Schloss als touristischer Leuchtturm
06.05.2015 Aktuell, Politik, Wirtschaft, Bildung, Region, Vereine, Burgdorf, Kultur, Jugend, Gesellschaft, Bildung / SchuleAuf vier Pfeilern wird das Schloss Burgdorf auf die Saison 2018 hin ruhen, auf den tragenden Säulen Jugendherberge, Gastronomie, Trauungen und Museen. Die Umnutzung des Zähringerschlosses wird auf den politischen Weg geschickt, und zwar von einem breit abgestützten Team. An der Medienkonferenz vom 29. April 2015 war die Begeisterung von Elisabeth Zäch, Stadtpräsidentin, René Dobler, stellvertretendem CEO Schweizer Jugendherbergen (SJH) und CEO Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus (SSST), Rolf Grossenbacher, Architekt Gewinnerteam Ideenwettbewerb, Markus Schürpf, Präsident IG Kulturschloss, Koni Kunz, Projektteam Altstadtplus, und Kurt Schär, Verwaltungsratspräsident Emmental Tours AG und Vizepräsident Bern Tourismus, spürbar und ansteckend. – Seit dem Auszug der kantonalen Verwaltung und des Gefängnisses sind auf dem Schloss Burgdorf lediglich noch das Schlossmuseum, das Museum für Völkerkunde und das helvetische Goldmuseum untergebracht. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs war nach ergänzenden Nutzungen gesucht worden. Und man ist fündig geworden.
Ermunternde Signale von Bern
«Der Regierungsrat des Kantons Bern hat von den Plänen, das Schloss Burgdorf einer gemischten öffentlichen Nutzung mit Schlossmuseen und Jugendherberge zuzuführen, Kenntnis genommen. Er begrüsst die breit verankerte Initiative vor Ort. Er zeigt sich im Grundsatz bereit, das Schloss einer noch zu gründenden Stiftung abzutreten. Zudem ist er bereit zu prüfen, in welcher Form sich der Kanton an den baulichen Massnahmen für die Umnutzung finanziell beteiligen kann.» Diese ermunternden Signale vonseiten des Besitzers, des Kantons Bern, waren für die Weiterverfolgung des Projektes ausschlaggebend.
Finanzierung
Die Umnutzung des Mittelalter-Schlosses koste rund 14 Mio. Franken, war an der Medienkonferenz zu vernehmen. Für die Hälfte davon seien Beträge aus dem Lotteriefonds und regionale Fördergelder (NRP) in Aussicht gestellt. Zugesichert seien zudem namhafte Sponsoring-Beiträge, sodass aktuell noch eine Lücke von vier Mio. Franken bestehe. «Die Stadt Burgdorf schlägt dem Regierungsrat vor, diese subsidiär, das heisst je zur Hälfte, aufzuteilen. Sie erarbeitet den entsprechenden Antrag und legt ihn dem Stadtrat in der Septembersession zur Genehmigung vor», informierte die Stadtpräsidentin.
Kein Wolldecken-Mief
Wer Jugendherbergen mit Verbotstafeln, Wolldecken, frühem Lichterlöschen und Altersbeschränkungen in Verbindung bringt, ist nicht mehr auf dem neusten Stand. Die Schweizer Jugendherbergen, die seit 91 Jahren bestehen, ca. 100 000 Mitglieder zählen und pro Jahr ca. eine Million Logiernächte verbuchen, bieten 4- und 6-Bett-Zimmer mit Lavabo, 4er-Familienzimmer mit Dusche/WC, 2-Bett-Zimmer mit Dusche/WC, Nordisch Schlafen, 24-Stunden-Zutritt für eingecheckte Gäste und ein Verpflegungsangebot mit Frühstücksbuffet und Hauptmahlzeiten an. Altersbeschränkungen gibt es keine. Eine Übernachtung inklusive Frühstücksbuffet ist ab 30 Franken zu haben, ein Drei- oder Vier-Gang-Menü für Fr. 17.50. In der Klassifizierung wird zwischen «top», «classic» und «simple» unterschieden.
Kulturschloss Burgdorf
«Das Zusammengehen mit der Jugendherberge ist eine gewaltige Chance für uns!», brachte es Markus Schürpf, Präsident IG Kulturschloss, auf den Punkt. Ein modernes, vernetztes Museum mit dem Fokus auf Bildung, Vermittlung und Events sowie Schausammlungen, mit thematischen Schwerpunkten wie Gold und Ethnografie, mit Wanderausstellungen und dem Übernachten im Schloss. Schürpf kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. «Altstadtplus sagt ebenfalls Ja zu diesem Projekt und setzt sich dafür ein», legte Koni Kunz nach.
Nutzen für die Region
«Das Emmental wird durch die Umnutzung des Schlosses Burgdorf auf der Tourismuslandkarte noch bedeutender», so Kurt Schär, der ergänzte: «Die Stadt und das Emmental werden über die Schweizer Jugendherbergen mitgetragen.» Zudem profitieren von der Non-Profit-Organisation SJH lokale und regionale Lieferanten. Die Jugendherbergen setzen nämlich auf den Einkauf vor Ort. Die Jugi wird auf dem Schloss 120 Betten anbieten. Zudem ist eine öffentliche Gastronomie geplant, ebenfalls betrieben durch die Jugi. «Mir chömed als Mieter», so Dobler. Stadtpräsidentin Zäch rechnet mit rund 210 000 Franken Mieteinnahmen pro Jahr. Nicht zu vergessen ist das Trauungslokal, das ebenfalls aufs Schloss verlegt werden soll. Der Traum von der Hochzeit im Schloss wird also bald wahr.
Barbara Schwarzwald