Stimmbürgerinnen und Stimmbürger sagen «Ja» zur neuen Überbauungsordnung

  26.02.2020 Aktuell, Foto, Wirtschaft, Hasle bei Burgdorf, Politik

Gemeindepräsident Walter Scheid­egger von Hasle mochte sich nicht erinnern, während seiner langen Amtszeit je eine so gut besuchte Einwohnergemeindeversammlung erlebt zu haben. 273 Stimmbürgerinnen und Stimmbürger (11,3 Prozent aller Stimmberechtigten) fanden sich in der Mehrzweckhalle Preis­egg ein, um sich an der ausserordentlichen Versammlung über die Überbauungsordnung «Kiesabbau Dicki, Erweiterung Grossacher» informieren zu lassen, zu diskutieren und abzustimmen.
Unmengen Kubikmeter Kies hat die 1987 gegründete Firma Fritz Blaser AG in den vergangenen Jahren im Gebiet Eichholz in Hasle abgebaut. Derzeit wird der letzte Teil der im 2008 genehmigten Überbauungsordnung abgebaut und nach Schätzung wird so um 2024 das Kiesvorkommen aufgebraucht sein. Alle vorherigen Etappen sind bereits rekultiviert und können wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Wie ein Landeigentümer anfügte, sind sie in einem besseren Zustand als vorher. Deshalb soll die heute 14 Hektar grosse landwirtschaftlich genutzte Fläche auf der andern Seite der Länggasse im Gebiet Grossacher dafür genutzt werden, weitere Jahre den Kiesabbau der Firma Fritz Blaser AG in der Gemeinde zu sichern.
Wenn so viele Bürgerinnen und Bürger Interesse zeigen am Gemeindegeschehen, dann geht es meistens um Geld. Für die Gemeinde Hasle sogar um sehr viel Geld. Die Fritz Blaser AG geht davon aus, jährlich 100 000 Kubikmeter Kies abzutragen. Für jeden Kubikmeter will das Unternehmen der Gemeinde 1 Franken abliefern. Der sogenannte «Kiesbatzen» von 20 000 Franken, den die Firma Fritz Blaser AG der Gemeinde in den letzten zehn Jahren jährlich zukommen liess, sollte sich nun für den Abbau verfünffachen auf 100 000 Franken und für jeden Kubikmeter Deponiematerial, der dann später zum Auffüllen der Gruben zugeführt werden muss, würden erneut 50 Rappen in die Gemeindekasse fliessen. Gerade diese 50 Rappen sollten an der Versammlung zu angeregten Diskussionen führen. Fünf von sieben Votanten waren ganz klar der Meinung, dass über den Preis von 50 Rappen, der von der Firma Blaser vorgegeben worden sei, unbedingt verhandelt werden müsse, was bis anhin nicht geschehen sei. Auf den Preisindex für Baumaterial hinweisend, zeigte sich, dass dieser für Kies zwar stagniere, jedoch steigend sei für Deponiegut. Das sei ein guter Grund, sich nicht mit 50 Rappen zufriedenzugeben. Für ein Unternehmen mit einem Millionenumsatz sollte dies kein Problem sein. Einer der Redner prophezeite der Firma sogar eine goldene Zukunft. Es wurde von keiner Seite ein Antrag zur Ablehnung gestellt, einzig eine Aufforderung zur Zurückweisung des Geschäfts für Neuverhandlungen. Etwas Gegensteuer gab der Präsident des Gewerbevereins Hasle. Zum einen sei die Fritz Blaser AG die grösste juris­tische Steuerzahlerin der Gemeinde und zudem würden nur relativ wenig sonstige Arbeitsplätze angeboten. Umso wichtiger scheine es, diese wenn möglich zu erhalten. Im Dicki würden aktuell 45 Mitarbeitende beschäftigt. In einem gezeigten Informationsfilm der Firma Fritz Blaser AG zum Zweck der Aufklärung und Verständigung, den zu zeigen die Anwesenden zwar vorgängig ihr Einverständnis geben mussten, stellten Mitarbeitende wie auch Landbesitzer der Firma Fritz Blaser AG ein gutes kooperatives Zeugnis aus.
Bei der Abstimmung zeigte sich, dass trotz der verschiedenen kritischen Stimmen dem Antrag des Gemeinderates zur Annahme der Überbauungsordnung «Kiesabbau Dicki, Erweiterung Grossacher» mit einem deutlichen Mehr zugestimmt wurde. In Zukunft wird die Gemeinde dieses Geld auch nicht mehr in einen zweckgebundenen Fonds einlegen müssen. Es wird stattdessen in den Steuerhaushalt einfliessen und somit allen Gemeindemitgliedern zugute kommen.

Rosmarie Stalder


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