Weder Wirbelsturm noch Morgenröte
06.11.2017 Burgdorf, Politik, GesellschaftAuch für die nächsten Jahre sind die Verantwortlichen für die Burgdorfer Finanzen, die neue Gemeinderätin Beatrice Kuster und Peter Hofer, Leiter der Finanzdirektion, nach eigenen Worten «zuversichtlich, dass die Entwicklung der städtischen Finanzen keine Steuererhöhung nötig machen wird. Allerdings ist auch keine Steuersenkung in Sicht.»
Voraussichtlich genehmigt
Bei der Vorstellung ihres ersten Budgets als Gemeinderätin betont Beatrice Kuster, dass «nur 30 Prozent der im Budget 2018 aufgeführten Ausgaben durch die Stadt beeinflussbar seien, die restlichen Ausgaben diktiert der Kanton. Darunter befinden sich zahlreiche soziale Aufgaben, die eine Gemeinde im Sinne der Verantwortung für alle Einwohner erfüllen muss.» Sie führt weiter aus, dass «als Grundlage für die Budgeterstellung nicht das letztjährige als Vorlage gedient habe, sondern die Rechnung 2016. Aufgrund dieser Zahlen sei es gelungen, insgesamt 850 000 Franken an Einsparungen zu realisieren.»
Der Gesamthaushalt weist 107,225 Millionen Franken Aufwand und 107,306 Millionen Franken Ertrag aus, was einen Gewinn von 80 340 Franken ergibt. Die Burgdorfer Steueranlage bleibt unverändert bei 1,63 Einheiten, die Liegenschaftssteuer bei 1,0 Promille.
Bei der Vorstellung des Budgets 2018 hält Beatrice Kuster letzte Woche fest, dass die an der Medieninformation präsentierten Zahlen bereits überarbeitet und der Geschäftsprüfungskommission vorgelegt worden sind, welche sie gestern Abend an der Stadtratssitzung zur Genehmigung empfohlen hat. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Stadtrat das Budget 2018 genehmigt hat.
Neuverschuldung steigt
Während 2017 mit einer Verschuldung von 107 Millionen Franken gerechnet wird, steigen die Zahlen für 2018 bereits auf 118 Millionen Franken und im Jahr 2019 auf 122 Millionen Franken. Doch damit ist der voraussichtliche Anstieg noch nicht zu Ende: Für 2020 rechnen die Zuständigen mit 127 Millionen Franken, bevor die Verschuldung im folgenden Jahr auf die Höhe von 122 Millionen Franken zurückfällt. Die vorgegebene Nettoverschuldung pro Einwohner von 1300 Franken kann für 2018 noch eingehalten werden, dann allerdings wird es unwahrscheinlich.
Sowohl Kuster als auch Hofer halten fest, dass wegen der engen Rahmenbedingungen und dem festgestellten Sparwillen in sämtlichen städtischen Direktionen ein fast ausgeglichenes Budget präsentiert werden kann, aber die dringend anfallenden Investitionen einen beträchtlichen Finanzaufwand erfordern. Von elf angeführten Projekten im Millionenbereich sind die darüberliegenden erwähnenswert: Regenrückhaltebecken Gyrischachen (2,5 Millionen Franken), Parkierungsanlage Verbandsmolkerei (4 Millionen Franken), Darlehen Umbaufinanzierung Casino Theater (4,5 Millionen Franken), insgesamt 14,6 Millionen Franken Nettoinvestitionen.
Diese und weitere Investitionen kann die Stadt nicht vollständig aus eigenen Mitteln finanzieren, weshalb sich eine Neuverschuldung per 2018 von rund 11 Millionen Franken abzeichnet.
Mehr Steuereinnahmen, mehr Ausgaben
Aufgrund der gestiegenen Bevölkerungszahlen dürften die Steuereinnahmen um ca. 1,6 Millionen Franken steigen. Das kommt aber nicht eins zu eins der Stadt zugute, sondern die Bevölkerungszunahme verursacht bedeutend höhere Ausgaben für die Infrastruktur wie Schulen, Kanalisation, Kindergärten und anderes. Auch der Kanton profitiert mit. Wichtig für Burgdorf sei zudem, dass steuerzahlende Personen nach Burgdorf ziehen und keine Sozialhilfebezüger.
Trotzdem sind Kuster und Hofer zuversichtlich, dass die heutige Selbstfinanzierung von 10,7 auf 50 Prozent angehoben werden kann. Die Zeit der grossen Investitionen ist demnächst vorbei, bei den Dienstleistungen müssen je nachdem die Wünsche zurückgefahren und den finanziellen Möglichkeiten angepasst werden.
Die Lohnkosten der städtischen Mitarbeitenden steigen um 1,5 Prozent; trotzdem ist im Lohnsektor eine Reduktion von 321 000 Franken vorgesehen. Hier fällt ins Gewicht, dass die einjährige Zahlung nach dem Rücktritt von alt Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch in Höhe von 176 000 Franken ab jetzt entfällt.
Gerti Binz