Sepp Blatter als Fotosujet und Referent

  24.07.2019 Foto, Kultur, Fussball, Sport

Alle Jahre im Juni treffen sich die ehemaligen Fussballer, Schiedsrichter und Funktionäre – meist mit ihren Partnern/-innen – zu den Veteranentagen. Die Sektion Oberwallis organisierte diesen zweitägigen Anlass zum zweiten Mal nach 2001. Vor 18 Jahren war Visp der Austragungsort, diesmal Leukerbad. Das siebenköpfige OK um OK-Präsident Rolet Gruber konnte zu den Veteranentagen des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV) 370 Gäste begrüssen. Die Sektion Oberaargau-Emmental war mit zwanzig Personen vertreten. Diese logierten alle im Hotel Dala und nutzten die Gelegenheit, den auf 1400 Meter über Meer gelegenen Tagungsort nicht nur samstags und sonntags zu besuchen, sondern bereits am Freitag anzureisen und bis Montag oder gar noch länger im grössten Thermalferienort der Alpen zu verbringen.

Dank an Peter Bachmann, Burgdorf
Erster Höhepunkt der Veteranentage in Leukerbad war für die Sektion Oberaar­gau-Emmental das hervorragende Raclette am Freitagabend im Hotel Dala. Fazit: Besser geht nicht. «Wir sind parat», sagte OK-Präsident Rolet Gruber am Samstagmorgen bei der Begrüssung zur Präsidentenkonferenz, an der alle 24 Veteranensektionen des SFV vertreten waren – die Sektion Oberaargau-Emmental mit Präsident Mario Kochan und Hans Mathys als dienstältestem Vorstandsmitglied. Zentralpräsident Hansruedi Jakober hiess namentlich Mario Kochan (Langenthal) willkommen, war er doch – als Nachfolger von Peter Bachmann (Burgdorf) – der einzige dieses Jahr neu gewählte Präsident aller 24 Sektionen. Jakober dankte dem bisherigen Präsidenten Peter Bachmann für dessen tolles Engagement. Finanzchef Hanspeter Metzger stellte die Rechnung 2018 vor, die mit einem Gewinn von 1940 Franken abschliesst und das Vermögen per 31. Dezember 2018 auf 69 320 Franken ansteigen lässt. Die Beiträge, die jede Sektion pro Mitglied an die Veteranen-Vereinigung des SFV zu zahlen hat, bleibt unverändert bei Fr. 4.50. Nachdem bereits das vor einem Jahr an den nationalen Veteranentagen in La Chaux-de-Fonds genehmigte Budget 2019 ein Minus von 5700 Franken vorsah, hatte die Präsidentenkonferenz diesmal fürs Jahr 2020 ein Budget zu genehmigen, das sogar mit 21 400 Franken Verlust rechnet. Dieser lässt sich primär damit begründen, dass die Veteranen-Vereinigung des SFV nächs­tes Jahr den 75. Geburtstag feiert und zu diesem Jubiläum allen 24 Sektionen einen Obolus von 500 Franken zukommen lässt – zudem je einen Fünfliber für jedes im Jubiläumsjahr geworbene Neumitglied.

Schweizweit 10 833 Mitglieder
Per 31. Dezember 2018 zählte die Veteranen-Vereinigung 10 833 Mitglieder: Deutschschweiz 8728 (inklusive Sektion Oberaargau-Emmental mit 474), Suisse romande 1729, Ticino 376. 10 833 Mitglieder bedeutet bei 481 Neumitgliedern, 424 Austritten und 190 Todesfällen eine Abnahme um 133 Mitglieder. 719 aller Mitglieder sind Frauen (6,6 Prozent). Zentralpräsident Jakober informierte an der Präsidentenkonferenz darüber, dass im Juni 2020 zwei Mitglieder des Zentralvorstandes zurücktreten werden: Jean-Claude Perruchoud und Giovanni Keller. Einstimmig wählte die Konferenz der Präsidenten Pascal Wiget von der Sektion Nordwestschweiz als Ersatzrevisor. Er wird in einem Jahr als 2. Revisor aktiv, wenn (turnusgemäss) der 1. Revisor (Peter Studer, Sektion Baden) ausscheidet und der aktuelle 2. Revisor (John Zufferey, Sektion Valais-Romand) 1. Revisor wird. «Er hat immer ein offenes Ohr für uns Veteranen gehabt», sagte Jakober und schlug vor, Peter Gilléron – er war die vergangenen zehn Jahre Zentralpräsident des SFV – mit Applaus zum neuen Ehrenmitglied zu ernennen. Die Präsidentenkonferenz folgte dem Antrag des Vorstandes, wobei der Applaus eher verhalten denn euphorisch ausfiel.
Am Samstagnachmittag bot das OK den 370 Gästen in Leukerbad fünf Ausflugsprogramme: Dorfführung, Besichtigung Thermalquellen-Steg der Dalaschlucht, mit der Seilbahn auf Torrent, individueller Besuch der Leukerbad-Therme, Besichtigung und Führung Technik­räume in der Leukerbad-Therme. Am anschliessenden Apéro beim Busbahnhof – begleitet vom Konzert der Musikgesellschaft Gemmi, Leukerbad – wurde eifrig und positiv über die gewonnenen Eindrücke diskutiert. Der Abend in der Sportarena stand im Zeichen eines Gala­menüs sowie toller Unterhaltung mit dem Trio Kohlbrenner, der Tanzschule dTN sowie dem im Publikum noch und noch für Lachsalven sorgenden Simmentaler Komödianten und Musiker Martin Sumi.

