4500 Musikfans lassen die Stadt kochen

  24.09.2019 Aktuell, Foto, Kultur, Burgdorf, Jugend, Region, Vereine

Einfach alles stimmt: die vielen Tausend Jungen und Jugendlichen aus allen vier Landesteilen der Schweiz sowie deren Begleiter und Familien, die Bevölkerung von Burgdorf und dem weiten Umkreis, Musikliebhaber aus nah und fern sowie die grosse Schar von Helfern, ohne die ein solcher Grossanlass gar nicht stattfinden könnte. Dazu kommt, dass Petrus einmal mehr die in ihn gesetzten Erwartungen zuverlässig erfüllt hat: strahlender Sonnenschein am Samstag, nachts und ganz früh am Sonntagmorgen etwas Regen und dann während des ganzes Sonntags Sonnenschein. Aber kurz vor 22 Uhr lässt er das Feuer­spektakel im Regen untergehen.

Musik wohin man hört
Das ganze Wochenende können Musikliebhaber an ganz unterschiedlichen Orten in Burgdorf perfekt dargebotene Musik geniessen. Sei es am Samstag und Sonntag jeweils mehrere Stunden entlang der Heimiswilstrasse, wo viele Formationen im exakten Gleichschritt mitreissende Parademusik bieten, vom zahlreich anwesenden Publikum lautstark beklatscht. Oder an den Dutzenden Versammlungsorten – verteilt über das Kornhausquartier – wo sich die Formationen sammeln und vor dem Abmarsch Richtung Schützematt noch schnell ein Spontankonzert spielen.
Daneben kann das Publikum auch den Hauptproben vor den offiziellen Konzerten beiwohnen und später dann den Vorträgen einer anderen Gruppe lauschen.
Bequeme Schuhe sind angesagt, wenn man möglichst viele Vorträge beim Konzertwettbewerb besuchen will. Da jeweils vor dem ersten Ton die Türen schliessen, heisst es genau nach Plan zwischen Markthalle, Kulturhalle, Pestalozzihalle und der Aula Gsteighof pendeln. Die Jury bewertet u.a. Dynamik, Rhythmik, Technik und Musikalität und ist – wie sich bei der Preisverleihung herausstellt – mit den erzielten Ergebnissen sehr zufrieden.

Für jeden Geschmack
Seitlich vom Kornhaus lädt auf einer überdachten Bühne alle 45 Minuten eine andere Musikformation zahlreiches Publikum zum Verweilen auf den bereitgestellten Festbänken ein. Davon wird rege Gebrauch gemacht. Nebenan lockt ein Markt mit zahlreichen Ständen zum «Lädele und Gänggele». Vor allem der Softeisstand zieht Jung und Alt unwiderstehlich an.
Eine gleiche Bühne mit Infrastruktur steht auf dem Landi-Parkplatz. Auch hier wechseln die Formationen, während das Publikum meist wie angenagelt auf den ergatterten Sitzplätzen ausharrt.
Unwiderstehlich angezogen werden bis sehr weit über Mitternacht – genüsslich eingeräumt von nicht wenigen Nachtschwärmern – viele Jugendliche, die unter dem Motto «und dann steppt der Bär» auf fünf Bühnen die Musik hören können, die ihnen am besten gefällt: Blasmusik, Klassik, Volksmusik (für die etwas Älteren ab 25) Soul, Funk, Jazz, Hip-Hop für die Lebendigen, Balkanmusik fürs Herz.

Verpflegung exakt nach Zeitplan
Viele der Jungen und Jugendlichen aus entlegenen Landesteilen sind am Samstag um 5 Uhr oder früher aufgestanden, um pünktlich um 9 Uhr zu Beginn der Wettbewerbe parat zu sein. Der Tag wird lang, es wird immer wärmer, und die Suche nach Schattenplätzen nimmt zu. Überall bilden sich Gruppen. Wer gerade nicht während der mehrere Stunden dauernden «Massenfütterung» geschlossen als Formation ins grosse Festzelt marschiert oder einen Auftrittsunterbruch hat, relaxt auf der Schützematt im Schatten. Und das sind Hunderte. Im Zelt fällt immer wieder auf, dass die Musikgruppen nach dem Essen ihr Geschirr mit allem Drum und Dran sauber zusammenstellen und selber in die Küche zurückbringen. So wird dieser Tischteil bereit gemacht für die nächsten.
Die von fern angereisten Musikgruppen übernachten in Turnhallen und Zivilschutzanlagen, manche sind in umliegenden Gemeinden untergebracht. «Wir haben jeder Person eine Luftmatratze geschenkt für einen gesunden, langen Schlaf», schmunzelt OK-Präsidentin Christa Markwalder.
Die Ehrengäste bekommen am Sonntag nach dem VIP-Apéro übrigens das gleiche Mittagsmenü serviert wie die Musikanten. Übereinstimmend findet das die grosse Schar aus Politik und Musikszene völlig in Ordnung. Vor begeistertem Publikum findet noch die Rasenshow vor dem Festzelt statt, bevor alle zur Schlussfeier mit Rangverkündigung das Zelt stürmen.

Kein Fest ohne Reden
Wenn sich routinierte Fachleute an junges Publikum wenden, sind ihre Worte meist direkter und weniger salbungsvoll. Löbliche Ausnahmen sind für das Jugendmusikfest Fabio Küttel, Präsident des Schweizer Jugendmusikverbandes, und Christa Markwalder, OK-Präsidentin. Beide finden fast die gleichen Worte zu «diesem Fest voller Freude, Emotionen, Harmonien und Rhythmen, bei dem wir in Burgdorf die Jugend und die Schweiz musikalisch beben liessen» (Markwalder), die beide erst an die VIP-Gäste und später bei der Siegerehrung an die Tausenden von Anwesenden richten. Küttel spricht von der «ersten Liebe im Leben», die heute bei den Jungen bekanntermassen noch nicht der Musik gehört, sondern erst mal den Computerspielen und dem Internet, bevor sich ein Junger oder Jugendlicher der Musik zuwendet. «Die, die heute hier sind, haben diese Liebe gefunden!» Ohrenbetäubender Applaus und Pfiffe folgen.
Auch Bundesrätin Simonetta Somaruga, gelernte Konzertpianistin, gibt persönliche Ratschläge für eine tragfähige musikalische Bindung durchs ganze Leben. Die Anwesenden danken allen Rednern mit Standing Ovations, Tanz auf Bänken und Tischen sowie Pfeif- und Jubelausbrüchen. Das gilt auch für die anschliessende Rangverkündigung und die Übergabe der Pokale.

Gerti Binz
Rangliste und weitere Informationen unter www.burgdorf19.ch.


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