung sind, summieren sich eben diese einzelnen Stimmen», fasst sie zusammen. Es lohne sich immer, für ein Anliegen zu kämpfen. Das können auch Jugendliche mit ausländischem Pass in ganz verschiedenen Gremien. «Politische Entscheide beeinflussen in vielen Belangen unseren Alltag, sei es bei Fragen rund um Schule und Erziehung, öffentliche Sicherheit, Freizeit, Jugendzentrum und anderes. Engagiert euch und nehmt das Privileg wahr, euer Stimm- oder Wahlrecht auszuüben. Viele Menschen rund um den Globus können das nicht.» Das gelte für viele der Anwesenden auch für das Wahlwochenende, das sie keinesfalls verpassen sollten. Die Jugendbeauftragte Andrea Staub gibt noch Tipps und Ratschläge, wo Jugendliche bei Fragen und Anliegen Unterstützung finden.
Das «Trio d’Anches», bestehend aus Lehrpersonen der Musikschule Region Burgdorf, begeistert mit für die Jungen eher ungewohnter Musik und wird mit anhaltendem Applaus belohnt. Nach einem ausgiebigen Apéro, wo endlich in gewohntem Rahmen geplaudert und die teils vorhandene Spannung abgebaut werden kann, setzen sich alle zu einem delikaten Mehrgänge-Menü an die festlich dekorierten Tische des Stadthauses.
Gerti Binz