Volksinitiative «Für den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie»

  13.11.2016 Aktuell, Politik, Fraubrunnen, Wirtschaft

Das Jugendparlament Region Fraubrunnen (JupF), dessen Zielpersonen hauptsächlich junge Leute zwischen 12 und 20 Jahren sind, engagiert sich in unterschiedlichen Themenbereichen der Jugendpolitik. In verschiedenen Formen werden Projekte realisiert, neben Podiumsdiskussionen auch Oberstufenprojekte und offene Turnhallen im Winter (Sportnights). Das JupF gibt es seit neun Jahren und ist als Verein organisiert.
Die Idee des Organisationskomitees des Jugendparlamentes war es nun, je zwei Pro- und Contra-Redner zum Thema «Atomausstieg» auf ein Podium zu bringen. Der Verein pflegt eine enge Zusammenarbeit mit den beiden Oberstufenzentren Fraubrunnen und Bätterkinden und so durfte die Co-Präsidentin Sabrina Althaus als besondere Zuhörerinnen und Zuhörer die Schülerinnen und Schüler der 8. Sekundarklasse Bätterkinden mit ihrer Lehrkraft Patricia Friedli begrüssen. Im Zusammenhang mit ihrem Staatskunde-Unterricht in der Schule erlebten die Jugendlichen Politik live in einer recht hitzigen Debatte. Durch den Abend führte die Moderatorin Michelle Bernhard, Tele-Bärn-Mitarbeiterin.
«Die Initiative will den Bau neuer Kraftwerke in der Schweiz verbieten und die Laufzeit der bestehenden KKWs begrenzen. Der Bund soll zudem dafür sorgen, dass weniger Energie verbraucht, die Energieeffizienz erhöht und erneuerbare Energien gefördert werden.» So steht es in der Abstimmungsvorlage. Der Bundesrat und das Parlament lehnen die Initiative ab und mit ihnen auch die beiden Gegner der Initiative, Christian Imark, SVP-Nationalrat Kanton Solothurn, und Urs Gasche, BDP-Nationalrat und Verwaltungsratspräsident der BKW, Fraubrunnen. Als Befürworter nahmen Jürg Joss, SP, Präsident «Mühleberg Verfahren», und Peter Stutz, Grüne, Leiter Berner Regionalkomitee «Ja zu einem geordneten Atomausstieg», am Podiumsgespräch teil.

Pro Atomausstieg
«In der Schweiz gibt es fünf Kernkraftwerke. Sie produzieren rund 40 % des benötigten Stroms und verfügen über eine unbefristete Betriebsbewilligung. Die Initiative verlangt nun, die Laufzeit der bestehenden Werke zu begrenzen. Unserer Meinung nach sind Kernkraftwerke ein Risiko für die Schweizer Bevölkerung. Immer wieder gibt es Unfälle mit schweren Folgen. Sie dürfen nur so lange betrieben werden, wie sie sicher sind. Der Zeitplan des Bundesrates schiebt den Ausstieg aus der Atomenergie mit der Energiestrategie 2050 definitiv zu weit hinaus. Die Initiative korrigiert dies, indem sie vorgibt, dass die KKWs Beznau I und II und Mühleberg 2017, Gösgen 2024 und Leibstadt 2029 abgeschaltet werden müssen. Die Schweiz kann auch ohne KKWs mit erneuerbaren Energien wie zum Beispiel mit Wasser- oder Windkraft genug Strom produzieren», argumentierten Joss und Stutz.

Contra Atomausstieg
«In den Kernkraftwerken werden regelmässig Kontrollen durchgeführt, ob sie noch sicher sind, und wenn nicht, werden sie umgehend abgeschaltet. Die Initiative will einen zu schnellen Atomausstieg. Die drei grossen Energiekonzerne Axpo, Alpiq und BKW würden, bei einer vorzeitigen Stilllegung, Schadenersatz in Millionen-, respektive Milliardenhöhe verlangen. Es braucht auch mehr Zeit, um den wegfallenden Strom der Atomkraftwerke zu ersetzen. Durch die Abschaltung der ersten drei KKWs 2017 würde der Schweiz rund ein Drittel des heute produzierten KKW-Stroms fehlen und dieser müsste hauptsächlich aus Deutschland und Frankreich bezogen werden. Dadurch wäre die Schweiz teilweise abhängig vom Ausland und ausserdem stammt der Strom unter anderem aus Kohle- und Kernkraftwerken. Kohlekraftwerke belasten die Umwelt sehr, indem sie Unmengen CO2 ausstossen. Die Stromleitungen und auch andere Teile der Netzinfrastruktur reichen heute nicht aus, um massiv mehr Strom zu produzieren», hielten Imark und Gasche dagegen.
Zur Frage einer Schülerin, was denn mit den abgeschalteten KKWs passieren würde, äusserte sich Urs Gasche:  «Der mengenmässig grösste, nicht strahlenverseuchte Teil kann normal entsorgt werden. Die nuklearverseuch-
ten Teile hingegen werden in Zwischenlager gebracht, wo sich schon Abfälle aus KKWs, aus der Medizin oder aus der Forschung angesammelt haben, und zwar in einem wasserundurchlässigen Tiefenlager. Wer weiss, ob nicht später einmal diese Abfälle durch eine Wiederaufbereitung oder andere Behandlungen zum Verschwinden gebracht werden können.»
Mit einem kleinen Präsent aus Fraubrunnen bedankte sich das JupF für das interessante Podiumsgespräch und lud die Anwesenden anschliessend zu einem kleinen Apéro ein, wo intensiv weiter diskutiert wurde.

Rosmarie Stalder




Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote