Für eine Zukunft mit Schweizer Zucker
17.09.2015 Aktuell, Politik, Wirtschaft, Kirchberg, Bildung, Region, Jugend, GesellschaftEr habe auf dem Höchfeld in Kirchberg sein Land für die Grosskundgebung zur Verfügung gestellt, weil er mithelfen wolle, ein deutliches Zeichen zu setzen, war von Landwirt Michael Aeberhardt zu vernehmen. Seit 17 Jahren baut er Zuckerrüben an. In dieser Zeit ist der Erlös um zwei Drittel zurückgegangen. «Ich werde den Anbauvertrag dieses Mal noch unterzeichnen. Ändert sich aber auf nächstes Jahr nichts, werde ich sicher nicht der Einzige sein, der die Zuckerrübenproduktion einstellen wird», äusserte sich Aeberhardt gegenüber der landwirtschaftlichen Fachzeitung «Schweizer Bauer». Das Fass zum Überlaufen brachte die Ankündigung des Grundpreises von Fr. 3.70 pro Dezitonne Zuckerrüben in der Anbauvereinbarung 2016, die die Zuckerrübenpflanzer zur Unterzeichnung erhalten haben. Ueli Brauen, Suberg, ist Geschäftsleiter des Rübenrings Seeland und Lohnunternehmer. Seine Zuckerrüben-Erntemaschine hat 700 000 Franken gekostet. Mit jedem Landwirt, der auf den Zuckerrübenanbau verzichtet, verliert er einen Kunden. Mitte August hat er das Komitee «Rettet den Schweizer Zucker» gegründet.
Anpassung des Grenzschutzes
Grund für den Aufstand der Landwirte ist der Preiszerfall im europäischen Zuckermarkt, der wegen der bilateralen Abkommen auf die Schweiz Auswirkungen hat. Die EU liberalisiert den Markt, dadurch sinken die Preise. Zudem macht der immer noch zu starke Franken Importe noch billiger. Innert zweier Jahre seien der Zuckerpreis und damit die Erträge um 30 Prozent gesunken, war von Beat Gerber, Leiter Marketing und Verkauf bei der Schweizer Zucker AG, zu erfahren. «Die Grosskundgebung ist ein wichtiges Zeichen in Richtung Verwaltung, Bundesrat und Parlament. Es braucht klare Massnahmen, dass wir auch in Zukunft Schweizer Zucker haben», fasste Referent Jacques Bourgeois, Nationalrat und Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV) zusammen. «Ich habe am Montag eine parlamentarische Resolution eingereicht.
Diese trägt den Titel ‹Stopp dem ruinösen Preisdumping beim Zucker – Sicherung der inländischen Zuckerwirtschaft›.» In der Resolution werde gefordert, dass über die Anpassung des Grenzschutzsystems ein minimaler Zuckerpreis in der Schweiz abgesichert werde, damit eine wirtschaftliche inländische Rüben- und Zuckerproduktion künftig gewährt werden könne.
Forderungen der Pflanzer
Josef Meyer, Präsident des schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer (SVZ), präsentierte die fünf zentralen Forderungen der Zuckerrübenpflanzer: 1. Die Bedeutung der Schweizer Zuckerwirtschaft muss mit einer Anbaufläche von rund 20 000 Hektaren, 270 Arbeitsplätzen in den Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld und einer hohen Versorgung der Bevölkerung anerkannt werden. 2. Die Verwaltung und der Bundesrat müssten einsehen, dass aufgrund der einseitigen Änderungen in der EU die Rahmenbedingungen auch in der Schweiz angepasst werden müssten. 3. Das Parlament habe einzugreifen und die Grenzschutzmassnahmen anzupassen, damit ein minimaler Zuckerpreis im Inland gesichert werden könne. Dies kann mit den bestehenden Instrumenten erreicht werden, ohne bilaterale oder WTO-Abkommen zu verletzen. 4. Die Lebensmittelindustrie und die Handelsunternehmen sollen auf Schweizer Zucker setzen und kurzfristigen Dumpingangeboten widerstehen. 5. Es wird an die Bevölkerung appelliert, beim Zuckerkauf und Konsum konsequent auf die Herkunft Schweiz zu achten.
Barbara Schwarzwald