Vielfalt in der Kiesgrube
06.06.2017 Gesellschaft, Hasle bei BurgdorfBei strahlend schönem Wetter liessen sich dreissig Kursteilnehmende durch den Betrieb der Fr. Blaser AG führen. Die Firma war Gastgeberin für eine der alle zwei Jahre stattfindenden öffentlichen Exkursionen der Stiftung «Landschaft und Kies».
Auf dem Gelände gab es gleich mehrere Spezialitäten zu entdecken. So ist das Belagswerk Hasle schweizweit einer der wenigen Anbieter für Farbasphalt – fasziniert untersuchen die Teilnehmenden die ausgestellten Muster.
Natürlich gibt es auch «normalen» Strassenbelag, der weniger aufwendig und somit immerhin etwa siebenmal günstiger ist. 800 bis 1000 Tonnen werden pro Tag hergestellt, wie Betriebsleiter Richard Gertsch erklärte. Der dafür erforderliche Energiebedarf ist gross: «Mit unserem Tagesbedarf könnte man ein Einfamilienhaus einen Winter lang heizen.» Kein Wunder ist die Firma immer an Einsparungen interessiert. «Durch die Umstellung im Kieswerk von Nass- auf Trockenaussiebung des Splitts konnten wir etwa einen Drittel der Energie einsparen, weil kein überflüssiges Wasser mehr aufgeheizt werden muss», so Gertsch. Umweltschutz zahlt sich somit aus. Auch die Gesteinsressourcen werden bestmöglich geschont: Die produzierten Strassenbeläge bestehen zu rund einem Drittel aus recyceltem Material. Weiter ging es in die Kiesgrube. Bei einem Seerosenteich mitten auf dem Betriebsgelände wartete Sarah Althaus auf uns. Die diplomierte Biologin und KARCH-Regionalvertreterin Kanton Bern Amphibien interessiert sich ganz besonders für diese Kiesgrube, weil hier eine der grössten Gelbbauchunken-Populationen des Emmentals vorkommt, eine gemäss Roter Liste stark gefährdete Art.
Gleich als Erstes wurden die Teilnehmenden enttäuscht: «Dieser Seerosenteich sieht zwar hübsch aus, aber interessante Arten finden sich darin eher nicht», verriet die Biologin und führte stattdessen zu einigen kleineren Gewässern. Diese unscheinbaren Pfützen sollen wertvolle Lebensräume sein? «Ja! Gelbbauchunken bevorzugen kleinere, flachere Gewässer, die ab und zu austrocknen. So haben die Kaulquappen weniger natürliche Feinde.»
Die zahlreichen Tümpel, sogenannte temporäre Gewässer, wurden von der Stiftung «Landschaft und Kies» in Zusammenarbeit mit dem Grubenbetreiber erstellt. Die Stiftung engagiert sich für Naturschutz und Umweltbildung in den bernischen Kiesgruben und Steinbrüchen, da diese mit ihrer Dynamik wichtige Lebensräume darstellen, wie sie früher in natürlichen Flusssystemen existierten. Samuel Bachmann, bei der Stiftung als Bereichsleiter Naturarbeiten angestellt, erklärte die verschiedenen Einsatzbereiche seiner Truppe. So werden auch seltene Pflanzen gefördert: «In der Kiesgrube Hasle finden wir das Eiblättrige Schlangenmaul, ein winziges Pflänzchen, das auf frisch geschütteten Kiesböschungen gedeiht. Falls der Standort in der Grube nicht länger erhalten werden kann, rücken wir aus und retten die ganzen Pflanzen oder ihre Samen.»
Insgesamt sind etwa 10 bis 15 Prozent des Betriebsgeländes Naturflächen. Einige Teilnehmende zeigen sich überrascht: Ihre Schätzung lag deutlich tiefer. «Man muss eben auch die unscheinbaren Böschungen und Ruderalflächen dazurechnen, nicht nur die Teiche», erklärt Samuel Bachmann und betont: «Es geht vor allem auch um die Qualität: Mit den Gelbbauchunken, Zauneidechsen, dem Eiblättrigen Schlangenmaul und den häufig in den Kieswänden brütenden Uferschwalben haben wir zum Teil extrem seltene Arten hier. Das ist genial!»
zvg