Wirtschaftstreffen 2017 bei der Zürcher Stalder AG
18.09.2017 Aktuell, Lyssach, Wirtschaft, Bildung, Region, Kultur, Jugend, GesellschaftRund 60 Gewerbetreibende und Behördenmitglieder fanden sich am 12. September 2017 um 18.30 Uhr bei der Zürcher Stalder AG an der Gewerbestrasse 9 in Lyssach ein. Eingeladen hatte die Einwohnergemeinde Lyssach. Gastgeber am diesjährigen Wirtschaftstreffen war die im Garnhandel tätige Zürcher Stalder AG. Geschäftsführer Theo Stalder überraschte die Besucher gleich zu Beginn mit einer selbst gemachten Beerenbowle. Gemeinderat Kilian Thomann, Ressort Wirtschaft und Kultur, bezeichnete die Zürcher Stalder AG als «kulturelles Epizentrum von Lyssach. Es ist ein Ort, der sich ganz der Kultur verschrieben hat. Hier finden Konzerte, Vernissagen und Lesungen statt». Mit dem Wirtschaftstreffen bezweckt die Gemeinde, den Gewerbetreibenden für ihre tägliche Arbeit, die sie zum Wohl der Dorfbevölkerung ausführen, ihren Dank auszusprechen und eine Plattform zum Austausch zu bieten. Der jeweilige Gastgeber erhält dadurch die Möglichkeit, sein Unternehmen eingehender zu präsentieren.
«Hier ist es ideal»
Umgangssprachlich wird die Zürcher Stalder AG von vielen Einheimischen als «Garnlager» bezeichnet, was auf der einen Seite stimmt, aber doch nicht ganz richtig ist. «Das Garnlager ist eigentlich ein Anhängsel», umschrieb Theo Stalder diesen Bereich, als er über die Zürcher Stalder AG berichtete. Im Jahr 1962 wurde das Unternehmen von seinen Schwiegereltern Friedrich und Verena Zürcher in Zauggenried gegründet. Bis 1985 wurde das Geschäft dort betrieben. Inzwischen hatte es eine Grösse erreicht, die eine Erweiterung nötig machte. Gerne hätte man eine Nachbarparzelle erstanden. Aber das gelang nicht. So entschied man sich zu einem Neubau in Lyssach. «Hier ist es ideal. Drei Minuten vom Bahnhof und einen Kilometer von der Autobahn entfernt», fasste Stalder zusammen.
Handweberin und Kunstmaler
Dass die Familiengeschichte Zürcher Stalder aus Sicht des Schwiegersohns Theo Stalder erzählt wird, hat folgenden Grund. Die Gäste wurden zur Besichtigung in vier Gruppen unterteilt. Während zwei mit der Geschäftsführerin Cornelia Zürcher unterwegs waren, gesellten sich die anderen zwei zu Theo Stalder. «Skandinavien ist seit jeher eine Hochburg für die Handweberei und das textile Kunsthandwerk», war vom Geschäftsführer zu vernehmen. Seine Schwiegermutter sei in jungen Jahren in Schweden gewesen und habe dort das Handweben erlernt. Wieder zurück in der Schweiz, verheiratete sie sich mit dem Kunstmaler Friedrich Zürcher. Die Garne von Schweden fehlten Verena. So versuchte Friedrich, der als Erstausbildung eine Banklehre absolviert hatte, sie von Schweden zu importieren. Am Anfang musste er sie via Bucher Wolle, Burgdorf, beziehen. Doch bald schon florierte das eigene Geschäft, das Blatt wendete sich und Bucher musste über Zürcher Stalder beziehen.
Garnhandel als Kerngeschäft
Das Kerngeschäft von Zürcher Stalder ist der Garnhandel, und zwar für alle textilen Techniken wie Weben, Stricken, Sticken, Klöppeln, Häkeln usw. Zudem handelt das Lyssacher Unternehmen mit Geräten und Zubehör: Webstühle, Webrahmen, Strick- und Häkelnadeln, Spinnräder, Klöppelzubehör und vieles Weitere mehr stehen im Angebot. Auch Kurse finden bei Zürcher Stalder statt. «Jährlich haben wir um die 50 im Programm», so Stalder. Gegen 30 000 Kurstage sind seit Beginn mit Teilnehmenden aus zehn Ländern abgehalten worden. Die Kurse dauern in der Regel eine Woche. Die Zürcher Stalder AG ist auch eine offizielle Themenbuchhandlung mit vor allem textilen Büchern. Auch ist das Unternehmen die Drehscheibe für «dr glismet Hohgant», eines Vereins, in welchem «Bauersfrauen sündhaft teure Bébékleider stricken», so Stalder.
«Das Anhängsel» Garnlager
Das «Garnlager» ist ein Verein und tatsächlich die Kulturabteilung von Zürcher Stalder. Jährlich vier klassische Konzerte, zwei szenische / literarische Lesungen, fünf Ausstellungen (in der Regel Textilausstellungen) und eine Gemäldeausstellung stehen auf dem Programm. Vom Schwiegervater und Kunstmaler Friedrich Zürcher hätten er und seine Ehefrau Cornelia Zürcher rund 2000 Gemälde geerbt. «Um sie etwas zu dezimieren», so Stalder, wurde eine erste Ausstellung im Unternehmen arrangiert. Als die eine Tochter des Kunstmalers Friedrich Demenga – eines guten Freundes von Friedrich Zürcher – die grosszügigen Räume bei Zürcher Stalder sah, war sie hell begeistert. Sämtliche sieben Demenga-Kinder sind Profi-Künstler (vom Cellisten bis zum Schriftsteller). So sei der Verein «Garnlager» entstanden. Bis Ende 2018 deckt eine Mäzenin die Unkosten. Wie es dann mit dem «Garnlager» weitergeht, steht noch in den Sternen. – Nach der Besichtigung der schönen Räume, die mit dem immensen Angebot an Wolle zum spontanen Stricken, aber auch zum Lesen (von Flohmarkt-Büchern aus dem Fundus ebenfalls von Friedrich Zürcher), zum Schmökern und Verweilen bei den Ausstellungsstücken der Kursteilnehmenden einladen, wurde ein reichhaltiges Apéro durch die Gemeinde offeriert.
Barbara Schwarzwald