Schulhaus Egg wird nicht geschlossen

  13.05.2016 Aktuell, Lützelflüh, Jugend, Gesellschaft, Bildung / Schule

Hoch gingen die Wogen im Gotthelfdorf, und das ganz besonders im Schulkreis Egg, als im Jahr 2014 bekannt wurde, dass das dortige Schulhaus mangels genügend schulpflichtigen Kindern ab dem Schuljahr 2017 / 18 geschlossen würde. Obschon der Gemeinderat laufend orientierte und später sogar die extra gegründete «IG Egg» in die Abklärungen einbezog, musste er harte Schelte entgegennehmen. Nach Ende der vier Millionen Franken kostenden Umbau- und Erweiterungsarbeiten am Primarschulhaus in Lützelflüh hätten somit die Schulkinder von der Egg in Lützelflüh die Schule besuchen müssen. Für Uneingeweihte kam in den letzten Tagen jedoch plötzlich alles ganz anders, soll doch im Egg-Schulhaus auch nach 2017 unterrichtet werden. An einer kurzfristig einberufenen Medienorientierung wurde durch Gemeindepräsident Andreas Meister und den Leiter des Bildungsressorts, Gemeinderat Peter Bärtschi, eingehend dargelegt, was für Gründe zu diesem Sinneswandel geführt haben.

Starke Bautätigkeit führt zu gestiegenen Schülerzahlen
Der Gemeinderat hatte schon früher versprochen, vor einer allfälligen Einreichung des Schliessungsgesuchs an den Kanton im Jahr 2016 nochmals die Rahmenbedingungen zu überprüfen. Gemeindepräsident Andreas Meister erklärte, dass laut den im Jahr 2014 bekannten zukünftigen Schülerzahlen in der Gemeinde eine Schliessung des Egg-Schulhauses unumgänglich gewesen sei. Neue Berechnungen hätten nun gezeigt, dass in Lützelflüh, entgegen den damaligen Annahmen, die Schülerzahlen bis 2018 nicht eine Abnahme, sondern eine Zunahme von mehr als 40 Kindern erfahren würden. Grund dafür sei die starke Bautätigkeit in der ganzen Gemeinde und besonders im Goldbacher Sonnenfeld. Dieses liegt zwar auf Boden der Nachbargemeinde Hasle b. B., unterrichtet werden die Realschüler von Goldbach jedoch in Lützelflüh. Nach den heutigen Annahmen würden die Schülerzahlen erst ab dem Jahr 2020 leicht absinken, dürften danach jedoch noch immer wesentlich höher sein als in den Annahmen von 2014. Laut dem Gemeindepräsidenten geht man derzeit von zirka 105 weiteren Wohneinheiten aus, welche in den nächsten zehn Jahren in der Gemeinde realisiert werden.

Nach der Schliessung der Oberstufe in Grünenmatt und der Integration der Schülerinnen und Schüler in der Sek 1 Lützelflüh liegt der Durchschnittswert der Klassen in Lützelflüh bei 20,4, womit der vom Kanton vorgegebene Durchschnittswert von 19,8 schon übertroffen ist. Würde zum heutigen Zeitpunkt eine Klasse geschlossen, würde sich der Wert auf ca. 22 steigern.

Erste Auswirkungen der zunehmenden Kinderzahlen zeigen sich bereits heute bei den Kindergärten. Schon auf das nächste Schuljahr 2016 / 17 muss in Grünenmatt ein zusätzlicher Kindergarten eröffnet werden. Im Kindergarten Oberdorf Lützelflüh dürfte in zwei Jahren eine Erweiterung fällig sein. Im Schulhaus Lützelflüh sollen ab 2017 / 18 Mehrjahrgangsklassen eingeführt werden, was laut Gemeinderat Peter Bärtschi besonders für die Lehrpersonen eine grosse Herausforderung darstellen werde. Es sieht so aus, dass den Bildungsverantwortlichen des Gotthelfdorfes die Arbeit nicht ausgehen wird.

Ebenfalls finanziell hätten sich die Rahmenbedingungen seit dem damaligen Beschluss über die Schliessung des Schulhauses Egg geändert. So seien die Ersparnisse bei einer Schulhausschliessung nicht so hoch wie angenommen, würde doch der Schülertransport laut Gemeinderat Peter Bärtschi nach den neuesten Berechnungen wesentlich mehr kosten als die seinerzeit angenommenen 15 000 Franken pro Jahr. Zudem präsentierten sich derzeit die Gemeindefinanzen etwas besser als seinerzeit beim Start der Reorganisa­tionsarbeiten.

Erneute Überprüfung, wenn sich Rahmenbedingungen ändern
Sowohl Gemeindepräsident Andreas Meister wie der für das Schulwesen zuständige Ressortchef und Gemeinderat Peter Bärtschi betonten, dass der Rat wie auch die Schulkommission hinter dem Entscheid stünden, auf die Einreichung eines Gesuchs an den Kanton für die Schliessung des Schulhauses Egg zu verzichten. Sollten sich jedoch die Rahmenbedingungen für die Schule Lützelflüh in den kommenden Jahren massgeblich verändern, müsse die Schulorganisation erneut überprüft werden.

Ernst Marti


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