Feierliche «Landsgemeinde»
Feierlichster Akt der Veteranentage ist jeweils am Sonntagmorgen die sogenannte Landsgemeinde – auch der Toten­ehrung wegen. «In tiefer Ehrfurcht verneigen wir uns vor den verstorbenen Mitgliedern», sagte Zentralpräsident Hansruedi Jakober und liess sektionsweise jene Namen der 188 Männer und zwei Frauen auf Leinwand projizieren, die die Veteranenvereinigung im Jahr 2018 für immer verlassen haben – darunter auch fünf der Sektion Oberaargau-Emmental. Als die Oberwalliser Blaskapelle Planggorni zum Abschluss der Totenehrung «Ich hatt’ einen Kameraden» spielte, drückte dies da und dort auf die Tränendrüse.
Jetzt richteten diverse Redner Grussworte an die Veteranen. «Was macht Fussball aus?», fragte der Walliser CVP-Ständerat Beat Rieder und gab die Antwort gleich selber: «Freude und Teamgeist – beides zelebrieren Sie heute Abend.» Christian Grichting, Gemeindepräsident von Leukerbad, stellte den Festort als «grösste Thermalbade- und Wellnessdestination der Alpen mit einer prachtvollen, von der Natur geschaffenen Landschaft» vor. CVP-Nationalrat Thomas Egger erzählte humorvoll, dass er nach zwei Spielen auf der Ersatzbank dem Fussball den Rücken gekehrt und aufs Velo umgesattelt habe. Ein Highlight punkto Schlagfertigkeit lieferte erneut Robert Sturny, Ehrenpräsident der SFV-Fussball-Veteranen. Als Übersetzer Deutsch-Französisch (oder umgekehrt) lässt er jeweils seinen Charme spielen und bringt Aussagen langer Reden – gekonnt und eigenwillig gekürzt – auf den Punkt.
Goldabzeichen erhielten jene Mitglieder, die mindestens fünf Jahre im Vorstand einer Sektion sind, Gutscheine gab es für Mitglieder mit 15-jähriger Tätigkeit im Vorstand oder 10-jährigem Wirken im Präsidium einer Sektion. Barpreise gingen an Werbekönige. Die Sektion Innerschweiz war mit 71 neuen Mitgliedern besonders fleissig: 600 Franken. Drei weitere Sektionen wurden mit 500, 400 und 300 Franken dafür belohnt, dass sie prozentual zum Mitgliederbestand den höchsten Zuwachs verzeichneten: Thurgau 31,7, Oberwallis 15,7 und Bern acht Prozent. Als ältester Teilnehmer an den Veteranentagen wurde der 96-jährige, ehemalige YB-Chronist Moritz Rapp (Sektion Bern) geehrt.

Sepp Blatters kritisches Statement
Ein begehrtes Fotosujet in Leukerbad war der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter, der sich auf der Bühne kritisch zur Entwicklung im Fussball äusserte. Er sei stolz, Mitglied der «grossartigen» Vereinigung der Fussballveteranen zu sein. Im internationalen Fussball sei die Übersättigung gewaltig, die Schere zwischen Arm und Reich zu gross geworden. Ein Dorn im Auge sind ihm vor allem die viel zu hohen Transfersummen und die Tendenz, dass man am TV selbst Finalspiele nur noch gegen Bezahlung sehen könne und nicht mehr gratis auf öffentlich-rechtlichen Sendern. «Das kann man nicht stoppen, und das ist nicht gut», hielt Blatter resigniert fest. Auch Christian Constantin, Präsident des FC Sion, trat auf die Bühne. Er beantwortete in einem Talk aktuelle Fragen zum FC Sion, wobei auch der Name Valon Behrami fiel, der wenige Tage später prompt für zwei Jahre verpflichtet wurde.
Die nächsten Veteranentage finden am 6. und 7. Juni 2020 in Luzern statt (organisiert von der Sektion Innerschweiz), die übernächsten am 12. und 13. Juni 2021 in Pfäffikon (Kanton Schwyz) am Zürichsee (organisiert von der Sektion Zürich). Am 10. und 11. Juni 2023 lädt die Sektion Bern aus Anlass des 75-jährigen Bestehens in die Bundesstadt ein. Bisher noch nicht vergeben werden konnten die Veteranentage 2022 und 2024. Jene von 2019 in Leukerbad schlossen mit einem Mittagessen, musikalischer Unterhaltung mit dem Walliser Entertainer Walter Keller und einem riesigen Beifall für das Leukerbader OK, das zwei unvergessliche Tage organisiert und die Sportarena mit vielen, vielen Fussbällen wirkungsvoll dekoriert hatte.

Hans Mathys


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