Elternbildung an Schulen - Mit Kindern lernen

  06.03.2017 Aktuell, Bildung, Region, Burgdorf, Kultur, Jugend, Gesellschaft, Bildung / Schule

Mütter, Väter, Lehrpersonen, sie alle wollten sich am Montag, 27. Februar 2017, den Vortrag «Mit Kindern lernen: wenig helfen – richtig helfen» des Lernpsychologen und Buchautors Fabian Grolimund in der Aula Gsteighof in Burgdorf nicht entgehen lassen. Fragen zu Motivation, Konflikten, Erledigungszeitpunkt und Sinn von Hausaufgaben brannten den Anwesenden auf der Zunge. Im Namen des Gesamtelternrates Burgdorf begrüsste dessen Präsident Mike Thoms die Anwesenden. Gabriela Heimgartner, Co-Präsidentin Schule und Elternhaus Kanton Bern, stellte das Pilotprojekt «Elternbildung an Schulen» vor, in dessen Rahmen der Vortrag von Grolimund erfolgte. Für fast jeden Beruf gibt es eine Ausbildung. Nur Eltern erhalten in ihrer Rolle wenig Unterstützung. So sei die Idee zur systematischen Elternbildung an Schulen entstanden. «Wir erstellen Unterlagen, damit Elternräte zusammen mit der Schule Elternanlässe organisieren können», erklärte sie. Dank einer Spende des aufgelösten Vereins «Elternbildung Burgdorf» sind die drei in diesem Jahr geplanten Vorträge kostenlos (28. März: «Fit in der 1. Klasse». 9. Mai: «Umgang mit Geld»).

Motivation
«Kinder lernen am besten, wenn sie glücklich sind», zitierte eine Mutter im Gsteighof einen bekannten Hirnforscher. «Ja, klar. Das Problem ist nur, dass nicht alles Spass macht, was man lernen muss», entgegnete ihr Grolimund. Mit der Ansicht, dass Kinder begeistert werden müssten, könne er sich nicht ganz einverstanden erklären. «Kinder müssen sich ihre Begeisterungsfähigkeit erhalten. Und das kriegen sie nicht durch ‹Dauerbespassung› hin», ergänzte er. Wichtig sei für das Kind, die Fähigkeit zu entwickeln, sich auch auf etwas einzulassen, das es als langweilig empfinde, das Widerstände in ihm auslöse. Es müsse da durch. Begeisterungsfähigkeit setzt demnach auch Selbstdisziplin voraus. Im Gegensatz zum Erlernen des Gehens, das genetisch bedingt ist, gelten das Erlernen des Schreibens, Lesens und Rechnens als Kulturtechniken. Sie sind in unserer Kultur Pflichtstoff.

Lernerfahrungen
Gefühle von Kompetenz, Lust, Anerkennung erlebt ein Kind, dem das Lernen leichtfällt. Langeweile, Hilflosigkeit, «Lesen schadet der Beziehung zu meinen Eltern»: Solche negativen Empfindungen assoziiert ein Kind mit dem Lernen, das schlecht lesen kann, zu Hause mehr üben muss und dadurch seine Eltern gestresst und ungeduldig erlebt. Wichtig ist in diesem Fall, das Lernen motivierend zu gestalten, einen günstigen Zeitpunkt zu wählen (z.B. spätere Schlafenszeit, im Gegenzug den Eltern vorlesen), eine gemütliche Leseecke einzurichten, gegenseitiges Vorlesen in Kurzabschnitten. Das Kind soll sich angstfrei aufs Lesen einlassen können. Und es soll für seine Fortschritte gelobt werden.

Misserfolge
«Kein Streit und keine Diskussionen bei den Hausaufgaben!», lautete ein weiterer Ratschlag von Grolimund. Ungünstige Reaktionen sind Äusserungen wie «Das ist doch nicht so schlimm» (für das Kind ist es schlimm). «Ich war auch schlecht in Mathe.» Besser ist, dem Kind Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. «Ich arbeite meine Mails ab, während du die Hausaufgaben erledigst», funktioniert bestens. Im Vorfeld werden allfällige Fragen geklärt. Die Selbständigkeit des Kindes dann gezielt loben! Übrigens: Hausaufgaben müssen nicht fehlerfrei sein! Sie sind das Werk des Kindes, nicht das der Eltern. «Pflegen Sie den Kontakt mit den Lehrpersonen Ihres Kindes», war ein weiterer Tipp des Lernpsychologen. Geeignet sind dazu Besuchstage, Elternanlässe, ein fixer Termin, ein Telefonat oder auch nur eine Notiz im Kontaktheft (Felix schaffte die Hausaufgaben gestern nicht. Heute klappt es bestimmt wieder. Herzliche Grüsse). Und ganz wichtig ist, herauszufinden, wann der richtige Zeitpunkt zum Erledigen der Hausaufgaben für das Kind ist. Ist es eventuell morgens früh vor der Schule oder täglich nach dem Zvieri? Routine ist zentral. Sie erzeugt Sicherheit.

Barbara Schwarzwald


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