Gelungene Premiere im Schlosskeller Theater Fraubrunnen

| Mo, 19. Feb. 2018
Isabelle (Rebekka Rohrbach, rechts) bringt der alleinstehenden Madame Chalamont (Bümi Mettraux) regelmässig Lektüre mit - nicht immer zum Gefallen der schwerreichen Dame.

FRAUBRUNNEN: Das Schlosskeller Theater Fraubrunnen feierte letztes Wochenende im ausverkauften Schlosskeller eine glänzende Premiere – mit Robert Thomas‘ «Aurelia», einer herrlich bitterbösen, bis zum Schluss spannenden Krimikomödie. afu.

Im Hinterland von Chartres der 1960er-Jahre wohnt die schwerreiche Madame Chalamont, bedient und umsorgt vom alternden Dienstmädchen Severine. Als sich der seit Jahren durch Abwesenheit glänzende Erbneffe Jean-Luc ankündigt, fragt sich die alte Dame, warum dieser nun plötzlich samt Gattin aufkreuzen will. Isabelle, die ehemalige Geliebte Jean-Lucs, die immer noch regelmässig im Hause Chalamont weilt, freut sich hingegen über den bevorstehenden Besuch. Als schliesslich nur Jean-Lucs Gattin Aurelia auftaucht, ist Isabelle zwar enttäuscht, freundet sich aber rasch mit der faszinierenden Schönheit an. Deren Absichten sind jedoch alles andere als freundlich…

Einfühlsame Übersetzung eines starken Stücks
Mit «Aurelia» von Robert Thomas hat das Schlosskeller-Theater ein ganz starkes Stück ausgewählt. Eine Komödie, deren einzelne Figuren in ihrer beschränkten Weltsicht und Handlungsfähigkeit immer wieder zum Lachen anregen. Ein Krimistück, das bis zum Schluss immer wieder überraschende Wendungen nimmt. Ein bitterböses Stück, bei dem einem immer wieder das Lachen im Halse stecken bleibt, wenn man sich der Tragik der einzelnen Figuren bewusst wird.
Regisseur Rolf Schoch hat den französischen Text leichtfüssig und einfühlsam ins Berndeutsch übersetzt, sodass der Zuschauer – ganz dem intimen Rahmen des Aufführungsortes entsprechend – unweigerlich ins Geschehen hineingezogen wird.

Beeindruckende Rollenporträts
Stark sind aber nicht nur das Stück, sondern auch die sechs Spieler/innen, die vom ersten Augenblick an bis zum Ende der Aufführung mit einer absolut grossartigen Leistung überzeugten.
Rebekka Rohrbach als verliebte Isabelle, die sich ihrer Erinnerung an Jean-Luc zuliebe mit dessen Gattin Aurelia anfreundet. Bümi Mettraux als resolute und klarsichtige, aber durch ihre Herzbeschwerden eingeschränkte Madame Chalamont.
Sandra Wertli in der Rolle des treuen, nicht auf den Mund gefallenen Dienstmädchens, das die Gunst der Stunde auszunutzen weiss.
Pamela Ilgner als verführerisch-berechnende Aurelia, die scham- und bedenkenlos Geist und Körper einsetzt, um ihre Ziele zu erreichen.
Simon Heiniger als Reisender, der keine Schuld auf sich laden will und daher jede Verantwortung von sich weist.
Und schliesslich Schaukat Atia als durchtrieben-undurchsichtiger Monsieur Mercier, dem man besser nicht über den Weg traut…

Absolut empfehlenswert!
Zum Erfolg des Stücks beigetragen haben aber auch das im ersten Moment gewöhnungsbedürftige, aber in seiner Schlichtheit doch passende Bühnenbild, die bis ins Detail durchdachten, wunderschönen 60er-Jahre-Kostüme und die zum französisch-ländlichen Charme passenden Masken und Frisuren.
Fazit: eine starke Inszenierung eines spannenden Stücks mit grossartig gespielten, bis ins Detail stimmigen Rollenporträts – ein Muss für Theaterfans, die bis zum Schluss spannende Krimi-Komödien lieben!

Andrea Flückiger

 

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